Oracle startet Wirbelsturm. Oracle hat insgesamt gute Quartalszahlen vorgelegt. Allerdings schwächelt der ERP-Bereich erheblich: Nun will der Datenbankriese sein Portfolio ausweiten und in den ECM-Markt einsteigen.
Oracle hat im ersten Quartal des Fiskaljahres 2005 einen Umsatz von 1,7 Milliarden Dollar erzielt, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Der Nettogewinn entwickelte sich sogar noch erfreulicher und stieg um 16 Prozent auf 509 Millionen Dollar. Den Erfolg verdankt die Ellison-Company allein dem Kerngeschäft mit Datenbanken. Oracle konnte bei Datenbanken Neulizenzen von 494 Millionen Dollar verzeichnen (Vorjahr 418 Millionen Dollar). Das Unternehmen gewinnt dank seiner Grid-Technologie derzeit in erheblichem Umfang Marktanteile von IBM und Microsoft, so die Einschätzung zahlreicher Analysten. In Europa, wo die ersten Migrationsprojekte zu Grid-Datenbanken gerade beginnen, fiel das Wachstum nicht so stark aus wie weltweit: Auf unserem Kontinent wurden für 158 Millionen Dollar neue Datenbank-Lizenzen verkauft (Vorjahr: 143 Millionen Dollar).
Katastrophal entwickelte sich dagegen das Geschäft mit Anwendungs-Software: In EMEA ging der Lizenzumsatz in lokaler Währung um 53 Prozent auf 28 Millionen Dollar zurück. Dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich: Zum einen hat Oracle Anfang diesen Monates die neue Version seiner ERP-Suite vorgestellt, so dass viele Kunden vor einem Neukauf einfach abgewartet haben, andererseits ist die Ellison-Company Opfer der zunehmenden Verunsicherung der Kunden durch den Kartellprozess, in dem es um die feindlichen Übernahmeversuche Oracles gegen Peoplesoft geht.
Um neue Geschäftsfelder zu erschließen und die Schwäche im ERP-Markt auszugleichen, will Oracle demnächst in den Markt für Enterprise-Content-Management einsteigen. Das Projekt »Tsunami« soll offiziell auf der Oracle Open World im Dezember vorgestellt werden. Es baut auf der Collaboration Suite auf und soll in erster Linie gegen den Microsoft Sharepoint Portal Server antreten.