Pädagogische Oberfläche für kreative Schul-Informatiker

30. März 2007, 9:10 Uhr |
Klassenraumsteuerung (Pädagogische Oberfläche) der multimedialen Lernwerkstatt am Gymnasium am Krebsberg.

Pädagogische Oberfläche für kreative Schul-Informatiker Am Gymnasium am Krebsberg im saarländischen Neunkirchen ­steuert eine ­intelligente Überwachungssoftware für Terminalserver die verschiedenen ­Computerräume, in denen auch anspruchsvolle ­Programmierprojekte entstehen.

Informatik-Lehrer Gerd Mutscheller: »In einer Terminalserver-Um­gebung können leicht auch ­ältere und ­weniger leistungsfähige PC weiter ­genutzt werden.«
Informatik-Lehrer Gerd Mutscheller: »In einer Terminalserver-Um­gebung können leicht auch ­ältere und ­weniger leistungsfähige PC weiter ­genutzt werden.«

Alltäglich geht es nicht zu am Gymnasium am Krebsberg (GaK) im saarländischen Neunkirchen. Als einzige Schule im Saarland bietet das GaK einen Leistungskurs in Informatik an, der bei den Schülern auf großes Interesse stößt. »In den sieben Jahren zwischen 2000 und 2007 ist an unserer Schule mit Ausnahme von zwei Jahren immer ein Informatik-Leistungskurs zustande gekommen«, sagt Gerd Mutscheller, der am Gymnasium Mathematik, Physik und Informatik unterrichtet. Etwa zehn bis 15 Prozent eines Abi­turjahrgangs entscheiden sich für den Informatik-Leistungskurs. Das sei, so Mutscheller, auch deshalb sehr erfreulich, weil die Wahlmöglichkeiten bei Leistungskursen im Saarland sehr eingeschränkt seien. So dürfe bei der Wahl von Informatik nicht Mathematik als zweiter Leistungskurs gewählt werden, was viele Interessenten von der Wahl der Informatik abhalte. Die umfangreiche Hardware-Ausstattung am Gymnasium am Krebsberg ist allerdings nicht nur für die Informatik-Cracks. Mit der multimedialen Lernwerkstatt steht eine großzügig ausgestattete moderne Lernumgebung zur Verfügung: Bücher, mehrsprachige Radio- und Fernsehprogramme, Präsentationswerkzeuge und Computer. Hier können die Schüler Gruppenarbeiten durchführen, Vorträge und Präsentationen erarbeiten und nicht zuletzt den PC als unterrichtsbegleitendes Arbeitsmittel benutzen. Insgesamt stehen derzeit 32 Rechner (zwei weitere in Reserve) der neuesten Generation bereit, sodass jeder Schüler einer Klasse einen PC für sich allein nutzen kann. Auf allen Rechnern laufen das Office-Paket von Microsoft und zahlreiche unterrichtsbegleitende Anwendungen. Jeder Arbeitsplatz hat einen hochwertigen Kopfhörer mit Mikrofon. Damit können die Schüler Sprech- und Hörübungen in den angebotenen Fremdsprachen durchführen.

Terminalserver-Konzept
EDV-Technik spielt eine heraus­ragende Rolle am Gymnasium am Krebsberg. Neben der multime­dialen Lernwerkstatt verfügt die Schule noch über zwei weitere ­komplett ausgestattete Rechner­räume. Die Geräte dort sind aber ­erheblich älter als die in der multimedialen Werkstatt, stam­­men ­teilweise aus der Pentium-III-, ja ­sogar aus der Pentium-II-Ära. Um diese Rechner, die schon seit Jahren in der Schule eingesetzt ­werden, weiter nutzen zu können, entschied man sich an dem Neunkirchner Gymnasium für die Um­setzung ­eines Terminalserver-­Konzepts, da hierbei, so Informa­tik-Lehrer Mutscheller, »aufgrund der zentralen Bereitstellung der Rechenleistung, auch ältere und we­niger leis­tungs­fähige PC weiter ­genutzt ­werden können«. »In einem klas­sischen Client/Server-Netzwerk muss das Rechnerinventar im ­Drei-Jahre-­Turnus erneuert werden«, so Mutscheller, »das ist ein Fass ohne ­Boden. Beim Einsatz von Termi­nal­servern können die EDV-Ar­beits­plätze bis zu zehn Jahre un­ver­ändert bleiben«. Außerdem verringere sich dank der zentralen ­Be­reitstellung der Anwendungen der Verwaltungsaufwand erheblich.

