Offshore Software-Entwicklung im Griff

9. März 2006, 0:00 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Offshore Software-Entwicklung im Griff (Fortsetzung)

MDO-Ansatz liefert Beitrag zur Kontrolle der Risiken
Mit Hilfe von MDO konnte Bank Coop, die Schweizer Retail Bank für Privat- und Firmenkunden, erfolgreich ihr Kreditverwaltungssystem von OS/2 auf eine moderne, service-orientierte Architektur auf Basis J2EE migrieren. Das Projekt wurde von der CSC Schweiz (On-Site) und CSC Indien (Offshore) umgesetzt.
CSC setzte in dem Projekt konsequent auf einen modellgetriebenen An-satz. In einem ersten Schritt wurden aus dem Quellcode des Altsystems die wesentlichen Artefakte herausgefiltert, und in UML-Modelle projiziert. Dadurch entstanden Modelle, die wesentliche Aspekte der Fachlichkeit, sowie der grafischen Benutzeroberfläche und der Transaktionssteuerung beinhalteten. Diese Modelle dienten dem Offshore Team als Basis für die Implementierung mittels MDA. Die Modelle wurden im Laufe des Projektes durch das On-Site-Team noch durch weitere Spezifikationsdetails angereichert (z.B. sogenannte UI-Constraints), die dem Off-site-Implementierungsteam als Input dienten.
Der MDO-Ansatz lieferte einen wesentlichen Beitrag zur Kontrolle der Projektrisiken, da er insbesondere die Zusammenarbeit zwischen dem On-Site- und Offshore-Team optimierte und verbesserte Kontrolle über die einzelnen Projektphasen ermöglichte. Zusätzlich wurde die durchgängige Konsistenz der Zielarchitektur sichergestellt, sowie die vom Kunden geforderten Qualitätsmerkmale der Neuanwendung erreicht, wie beispielsweise Kostenreduktion für die langfristige Wartung.
Auf Basis der gesammelten Erfahrungen lassen sich folgende Erfolgsfaktoren für ein MDO-Projekt definieren:
- Das On-Site Team muss eine hohe Selbstdisziplin bei der Erarbeitung von Fachlogik im Modell haben. Fachlogik darf nicht zu vage sein (führt zu teuren Re-Work Zyklen zwischen On-Site- und Offshore-Team), darf aber auch nicht zu detailliert sein (Erarbeitung von Details vor Ort, die genauso gut vom Offshore-Team erarbeitet werden könnten, sind nicht kosteneffizient).
- Im MDO-Ansatz sind Arbeitsaufträge ja häufig im Modell eingearbeitet, zum Beispiel als Zusatz-Kommentare an fachlichen Modellelementen. Hier gilt es, einen auf die Projektbedürfnisse abgestimmten »Handshake-Prozess« zu etablieren, welcher die genauen Prozeduren und Verantwortlichkeiten bei der Übergabe von Arbeitsaufträgen an das Offshore-Team regelt.
- Vermeidung von zu vielen Iterationen, da diese teuer sind. Auch hier kann der MDO-Handshake-Prozess entsprechend optimiert werden.
- Genaue Definition von MDO-spezifischen Rollen und Kommunikations-verantwortlichen im On-Site und Offshore Team.
- Spezifikation von Architektur-Stil und Anwendungsdesign über MDA-Blueprints.
- Das Projekt sollte nicht skaliert werden, bevor die Prozesse eingeführt und getestet sind.
- Die Parameter für die MDO-Hebel »On-Site- versus Offshore-Development« und »Ad-Hoc-Coding versus MDA-Automation« müssen für das Gesamtprojekt abhängig vom Risiko/Kosten/Flexibilitäts-Profil eingestellt sein und auch jeweils für die Unterprojekte angepasst werden (siehe Abb. links oben).

Mehr Qualität durch MDO
Wenn die oben genannten Erfolgsfaktoren berücksichtigt werden, liefert der MDO-Ansatz einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg von Offshore-Projekten. MDO erlaubt die flexible Verteilung von Arbeit zwischen dem On-Site- und dem Offshore-Team. MDO kann dazu beitragen, die Qualität des Arbeitsergebnisses wesentlich zu verbessern, da über MDA die Einhaltung von Architekturrichtlinien gesteuert wird. Außerdem verhilft er zu einer besseren Kontrolle über das Arbeitsergebnis, da die wesentlichen fachlichen Aspekte auf Modell-Ebene adressiert sind, und nicht tief im Code versteckt sind. Das On-Site Team ist in der Lage, fachliche Anpassungen in Wartungsprojekten besser zu steuern. Das bedeutet auch, der Auftraggeber macht sich weniger abhängig vom Offshore-Anbieter. Dirk Slama ist Produktmanager bei Interactive Objects.


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