»Neutralität ist die beste Versicherung«
»Neutralität ist die beste Versicherung« Sohaib Abbasi lenkt seit fast fünf Jahren die Geschicke des kalifornischen Software-Herstellers Informatica und hat das Unternehmen wieder kompromisslos auf Datenintegration ausgerichtet. InformationWeek-Redakteur Dr. Werner Fritsch sprach mit ihm über die Aussichten angesichts fortschreitender Marktkonsolidierung.

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Herr Abbasi, wozu gibt es Informatica eigentlich?
Wir wollen unsere Kunden in die Lage versetzen, Kosten zu senken und Wettbewerbsvorteile aus ihren Daten zu erlangen. Wir befähigen sie, auf alle ihre Daten zuzugreifen, sie zu integrieren und ihnen zu vertrauen. Unsere geschäftlichen Bestrebungen sind darauf gerichtet, Informatica in diesem Bereich als führend zu etablieren.
In dem Software-Markt, in dem Informatica tätig ist, haben sich wesentliche Veränderungen ereignet. Giganten haben diesen Raum betreten: IBM hat Ascential gekauft, Oracle, Microsoft und SAP haben ihren Hut ebenfalls in den Ring geworfen. Sie bieten jetzt ähnliche Funktionalität an wie Informatica. Wie positionieren Sie Ihr Unternehmen in diesem veränderten Wettbewerbsumfeld?
Oracle, SAP und Microsoft haben Partnerschaften mit Informatica. Sie betten unsere Software ein und liefern sie aus, weil Informatica ein neutraler Anbieter von Datenintegrationstechnologien ist und nahezu universellen Zugang zu allen Daten ermöglicht. Bei der Datenintegration sind Neutralität und Konnektivität entscheidend.
Aber Ihre Wettbewerber bieten doch auch konkurrierende Produkte an.
Ja, aber das ist eine noch größere Bestätigung für Informatica. Obwohl sie überlappende Produkte haben, liefern sie Informatica-Software ebenfalls aus.
Glauben Sie, dass Ihr Unternehmen in diesem veränderten Umfeld langfristig überleben kann?
Wir können nicht nur überleben, sondern wir werden prosperieren. So hat IBM im Jahr 2005 Ascential übernommen, aber wir haben den Umsatz seitdem verdoppelt und den Gewinn um 770 Prozent erhöht.
Was macht Sie so zuversichtlich, dass es in dieser Art weitergehen wird?
Es gibt zwei grundlegende Kräfte, die unsere Industrie transformieren. Eine Kraft ist die Innovation. Die wichtigste Neuerung unserer Tage ist das Cloud Computing. Dieser Ansatz führt dazu, dass Daten, die früher im Haus waren, ausgelagert werden. Jeder Kunde, der Salesforce.com benutzt, verlässt sich darauf, dass dieser Anbieter auch die Daten für ihn verwaltet. Die zweite Kraft ist die Konsolidierung. Industriegiganten kaufen andere Unternehmen, um ihren Umsatz zu erhöhen. Das wirft in den Köpfen der IT-Manager aber einige Fragen auf: Wird SAP es Business Objects erlauben, unabhängig genug zu bleiben, um Applikationen von Oracle gut zu unterstützen und damit zu fördern? Wird IBM es Cognos erlauben, neutral genug zu bleiben, um die Datenbank von Oracle genauso gut wie die von IBM einzubeziehen? Das Risiko der Kunden als Ergebnis von Innovation und Konsolidierung ist, dass sie von ihrem strategischsten Bestand, ihren Daten, ausgesperrt werden. Informaticas Neutralität ist die beste Versicherung gegen die Ungewissheiten von Innovation und Konsolidierung. Unsere Neutralität hat uns nicht zuletzt erlaubt, unser Ökosystem zu stärken. Wir haben Partnerschaften mit allen globalen Systemintegratoren.
Was sind Ihre finanziellen Ziele in diesem Geschäftsjahr, das gesamtwirtschaftlich schwierig zu werden scheint?
Wir werden uns auf die Profitabilität konzentrieren und wollen die Umsatzrendite auf 23,5 Prozent erhöhen. 2008 lag dieser Wert bei 22 Prozent. Das Umsatzwachstum erwarten wir im mittleren einstelligen Prozentbereich.
Wie sollen Ihre verschiedenen Produkte dazu beitragen?
Ein Grundsatz ist, dass wir nicht von einer einzigen großen Version abhängen wollen. Da bleibt sonst leicht etwas auf der Strecke. Wir liefern vielmehr jedes Quartal neue Funktionalität. Und wir werden in allen Produktlinien weiterhin kontinuierlich mit Innovationen aufwarten.