Pädagogische Oberfläche
Derzeit sind am Gymnasium am Krebsberg drei Windows Server 2003 Terminalserver und ein Do­mänencontroller in Betrieb. Infrastruktur- und Anwendungssoftware sind jedoch nur die eine Hälfte der Medaille einer umfassenden EDV-Lösung für Schulen. Ebenso wichtig ist die Implementierung einer leistungsfähigen und leicht bedienbaren pädagogischen Verwaltungsoberfläche. Mutscheller und seine Kollegen entschieden sich hier für die Verwaltungssoftware NetMan for Schools der Göttinger Firma H+H. Unter der so genannten pä­dago­gischen Oberfläche ist bei diesem Produkt eine grafische Klassenraumdarstellung zu verstehen. »Die Funktionen der Klassenraumsteuerung sind in der Arbeitsoberfläche des Lehrerarbeitsplatzes übersichtlich angeordnet und können einfach über ein Kontextmenü, per Drag-und-Drop oder über eine Menüleiste auf die EDV-Arbeits­plätze angewendet werden«, erläutert Alexander Vierschrodt, bei H+H verantwortlich für das Marketing. In der Klassenraumdarstellung kann jeder Arbeitsplatz mit dem Namen des ange­meldeten Schülers und dessen Konterfei versehen werden. Laut Vierschrodt ist Netman for Schools ­eine Kombination aus einem Netzwerk/Terminalserver-Verwaltungssystem nebst Applikationsmanagement und Lastverteilung und der ­erwähnten pädagogischen Ober­fläche. Dazu kämen dann noch schulspezifische Funktionen wie beispielsweise die Schülerverwaltung.

Dynamische Bereitstellung der Anwendungen
Netman for Schools stellt die auf dem Terminalserver installierten Anwendungen dynamisch, das heißt in Abhängigkeit von der jeweiligen Station und der Anmeldung auf ­einem Arbeitsplatz zur Verfügung. Konkret bedeutet dies, dass eine ­Anwendung immer dort vorhanden ist, wo sich der Nutzer anmeldet. Darüber hinaus lassen sich aber auch stationsbezogene An­wen­dun­gen unabhängig vom angemeldeten Nutzer bereitstellen, zum Beispiel an freien Arbeitsstationen in Bibliotheken oder Cafeterien. Das Netzverwaltungsprogramm von H+H kann zusätzlich auch die lokal auf einem Rechner installierten Anwendungen steuern. Netman kann um eine eigene Shell ergänzt werden, die einen PC zum reinen Terminal umfunktioniert, darüber hinaus kann der ­Zugriff auf Wechselmedien wie USB-Speicher begrenzt werden. Hier können Lese- und Schreibrechte individuell vergeben werden. Über die pädagogische Oberfläche sind alle unterrichtsspezifischen Funktionen wie Schwarzschalten, Spiegeln und das Steuern von Internetzugriffen möglich. Im Normalfall sieht der Arbeitsplatz des Schülers genauso wie eine Windows-XP-Oberfläche aus. Die Anwendungen, die der Lehrer im Unterricht nutzen will und dementsprechend freigibt, werden dynamisch im Startmenü und auf dem Arbeitsplatz eingeblendet.

Anspruchsvolle Projekte
Vermutlich werden nicht wenige Schüler durch die ständige Ge­wöhnung an die Möglichkeiten der EDV dazu animiert, später den ­Informatik-Leistungskurs bei Gerd Mutscheller zu wählen. Dort werden dann geschickte Computer-Kon­sumenten zu kreativen Programmierern. So muss in jedem Leistungskurs ein mehrmonatiges Programmierprojekt in Gruppen von zwei bis drei Schülern durchgeführt werden. Im laufenden Abiturjahrgang beispielsweise wurde ein Programm erstellt, das die chemische Formel einer organischen Verbindung analysiert und in IUPAC-­Nomenklatur übersetzt. »Die Er­geb­nisse des Projekts übertreffen bei weitem die von den Lehrbuchver­lagen angebotene Lernsoftware zu diesem Thema«, sagt voller Stolz Dr. Rainer Stein-Bastuck, Schulleiter des Gymnasiums und selbst Lehrbuchautor für Chemie.


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