Negativrekord offiziell: Knapp 40.000 Firmenpleiten in 2003. Unrühmlicher Rekord in 2003: Noch nie gab es so viele Insolvenzen. Knapp 40.000 Unternehmen traten den Gang zum Insolvenzgericht an. In diesem Jahr rechnet die Auskunftei Creditreform mit etwa 42.000 Pleiten - trotz Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft.
Nun ist es offiziell: Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform teilte mit, dass im vergangenen Jahr die Unternehmenspleiten um 5,5 Prozent auf 39.700 angestiegen sind. Der prozentuelle Zuwachs sei zwar nicht so groß gewesen wie in den vorangegangenen Jahren, aber von einer Trendwende sei die deutsche Wirtschaft noch weit entfernt. So rechnet die Auskunftei in diesem Jahr mit einem weiteren Anstieg um etwa fünf Prozent auf rund 42.000 Insolvenzen. Besonders dramatisch haben sich die Gesamtinsolvenzen, also Unternehmen einschließlich Privatpersonen entwickelt. Die Zahl stieg um 18,3 Prozent auf insgesamt 99.800 Fälle, wobei zu berücksichtigen ist, dass seit der Neufassung des Insolvenzrechts 2001 immer mehr Privatpersonen von der Möglichkeit gebrauch machen, Insolvenz anzumelden.
Verstärkt von Unternehmensinsolvenzen betroffen ist der Mittelstand. Besonders Finanzierungsengpässe und hohe Außenstände haben den Firmen zu schaffen gemacht. "Vielen Unternehmen geht einfach das Geld aus", kommentiert Helmut Rödl, Hauptgeschäftsführer bei Creditreform, die Entwicklung. Fatal seien zudem die strengen Eigenkapitalrichtlinien der Banken. Außerdem würden die Finanzinstitute ihre Kreditbücher bereinigen. "Das trifft vor allem die eigenkapitalschwachen Mittelstandsbetriebe in Deutschland ins Mark", fügt er hinzu. Derzeit decken die Mittelstandsbetriebe noch nicht einmal zehn Prozent ihres Finanzierungsbedarfs mit Eigenmitteln.
In ganz Westeuropa stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen um 3,9 Prozent auf 157.138 an. Den größte Zuwachs meldete Portugal mit plus 42,4 Prozent auf 2.980 Firmen. Platz zwei belegte Norwegen mit 3.080 Insolvenzen (plus 18,3 Prozent). Selbst in der "sicheren" Schweiz meldeten 4.539 Unternehmen Insolvenz an, also 13,4 Prozent mehr als 2002. Die wenigsten Unternehmensheimgänge wies die grüne Insel Irland aus. Dort gingen die Insolvenzen um 16,6 Prozent auf 316 Fälle zurück.
Nach wie vor mies ist laut Creditreform das Zahlungsverhalten in Westeuropa. Am längsten warten Betriebe in Italien auf ihr Geld: Im Schnitt 84 Tage. Hingegen zahlen mit 38 Tagen die Schweizer am schnellsten. In Deutschland dauert es durchschnittlich 40 Tage, bis der Rechnungsbetrag auf dem Empfängerkonto landet, obwohl ein Zahlungsziel von 24 Tagen ausgemacht war.