Next Generation Outsourcing
Next Generation Outsourcing Die Marktentwicklung im Outsourcing-Geschäft hat sich weitgehend normalisiert. Vor fünf Jahren konnten wir noch Wachstumsraten im zweistelligen Bereich beobachten, heute liegen wir weltweit bei vier bis sechs Prozent – sei es in Europa, Asien oder Lateinamerika.

Das ist eine normale Entwicklung und zeigt, dass sich das Auslagern von IT etabliert hat. Der Hype der letzten Jahre hat sich zu einem stabilen Markt gewandelt. Vor diesem Hintergrund ist es an der Zeit, Innovationen – beispielsweise auch in Partnerschaft mit Herstellern – voranzutreiben. Die Kernthemen dieser notwendigen Innovationen im Outsourcing sind aus meiner Sicht Standardisierung, Industrialisierung und Virtualisierung. Denn die IT der Zukunft muss noch flexibler auf die Geschäftsprozesse reagieren können. Dazu tragen Marktmechanismen wie immer kürzere Entwicklungszeiträume und Lebenszyklen der Produkte sowie ein schwankender Kapazitätsbedarf bei. Doch je flexibler, desto besser, aber eben auch teuerer und aufwändiger ist die IT im Eigenbetrieb. Für einen Outsourcing-Dienstleister ist die Art und Weise am interessantesten, wie Kunden mit den IT-Plattformen ihrer Geschäftsprozesse umgehen. Die Unternehmen wollen heutzutage keine proprietären Altapplikationen mehr auf separaten Systemen betreiben – das ist teuer und risikoreich. Der Trend geht vielmehr deutlich hin zur Standardisierung, allerdings unterschiedlich stark in den einzelnen Branchen. Beispielsweise sind im Finanzbereich kundenspezifische, komplexe Betreibermodelle noch häufiger anzutreffen als in der Fertigungsindustrie. Diese Standardisierung ist eine wichtige Voraussetzung für die Industrialisierung der Betriebsprozesse, also die möglichst effiziente, reproduzierbare Leistungserbringung. Der Vorteil für die Kunden dabei: Je standardisierter solche Einzelleistungen sind und je mehr man sie vom eigentlichen Kundenproblem abkoppeln kann, umso besser lässt sich das Einzelkostenelement optimieren. Last but not least ist die Virtualisierung für uns eine Schlüsseltechnologie mit großem Potenzial. Sie ermöglicht heute bereits die Entkopplung von Rechenzentrumshardware und Anwendung. Zum einen können wir dadurch die Ressourcen besser steuern und schneller auf Änderungen reagieren. Zum anderen erreicht man dadurch eine hohe Beweglichkeit von Anwendungen und Daten. Das bedeutet für die Kunden natürlich auch mehr Flexibilität bei der Auswahl der Dienstleister und damit einen größeren Wettbewerb im Outsourcing-Geschäft. Derzeit stehen Virtualisierungskonzepte gerade bei etwa 30 Prozent der Entwicklungsstrecke, in den nächsten Jahren erwarten wir hier bedeutende Fortschritte. Die Trennung von Betrieb und Infrastruktur wird zunehmen. Schon heute ist es keine Seltenheit, dass ein Rechenzentrum, auf das Mitarbeiter in Deutschland zurückgreifen, in Singapur steht. Gleichzeitig gewinnt das Remote Management immer mehr an Bedeutung. Mittelfristig werden aber nicht nur Server und Datacenter, sondern zunehmend auch Applikationen räumlich getrennt sein. Denn auch in der Applikationswelt ist Virtualisierung ein Trend, der sich verstärken wird. Letztlich läuft es darauf hinaus, ein tayloristisch geprägtes System von Einzelleistungen für Applikation, Betrieb, et cetera zu erhalten, die für sich genommen hoch standardisiert und optimiert sind. Diese werden dann zu kundenindividuellen Paketen geschnürt. Dass dabei nur noch das gezahlt wird, was auch tatsächlich in Anspruch genommen wurde, ist eine Selbstverständlichkeit. Schon deshalb gibt es rein wirtschaftlich gesehen – weder heute noch morgen – keinen Grund, der gegen Outsourcing spricht.
Christian Oecking ist Leiter Global Operations bei Siemens IT Solutions and Services