Bizarre Lichtmuster

Mysteriöser Stern heizt Alien-Spekulationen an

16. Oktober 2015, 13:47 Uhr | Daniel Dubsky
Die Milchstraße, aufgenommen vom Weltraumteleskop Kepler
© Carter Roberts - Kepler Weltraumteleskop

Starke und unregelmäßige Veränderungen des Lichtes, das der vom Weltraumteleskop Kepler beobachtete Stern »KIC 8462852« abstrahlt, nähren Spekulationen, es könnte sich um Spuren von Technologie einer außerirdischen Zivilisation handeln.

Etwa 150.000 Sterne beobachtet das Weltraumteleskop Kepler seit 2009 – einer davon hat es nun mit ungewöhnlichen Veränderungen seines Lichts zu größerer Bekanntheit gebracht: KIC 8462852. Mit bloßem Auge ist der Stern nicht sichtbar, doch Mitglieder der Community von Planet Hunters, die der NASA bei der Auswertung der von Kepler gesammelten Daten helfen, markierten ihn wiederholt als »interessant« oder »bizarr«. Ihnen war aufgefallen, dass die Lichtmuster des Sterns von denen anderer Sterne abwichen.

»Wir haben noch nie einen Stern wie diesen gesehen«, erklärte Tabetha Boyajian von der Yale University gegenüber The Atlantic. »Es war wirklich komisch. Wir dachten, dass es sich um falsche Daten oder Bewegungen der Raumsonde handeln könnte, aber das haben wir abgeklärt.«

Natürliche Erklärungen für die Lichtveränderungen zu finden, ist nicht ganz einfach. Zwar können vorbeiziehende Planeten für Schwankungen sorgen, doch diese betragen maximal ein Prozent der Helligkeit, während bei KIC 8462852 Schwankungen von bis zu 22 Prozent beobachtet wurden. Dafür bräuchte es schon riesige Mengen an Materie, die den Stern in großer Nähe umkreist. Bei jungen Sternen kommt so etwas vor, aber nicht bei alten wie KIC 8462852, wo sich die Materie längst zu Planeten hätte verdichten müssen. Zudem fehlt die auffällige Infrarotstrahlung einer durch den Stern erhitzten Teilchenwolke.

Boyajian zufolge könnte ein anderer Stern KIC 8462852 nahegekommen sein und große Mengen Materie in seine Richtung geschleudert haben. Das würde zumindest die auffälligen Schwankungen im Licht des Sterns erklären, wenn auch nicht die fehlende Infrarotstrahlung.

Eine andere Interpretation der Daten liefert Jason Wright von der Penn State University, der in Kürze etwas zu diesem Thema veröffentlichen will. Forscher des SETI-Programms hätten schon vor langer Zeit vermutet, dass die Menschen außerirdische Zivilisationen entdecken könnten, indem sie nach Technologie suchen, die andere Sterne umkreist. Wright zufolge seien die Lichtveränderungen bei KIC 8462852 möglicherweise auf einen Schwarm riesiger, künstlicher Strukturen zurückzuführen, etwa Sonnenkollektoren. Allerdings merkt er gegenüber The Atlantic an: »Aliens sollten immer erst die allerletzte Hypothese sein, die man in Betracht zieht, aber das sieht wie etwas aus, das man von einer Alien-Zivilisation erwarten würde.«

Boyajian und Wright arbeiten nun mit Andrew Siemion vom SETI Research Center der University of California daran, Radioteleskope auf den mysteriösen Stern zu richten, um nach Hinweisen auf technologische Aktivitäten oder weiteren natürlichen Erklärungen zu suchen.


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