SAP-Systemhaus, IT-Beratung und jetzt Managed IT-Security: Der japanische Konzern NTT investiert mit Bedacht in lukrative Zukunftssparten und kauft sich nach und nach in den deutschen IT-Mittelstand ein.
Schnellschüsse und Alleingänge: Was in Führungskreisen westlicher Konzerne als konsequentes und selbstbewusstes Leadership-Modell gilt, ist in japanischen Firmen verpönt. Statt Machtworte suchen japanische Manager den Konsens, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen sind. Vielleicht ist das der Grund, warum der japanische Konzern NTT im Jahresrhyhtmus in den deutschen Markt expandiert und nach und nach die Mehrheit an IT-Firmen hierzulande übernimmt.
Die Ankündigung, den IT-Security-Dienstleister Integralis zu kaufen (siehe CRN-Bericht ), reiht sich nahtlos in das Muster bisheriger Übernahmen solider mittelständischer Unternehmen ein. Integralis ist mit seinen 470 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 169 Millionen Euro die kleinste von insgesamt drei IT-Firmen, die NTT seit Oktober 2007 übernommen hat. Solide Erträge und Umsatzwachstum, die Voraussetzung für eine Übernahme durch NTT, hat sich der damals noch als Articon-Integralis firmierende IT-Security-Spezialist und Distributor in langen Jahren erst erarbeiten müssen. Erstmals 2006 konnte die Firma einen wenn auch bescheidenen Jahresüberschuss erwirtschaften, nach zum Teil ernormen Verlusten seit 1999. Im vergangenen Jahr indes konnte CEO Georg Magg ein Rekordergebnis von 6 Millionen Euro nach Zinsen und Steuern und außerdem den »Durchbruch« im Geschäftsfeld Managed Security Service verkünden.
Magg sieht sich als Gewinner der Wirtschaftskrise, weil immer mehr Firmen steigende Betriebskosten für IT aufwenden müssen und daher entsprechende Dienstleistungen auslagern. Das sichert Integralis aus Ismaning bei München langfristige Serviceverträge und kontinuierliche Umsatzströme. Auch in Asien, wo Integralis Operation Center in Singapur und China unterhält und somit international aufgestellt ist. Ein Aspekt, auf den das NTT-Management besondern Wert legt.
Magg wie schon seine Vorstandskollegen beim SAP-Dienstleister Itelligence (im Oktober 2007 von NTT Data übernommen ) und Cirquent, der ehemals als Softlab firmierenden IT-Tochter des BMW-Konzerns (vergangenes Jahr von NTT Data gekauft ), sieht in der Übernahme durch die NTT Com, die wie NTT Data eine Tochter des Milliarden schweren Konzerns Nippon Telegraph and Telephone Corporation mit einem Jahresumsatz von über 76 Milliarden Euro und fast 200.000 Mitarbeitern ist, eine große Chance. »Wir profitieren vom Kundenpotenzial der NTT«, sagt Magg. Die Kundenbasis könne Integralis im zweistelligen Prozentsatz erhöhen, rechnet der Manager im Gespräch mit Computer Reseller News vor.
Ähnlich erfolgreich hat sich der Bielefelder SAP-Dienstleister Itelligence seit der Übernahme durch die Japaner geschlagen. Der Umsatz 2008 kletterte um 13,5 Prozent auf 216,6 Millionen Euro, erstmals kündigte CEO Herbert Vogel die Ausschüttung einer Dividende an. Ähnlich gut mit einem zweistelligen Umsatzplus startete Itelligence auch in das erste Quartal 2009.
Solange Itelligence überdurchnittlich wächst, was in der derzeitigen Konjunktur beachtlich ist, kann Vogel und sein Managementeam nicht nur auf die langfristige Orientierung des Investors NTT bauen, sondern auch mit einer personellen Kontinuität an der Spitze von Itelligence rechnen. Bei der NTT Data-Tochter Cirquent hingegen kam es anders.