Open Source breitet sich weiter aus
Open Source breitet sich weiter aus Quelloffene Software ist heute allgemein akzeptiert und wird von Unternehmen immer mehr eingesetzt – auch über das Betriebssystem Linux hinaus.




Gemäß der neuesten MERIT-Studie mit dem Titel »Economic impact of open source software on innovation and the competitiveness of the Information and Communication Technologies (ICT) sector in the EU« verdoppelt sich die Menge des Open-Source-Codes alle 18 bis 24 Monate und erreicht damit die Wachstumszahlen des bekannten Gesetzes von Moore aus dem Halbleiterbereich. Der heutige Wert der Software wird in der EU-Studie auf 12 Milliarden Euro geschätzt. Die zunehmende Akzeptanz wird durch Fakten überzeugend dargelegt (siehe Kasten zum Wachstum auf Seite 35). Sahen viele Unternehmen Open Source anfangs hauptsächlich im Infrastrukturbereich, so finden nun auch quelloffene und lizenzkostenfreie Entwicklungswerkzeuge und Komponenten immer mehr Anklang in den IT-Abteilungen großer und kleiner Firmen. In vielen Unternehmen ist der Einsatz von Open Source bereits Tatsache, selbst wenn mancher Manager noch Zweifel hat. Im ERP-Bereich hat Open Source bislang hauptsächlich in kleineren Unternehmen Verwendung gefunden, doch auch für größere Unternehmen lohnt es sich, Alternativen für das SAP-Umfeld in Betracht zu ziehen. Quelloffene Business-Intelligence-Software etwa kann oft eine günstige Alternative zu den ansonsten eingesetzten Bordmitteln von SAP sein.
Schnellere Reaktionen Obschon sich mit den Produktpaketen von Software-Riesen wie SAP und Microsoft fast alle IT-Anforderungen in einem Unternehmen abdecken lassen, ist es nicht nur aus beschaffungsstrategischer Sicht klug, eine weitere Kraft zur Verfügung zu haben. Differenzierung im Markt, schnelle Reaktionsfähigkeit und innovative Lösungsansätze sind in der heutigen Wirtschaftssituation von enormer Bedeutung – und hier kommen die Vorteile von Open-Source-Technologien besonders gut zum Tragen. Business-Software – ob horizontal oder branchenspezifisch – besteht nämlich aus Komponenten, und hier hat Open Source einen Trumpf im Ärmel: wiederverwendbare Software. Beispiele dafür sind Workflow- und Rules-Engines, User-Management-Frameworks oder Reporting-Programme. Darauf können Entwickler beim Bau neuer Anwendungen aufsetzen. Open-Source-Pakete nutzen selbst andere quelloffene Komponenten oder stellen eigene Funktionsbereiche zur Wiederverwendung zur Verfügung. Die ECM-Software Alfresco zum Beispiel, die auf den offenen Java-Frameworks Spring und Hibernate aufsetzt, nutzt die Suchtechnologie Lucene und Konvertierungsroutinen aus dem quelloffenen Büropaket Open Office. Neben der Entwicklung einzelner Technologien treibt Open Source immer mehr auch offene Standards voran, die wiederum die Interoperabilität von Komponenten verschiedener Herkunft erleichtern.
Druck bei Web 2.0 Nicht zuletzt der Erneuerungsdruck im Web-Umfeld und die Auswahl an Programmiersprachen und Frameworks, die es erlauben, Web-Anwendungen schneller und günstiger zu erstellen, hat viele Entwicklungsteams dazu bewegt, Open-Source-Software für diesen Bereich zu evaluieren und auch einzusetzen. Leuchtende Beispiele rund um das Thema Web 2.0 haben es vorgemacht: für YouTube, RightNow, Flickr oder Google ist der Einsatz quelloffener Programme selbstverständlich. Bei Unternehmen, die erst zögernd Versuche im Web machen, kommen mit der wachsenden Erfahrung und dem besseren Verständnis der Open-Source-Welt zunehmend auch quelloffene Komponenten in die IT-Landschaft. Web-2.0-Anwendungen können grundsätzlich mit sehr vielen verschiedenen Mitteln entwickelt werden. Das Ziel der meisten Projekte ist es aber, hier möglichst schnell ans Ziel zu kommen und mit geringem Aufwand ständig zusätzliche Funktionen und Möglichkeiten zu integrieren – etwa für multimediale Präsentationen mit Bild und Ton oder für innovative Interaktionsmuster. Daher kommen neben den Programmiersprachen oft auch zusätzliche Frameworks und Klassenbibliotheken zum Zug (siehe Kasten zu den Tools auf Seite 34).
Bruno von Rotz ist Vice President für Forschung und Strategie bei dem IT-Dienstleister Optaros.