Kann ein Online-Preisvergleich dem stationäreren Fachhandel helfen, sich gegen die Internet-Konkurrenz durchzusetzen und Kunden zurück in die Läden bringen? Unsinn, sagt Fachhändler Wolfgang Smutny aus Brandenburg.
Preisvergleichsportale wie Günstiger.de muss man wohl ohne Neid für ihre Geschäftsidee beglückwünschen. Was aber den Fachhandel betrifft, um den Günstiger.de-Geschäftsführer Torsten Schnoor in einem Kommentar bei CRN.de wirbt , muss die Frage erlaubt sein: Wo leben Sie eigentlich, Herr Schnoor? Haben Sie sich schon jemals die Mühe gemacht, sich mit einem Ladengeschäftbetreiber in der Computerbranche über dessen Einkaufskonditionen zu unterhalten? Offensichtlich nicht!
Sonst wüssten Sie, dass es so gut wie kein Produkt gibt, das zu den von Ihnen recherchierten Preisen von einem Fachhändler auch nur annähernd angeboten werden kann. Ihre Vorstellung, Händler mit Ladengeschäft könnten mit einer Listung in einem Online-Preisvergleicher Kunden in ihr Geschäft ziehen, kann ich nicht nachvollziehen. Erst recht nicht Ihren Ratschlag, dass ein seriöser Fachhändler von Preisrecherchen Gebrauch machen soll. Das wäre programmierter Ruin und hat mit der Philosophie des Fachhandels nichts gemein. Das sagt kein Neuling dieser Branche. Ich betreibe mein Geschäft bereits seit 18 Jahren und lebe nur, weil ich den Reparatursektor und netzwerktechnisch Geschäftskunden sowie den öffentlichen Dienst betreue. Reine Fachhändler haben in der Computerbranche schon lange keine Chance mehr, zu überleben.
Hier einige Preisvergleiche, um die Unsinnigkeit von Vorstellungen zu unterstreichen, ein Online-Preisvergleich wäre ein ideales »Arbeitsmittel“ für den Fachhandel:
Als Casio Exilim Fachhandelspartner bezahle ich aktuell für eine Exilim H10 Camera 298 Euro brutto im Einkauf. Verkauft wird die Camera im Internet ab 246 Euro Endkundenpreis laut Günstiger.de.
Der 24 Zoll LCD Monitor P2450H von Samsung: Mein brutto EK ist 228,33 Euro, dazu kommen Versandgebühren von 9,52 Euro. Bestpreis bei Günstiger.de 199,90 zuzüglich Versandkosten.
Und noch ein Beispiel, wie der stationäre Fachhandel durch Etailer in den Ruin getrieben wird. Die CPU Intel Core i7 920 Box: Mein brutto EK 239,35 Euro, zuzüglich 9,52 Euro Versand. Bei Günstiger.de gelistet mit 222,53 Euro, zuzüglich 11,95 Euro Versand.
Nun könnte man einwenden, dass es mir als Fachhändler am Verhandlungsgeschick im Einkauf fehle. Das ist nicht der Fall. Als langjähriges Mitglied einer Fachhandelskooperation unter dem Dach von Synaxon habe ich in einem Einkaufstool die Möglichkeit, auf einen Blick alle Distributoren mit den entsprechenden Preisen zum entsprechenden Produkt zu ersehen.
Wenn Sie, lieber Herr Schnoor, die aufgeführten Beispiele seriös finden und Sie mir das noch erklären können, gebe ich gerne zu, in 18 Jahren Geschäftstätigkeit nichts gelernt zu haben. Die Beispiele sind übrigens keine Ausnahme, sondern die Regel. Jedes Produkt, das in der Presse beworben wurde, taucht postwendend weit unter unserem Einkaufspreis im Internet auf. Fachhändler können darauf warten, dass die Kunden umgehend mit einem Ausdruck aus dem Internet im Geschäft stehen und nach diesem Produkt zu den dort aufgeführten Preisen fragen. Ich erspare Ihnen an dieser Stelle die Kommentare der Kundschaft, wenn ich Kunde König freundlich erkläre, dass dieser Preis unter meinen Einkaufskonditionen liegt und ein Ladengeschäft mit den Preisen eines Online-Händlers nicht überleben kann. Die Aussagen der Kunden sind dann oft unter der Gürtellinie.
Lieber Herr Schnoor, ich lade Sie gerne zu mir nach Brandenburg ein. Ich kann Ihnen dann einmal zeigen, wie das Geschäft im Einzelhandel läuft!