Neuheiten von Sony, Microsoft und Nintendo: Neue Runde im Kampf der Konsolen-Hersteller. Auf der Games Convention in Leipzig stellte Marktführer Sony seine neue Playstation Portable (PSP) als absolutes Messe-Highlight vor. Konkurrent Microsoft will mit seiner rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft lieferbaren Xbox 360 kontern. Uwe Bassendowski, Chef von Sony Computer Entertainment, zeigte sich im Interview mit CRN zuversichtlich, zur Markteinführung mehr PSPs als Playstation 2-Konsolen zu verkaufen.
Der anhaltenden Konsumzurückhaltung zum Trotz ist der Gesamtmarkt für Games in Deutschland auf einem aufsteigenden Ast. Während die Konsolenhardware im vergangenen Jahr aufgrund von Preissenkungen schwächelte, lagen die Spiele im Trend. Laut einer Studie des Branchenverbands BVT stieg das gesamte Umsatzvolumen mit Unterhaltungssoftware in 2004 um 15 Prozent auf 1,31 Milliarden Euro. Konsolensoftware legte um fast 14 Prozent auf 642 Millionen Euro zu.
Es gibt allerdings einen Wermutstropfen: Die laufenden Konsolen-Generationen sind überholt, die Nachfolgemodelle längst angekündigt. Im Zuge dieser Entwicklung kam es zu drastischen Preissenkungen, mit der Hardware kann der Handel kaum noch Geld verdienen. Doch das wird sich ändern, wenn die von der Branche mit Spannung erwarteten Neuerscheinungen auf den Markt kommen. Schließlich stehen mit der Xbox 360 und der Playstation Portable (PSP) zwei neue Konsolen kurz vor der Markteinführung.
Der Produktreigen beginnt mit Sonys Play Station Portable, die am 1. September europaweit gelauncht wird. Sony Computer Entertainment (SCED) stellte das Produkt auf der Games Convention in Leipzig als absolutes Highlight der Messe vor. Schon kurz nach dem Öffnen der Messetore strömten 28.000 Videospiel-Fans auf den Stand des Herstellers. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen: »Wir rechnen damit, die Absätze um 1,5 Prozent im Vergleich zur Markteinführung der Playstation 2 zu steigern«, betont Uwe Bassendowski, Commercial Director von Sony Computer Entertainment Deutschland, im Gespräch mit Computer Reseller News. Sony wird den mobilen Allrounder für 3D-Spiele in Playstation 2-Qualität, Filme, Fotos und Musik deutschlandweit an 3.500 Vertriebsstellen ausliefern. Doch nach wie vor ist die altbewährte Playstation 2 ein wichtiger Umsatzträger des Unternehmens: »Wir haben mit der PS2 erst 60 Prozent des Lifecycle-Absatzes erreicht«, so Bassendowski. Sony dominiert den Markt für Spielkonsolen und Software und ist mit einem Anteil von 65 Prozent der Marktführer in diesem Segment. Firmenangaben zufolge sind in Deutschland 3,5 Millionen Playstation 2-Geräte installiert ? die Konkurrenten Microsoft und Nintendo hinken mit Absatzzahlen von jeweils unter einer Million deutlich hinterher. Weltweit verkaufte der Konzern bislang gar 91,62 Millionen Konsolen. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres konnte SCED in Deutschland laut Bassendowski beim Software-Absatz um 30 Prozent zulegen, die Hardware wuchs um 27 Prozent. Von sinkenden Margen in Zusammenhang mit der Playstation 2 will der Chef von Sony Computer Entertainment aber nichts wissen: »Die Margen für den Handel setzen sich aus einem passenden Mix aus Hardware, Spielen und Zubehör zusammen und sind für unsere Partner durchaus lukrativ.« Für den Sony-Manager ist der Trend in der Spiele-Industrie eindeutig: »Das enorme Besucherinteresse am ersten Tag auf der Games Convention zeigt einen neuen Trend zum Mobile Entertainment. Wir erleben derzeit eine Verschiebung vom PC zur Konsole. Mittlerweile werden genauso viele Spiele für die Playstation verkauft wie für den gesamten PC-Markt.«
Die PSP wird derzeit zwar mit Spannung erwartet, doch einige Händler nutzen die hohen Erwartungen der Gamer aus, indem sie die Konsole vor dem offiziellen Verkaufsstart auf den Markt bringen ? sehr zum Ärger von Sony. So hat beispielsweise der Hongkonger Retailer Lik-Sang.com europäische Händler und Kunden bereits mit dem begehrten Portable beliefert. Dafür gab es auch prompt eine Klage des Herstellers vor dem Gerichtshof in Hongkong. »Das ist der aggressivste Schritt eines Konsolen-Herstellers gegen einen eigenen Kunden in der 30-jährigen Geschichte der Videospiele«, beklagt sich Pascal Clarysse, Marketing Manager von Lik-Sang.com. Für Deutschland-Chef Bassendowski sind die asiatischen Importe kein großes Problem: »Wir haben den Handel informiert und auf die Gesetzmäßigkeiten hingewiesen.« Man wolle nicht die Kunden verklagen, sondern gehe nur gegen die Importeure vor.
Mittlerweile werben die ersten Retailer in ihren Flyern mit PSP-Bundles. So kostet bei Media Markt die Konsole mit zwei Filmen in Sonys proprietärem UMD-Format und einem Spiel 299 Euro.
Doch auch Konkurrent Microsoft nutzte die Games Convention als Plattform, um mit der Xbox 360 die erste Konsole der dritten Generation vorzustellen. Das Unternehmen bringt als einziger Hersteller die neue Xbox pünktlich zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt und hofft, mit diesem zeitlichen Vorsprung gegenüber Sony aufholen zu können. Schließlich werden die Japaner ihre neue Konsolen-Generation, die Playstation 3, erst im nächsten Jahr vorstellen. Doch noch bleibt der Marktführer gelassen: »Wir waren auch mit unserer ersten Playstation nicht die ersten auf dem Markt und haben trotzdem die Marktanteile geholt«, so Bassendowski.
Die Redmonder werden die neuen Konsolen zum Weihnachtsgeschäft in zwei Varianten ausliefern: Die billige Variante für 299 Euro kommt ohne Festplatte, für 100 Euro mehr gibt es neben einer 20 Gigabyte großen Festplatte und einem Wireless-Controller auch ein Headset, eine Ethernet-Karte und eine Fernbedienung.
Nintendo, der Dritte im Bunde der Konsolen-Hersteller, will mit dem »Gameboy Micro«, einer Variante seines Erfolgsmodells »Gameboy Advance«, seine marktbeherrschende Position im Bereich Handheldkonsolen behaupten. Das Gerät soll für umgerechnet weniger als 100 Euro zunächst ab September in Japan verkauft werden. Wie auch Microsofts Xbox 360 soll das Gerät in Europa dann rechtzeitig zu Weihnachten lieferbar sein. Die neue Konsolengeneration »Revolution« soll dann ? wie das Konkurrenzprodukt aus dem Hause Sony ? im nächsten Jahr folgen.
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