Die Verbindungen zwischen Politik, Alltagsleben und IT werden immer enger, wie die Vorgänge des vergangenen Wochenendes zeigen.
»Wir haben in Bayern jetzt wieder klare Verhältnisse«, sagte Horst Seehofer am Sonntag, nachdem die ersten Hochrechnungen der von ihm geführten CSU bei der Wahl für den neuen Bundestag ein noch besseres Ergebnis zugesprochen hatten als am vorangegangenen Sonntag bei der Landtagswahl. Bei der Wahl zum bayerischen Parlament hatte die Goodwill-Tour des langjährigen Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude seiner SPD nur einen geringen Zuwachs und mithin das zweitschlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte beschert. Aufopferungsvoll hatte er als Elder Statesman die Leerstelle zu füllen versucht, die die Nachwuchskräfte an der Spitze von Partei und Fraktion im Freistaat gelassen hatten.
Dass es an ihm nicht gelegen haben kann, dass seine Partei auch diesmal schlecht wegkam, stellte er auf dem Münchner Oktoberfest unter Beweis. Am Samstag vor der Bundestagswahl eröffnete er zum zwanzigsten Mal dieses berühmte Volksfest. Mit nur zwei Schlägen gelang es ihm, das erste Fass Bier anzuzapfen. Nächstes Jahr wird der dann 66jährige nicht mehr dabei sein und das traditionelle »Ozapft is!« ausrufen. Über etwaige Aktivitäten im Ruhestand wurde offiziell noch nichts bekannt. Doch man kann sich vorstellen, dass der amerikanische Geheimdienst NSA Interesse haben wird an jemandem, der so gut anzapfen kann und so gut vernetzt ist. Bestimmt haben sie auch in Amerika gehört, dass in Bayern die Leute nicht nur Bier trinken und Lederhosen tragen, sondern auch mit dem Laptop gut umgehen können. Schließlich gehen heute sogar Unternehmensvorstände mit ihren amerikanischen Geschäftspartnern auf die Wiesn, italienischen Geschäftspartnern gegenüber soll es sich inzwischen sogar um eine Pflichteinladung handeln.
Manche Einheimischen erinnern sich noch an eine Zeit, als Menschen, die nördlich des Mains wohnten, von »dem« statt von »der« Wiesn sprachen und in den Zelten nicht Firmen sondern Bürger feierten. Aber die Globalisierung ist eben nicht aufzuhalten. Auch der technische Fortschritt geht weiter. Gerüchten zufolge arbeitet Apple an einer neuen iPhone-Version, mit der Bier in Maßkrüge gefüllt werden kann. Ein begnadeter Präsentator zur Produktvorstellung Mitte nächsten Jahres wird angeblich noch gesucht.