Die einen locken Internet-User auf Web-Seiten mit gut getarnten kostenpflichtigen Angeboten, andere missbrauchen Ebay. Auch im Internet sind Abzocker auf dem Vormarsch. Mit dem Preis »Schwarzes Schaf« darf sich in diesem Jahr an die Firma Content Services »schmücken«.
Seit 2006 vergibt P4M, ein Zusammenschluss von Internet-Agenturen, den Preis »Schwarzes Schaf des Jahres«. In diesem Jahr geht diese »Auszeichnung« die Firma Content Services Ltd. aus Mannheim für ihren Webauftritt Opendownload.de.
(Bild: Pixelio.de/Jasy)
Alexander Varin, der »Director« des Unternehmens mit Hauptsitz in Großbritannien, wird diesen unrühmlichen Preis für den deutschen Ableger des Downloadportals sicher nicht persönlich entgegennehmen. Denn das Fazit der Jury fiel klar und unmissverständlich aus, im Gegensatz zum gut versteckten Hinweis von Opendownload.de auf seinen kostenpflichtigen Dienst.
»Die Methode von Opendownload.de ist besonders dreist, weil den Kunden Software verkauft, die eigentlich kostenlos verfügbar ist, etwa Test-Versionen von Programmen«, sagt Jurymitglied Prof. Dr. Peter Hennicke. Zudem wird den Opfern durch die Registrierung noch ein Zwei-Jahres-Abonnement aufgedrückt. »Die durch eine geschickte Verschleierung erloschene Widerspruchsfrist gegen diese Machenschaften zeigt die ganze kriminelle Energie«, so Hennicke weiter.
Nur versteckter Hinweis auf Kosten
Wie bei vielen solcher dubioser Angebote im Internet fehlt beispielsweise eine Information, welche die Preisangabenverordnung vorschreibt: ein klarer Hinweis auf die Kosten eines Produkt oder einer Dienstleistung.
Nicht klar erkennbar, sondern gut versteckt ist bei Opendownload.de der Hinweis (rechts), dass der User ein Abonnement mit Kosten von 96 Euro im Jahr abschließt. Ein klarer Rechtverstoß ist, dass der Nutzer auf sein Widerrufsrecht verzichten soll (unten).
Bei Opendownload.de fallen immerhin 96 Euro pro Jahr an. »Dies ist jedoch auf der Startseite nicht ersichtlich, so dass viele Nutzer ungewollt in eine Abofalle geraten«, begründet die Jury weiter.
Der unachtsame Nutzer werde meist erst durch eine Rechnung der Betreiberfirma darauf aufmerksam gemacht, dass er einem kostenpflichtigen Dienst, einer Mitgliedschaft oder einem wie auch immer aussehendem »Projekt« zugestimmt habe. Entsprechende Foren im Internet sind voll von Beiträgen, in denen Opfer solch dubioser »Dienste« Hilfe suchen.
Wie bereits berichtet, versuchte Content Services Anfang des Jahres zudem, sich die Popularität des VoIP- und Messaging-Dienstes Skype zunutze zu machen. Über die Web-Site www.skype.at, die mittlerweile nach Intervention von Skype vom Netz genommen wurde, sollten unvorsichtige Anwender zu einem Zwei-Jahres-Vertrag mit Opendownload.de verleitet werden.
Opendownload.de bietet Software zum Herunterladen an, etwa Openoffice, die eigentlich frei verfügbar ist.
Verbraucherschützer raten Internet-Nutzern, die Opfer von Content Services wurden, auf keinen Fall zu zahlen und umgehend den Rücktritt vom Vertrag zu erklären. Auch durch Mahnungen und die Drohung seitens des Anbieters, ein Inkasso-Büro einzuschalten, sollten sich die Betroffenen nicht einschüchtern lassen. Vielmehr ist anzuraten, der dubiosen Firma selbst mit Klage oder dem Einschalten eines Anwalts zu drohen.
Bislang hat es laut Verbraucherschutzorganisationen noch kein Internet-Abzocker auf eine Verhandlung vor Gericht ankommen lassen – zum Leidwesen der Verbraucherschützer, die nach eigenen Angaben gerne einen solchen Musterprozess durchfechten würden.
Die Auszeichnung zum »Schwarzen Schaf« verleiht seit April 2006 P4M, ein Zusammenschluss von Internet-Agenturen. P4M, die monatlich und einmal im Jahr die dreistesten Rechtsverletzungen im Internet mit dem Negativ-Preis auszeichnet, gehört zur Bostoner Opsec Security Group. Die Firma hat sich auf Software und Services spezialisiert, mit denen sich Plagiate und Verstößen gegen das Markenrecht aufspüren lassen.