Offshoring-König Indien bedroht
Unternehmen, die sich für Offshoring interessieren, blicken nicht mehr automatisch nach Indien. Zusehends attraktiver werden auch andere Billiglohnländer. Aber selbst dort sind die cleveren Inder schon da.
China, Marokko und Ungarn kommen immer mehr als Offshoring-Länder in Betracht, so eine Studie von Pierre Audoin Consultants. Im Verlauf eines Jahres haben britische Dienstleister 21 neue Service-Zentren eröffnet, nur zwei davon in Indien, aber vier in China und jeweils drei in Osteuropa und Marokko.
Kurzfristig sehen die Analysten zwar keine Bedrohung der starken Stellung Indiens, aber der überhitzte indische Arbeitsmarkt ist auf Dauer eine Gefahr. Die Auftraggeber schauen immer mehr auf jeden Cent. Das geht so weit, dass Dienstleistungszentren innerhalb eines Landes verlegt werden, um auch von geringen Kostenvorteilen zu profitieren. Für Osteuropa spricht vor allem, dass dort nicht nur Englisch gesprochen wird, sondern es eine große Gruppe von Spezialisten mit Deutschkenntnissen gibt. Entsprechendes gilt für Marokko, wo fast jeder Französisch spricht.
Die in Indien beheimateten IT-Dienstleister beobachten die Entwicklung in ihrem Heimatland natürlich genau. Und sie setzen schon seit längerem nicht mehr ausschließlich auf den (zunehmend geringer werdenden) Kostenvorteil, den ihnen Indien noch immer bietet. So unterhält der größte indische IT-Dienstleister Tata Consultancy Services TCS seit Jahren schon ein so genanntes Operation Center in Budapest. Diversifizierung der Standorte ist ein fester Bestandteil des Global Delivery Modells von TCS.