Die Messe ist tot – es lebe das Event

Nach dem Systems-Aus kommt »discuss & discover«

10. Dezember 2008, 7:37 Uhr |

Das Ende der Münchener Messe »Systems« war zwar absehbar. Letztlich kam es aber schneller als erwartet. Im Hauruckverfahren konzipierte die Messegesellschaft daher ein komplett neues, internationales Event: »discuss & discover«. Sechs Module – von der Ausstellung über Kongresse bis zur Massenparty – bilden die Plattform, auf der sich künftig ITK-Unternehmen präsentieren sollen.

München ist beliebt bei Touristen. Fremdenverkehrs-Chefin Gabriele Weishäupl meldet Jahr für Jahr neue Rekordzahlen. Ernüchternder fällt die Bilanz für Klaus Dittrich, den Chef der Systems aus. Der Geschäftsführer Messe München berichtete nach dem Rekordjahr 2000 fortan sinkende Aussteller- und Besucherzahlen. Zwar wurde ständig am Konzept der ITK-Messe gefeilt, doch das Interesse an der Veranstaltung ging von Mal zu Mal zurück.

Insgesamt bestand die Messe fast vier Jahrzehnte. Gegründet 1969 auf dem alten Messegelände an der Theresienwiese vomdamaligen Messechef und »Systems-Vater « Gerd vom Hövel. Viele Jahre versuchte die Systems an die Ce- BIT in Hannover anzuschließen, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass München ein eigenes Konzept brauchte. In den vergangenen Jahren hielt sich die Systems einigermaßen über Wasser, nominell sogar als Nummer drei auf dem weltweiten Parkett, während andere internationale IT-Veranstaltungen schließen mussten. Doch das Ende war unaufhaltsam.

Das alles ist nun Makulatur. Die Zukunft auf dem Münchener Messegelände heißt künftig »discuss & discover«. Ein Event, das nichts mehr mit der Vorgängermesse gemein haben soll, außer der Basis Informationstechnik und Telekommunikation. Es soll erstmals im kommenden Jahr vom 20. bis 22. Oktober stattfinden. Doch die erhoffte Begeisterung blieb bei der Enthüllung des Namens und des Untertitels »beyond bits and bytes« bei der Präsentation vor Journalisten aus.

Das künftige Event mit dem gewöhnungsbedürftigen Titel soll eine völlig neue Ära auf dem Münchener Messegelände einläuten: Die Produktpräsentation in Form einer Ausstellung steht nicht mehr im Mittelpunkt. Ziel der Messegesellschaft ist ein Konzept, das es in dieser Form zumindest im IT-Umfeld in großem Rahmen noch nicht gibt. »Unser Fokus liegt weder auf einzelnen Produkten noch auf einzelnen Lösungen, sondern auf den zentralen Strategien und Trends des IT-Einsatzes in den Unternehmen, in der Verwaltung und in unserem Alltag«, erläutert Messechef Dittrich. Dahinter steckt ein Event, bei dem Teilnehmer aus sechs Modulen – Messe (Ausstellung), Corporate Events, Public Forum, Conference, Sozial Events und Internet – die für sie passenden Elemente aussuchen können. Zudem sind unter dem Begriff Sozial Events außerhalb des Messegeländes große Veranstaltungen möglich wie beispielsweise eine Digital Culture Party oder eine Nacht der Aussteller.

Das Konzept, das Dittrich als »Integration von Präsentation, Kommunikation und Emotion« umschreibt, soll alle Unternehmen der ITK-Branche ansprechen. Als Besucher möchte die Messegesellschaft vor allem Entscheider, Entwickler und Experten anlocken. Dittrich: »Dies ist ein Event, das sich mit Ausstellung, Konferenzen und Diskussionsforen an Bto- B-Entscheider wendet und bei dem das Internet integraler Bestandteil sein wird.« Die Zielsetzung ist ebenfalls klar definiert: Das neue Event soll in spätestens fünf Jahren mehr als 50.000 Teilnehmer zählen, wenigstens fünf Ausstellungshallen und natürlich das Kongresszentrum ICM komplett belegen.

Zumindest mit den Großen der ITK-Branche sind bereits Gespräche geführt worden, wie Dittrich anmerkt. Die Resonanz sei durchweg positiv. So wie beispielsweise von Werner Schwarz, Director Solutions Sales bei Cancom, der dem Event große Chancen einräumt, »sich zu einer interessanten Plattform zu entwickeln«. Jan Roschek, Marketing-Direktor bei Cisco, sagt: »Der informierte Fachbesucher kommt nicht mehr auf Messen, umsich über technische Details zu informieren, sondern sucht nach Business- und IT-Lösungen, die er mit Experten diskutieren möchte.« Für Jörg Schmidt, Business Development Manager SMB bei Dell, klingt das neue Konzept vielversprechend: »Wenn es gelingt, erneut Investitionsentscheider aus mittelständischen Unternehmen erfolgreich anzusprechen, kann auch die neue Veranstaltung für Dell interessant sein.«


  1. Nach dem Systems-Aus kommt »discuss & discover«
  2. Die sechs Säulen des Events

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