No Future für Agrisco

11. März 2005, 12:44 Uhr |
Die Agrisco-Webseite ist nur noch Fassade: Derzeit bereitet der Insolvenzverwalter ein Anschreiben an die »Aussendungsgläubiger« vor, damit die dann ihre Ware abholen können.

No Future für Agrisco. Ende vergangener Woche gingen beim Amtsgericht Oldenburg innerhalb von 20 Minuten gleich zwei Insolvenzanträge ein: Sowohl die Agrisco Vertriebs GmbH, die sich mit ihrem Angebot an Fachhändler richtete, als auch die Future Hard- und Software Vertriebs GmbH, die vornehmlich über den Online-Shop Hardware 55 Endkunden ansprach, mussten aufgeben. Beide betrieben ihr Geschäft unter der selben Adresse und mit dem selben Geschäftsführer.

No Future für Agrisco

Für Volker Grosser, Geschäftsführer der im niedersächsischen Hatten angesiedelten Handelsfirmen Agrisco Vertriebs GmbH und Future Hard- und Software Vertriebs GmbH, war die erste Märzwoche eine schwierige Woche: Am Freitag um 11.21 Uhr wurde im Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Agrisco Vertriebs GmbH »die vorläufige Verwaltung des Vermögens der Schuldnerin angeordnet«, nur zwanzig Minuten später ereilte die »Future Hard- und Software Vertriebs GmbH« das selbe Schicksal.

Die Agrisco Vertriebs GmbH sah sich als »ein wachstumsstarkes und junges Unternehmen, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit Software und Hardware der weltweit führenden Herstellern zu handeln.« Beliefert wurden Fachhandel, kleinere und größere Systemhäuser, gewerbliche Endkunden, Systemintegratoren, Großhandel und Retailer. Der Umsatz wurde eigenen Angaben nach zu 45 Prozent mit PC-Komplettsystemen und Notebooks aus eigener Produktion, zu 30 Prozent mit Standard-Software und 23 Prozent durch Hardware-Einzelkomponenten erzielt.
340 Quadratmeter Büro- und Werkstattfläche sowie 2.500 qm Lagerfläche standen in der niedersächsischen Gemeinde Hatten dafür zur Verfügung. Der, wie es auf der Webseite heißt, »unbändige Arbeitswillen und Kampfgeist der Mitarbeiter« reichten für das sich selbst zu einem der bundesweit »Top-40 Reseller« zählenden Unternehmen jetzt nicht mehr aus: Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Stefan Hinrichs aus Oldenburg bestellt. Eine Sprecherin der Kanzlei sah auf Nachfrage von CRN keine Aussichten, dass das Geschäft weitergeführt werden könne, derzeit konzentriere man sich darauf, ein Anschreiben an die »Aussendungsgläubiger« vorzubereiten. Sie könnten ihre Waren dann zu einem derzeit noch nicht festgelegten Termin abholen. Bearbeitet wird der Vorgang am Amtsgericht Oldenburg unter dem Aktenzeichen 69 IN 17/05.

Um die Future Hard- und Software Vertriebs GmbH mit Sitz an der selben Adresse wie Agrisco steht es nicht besser (Amtsgericht Oldenburg, Aktenzeichen 69 IN 16/05): Auch für diese Firma wurde ein Insolvenzverfahren beantragt, die Verwaltung des Vermögens übernahm der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Dipl. Kfm. Dr. Bernd Sundermeier aus Varel. In einschlägigen Internetforen kursierten bereits seit Dezember Gerüchte und Berichte, dass es bei der Future Hard- und Software Vertriebs GmbH, die sich mit dem Online-Shop Hardware55 an Endkunden richtete und Waren hauptsächlich gegen Vorkassse verschickte, zu Unregelmäßigkeiten käme: Bestellungen seien nicht wie versprochen ausgeführt worden, Gutschriften-Schecks geplatzt und der Verbleib eingesandter, mangelhafter Ware ungeklärt.

Nach Informationen von CRN lief der Versand bei Hardware55 zum Großteil aber wohl reibungslos ab, Probleme traten jedoch bei RMA oder Ware auf, die erst verzögert ausgeliefert werden konnte. Hier hätte statt »unbändigem Kampfeswillen« wohl eine bessere Struktur mehr geholfen. Inzwischen hat die Firma Pueblo Computer aus Unterschleißheim bei München den Betrieb der Webseite übernommen.

Unschuldig von der Insolvenz betroffen sind jedoch auch die anderen Anbieter des Shopping55.de-Netzwerkes: Software55, Spiele55, Büro55 oder auch Reisen55. Sie alle griffen ebenso wie Hardware55 auf das von der Butzbacher Firma Kartmann + Partner betriebene Shopkonzept zurück. Ansonsten verbindet sie jedoch nichts mit der Future Hard- und Software Vertriebs GmbH. Das Insolvenzverfahren und die vorangegangenen Diskussionen sorgten aber auch bei ihnen für verunsicherte Anrufe der Kunden. Nun ist sogar das gesamte Vermarktungskonzept in Frage gestellt, das auf einem Netzwerk einzelner, durch einen eingängigen Namen mit hohem Wiedererkennungswert verbundener Online-Shops basiert.


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