Performance Management wird reifer Der Markt für Software zur Steuerung der Unternehmens-Performance wächst und konsolidiert sich. Wesentlich ist die Integration von Werkzeugen, um Entscheidungsprozesse und operative Vorgänge in Unternehmen zu verbinden.
In den vergangen Jahren hat der globale Wettbewerb Unternehmen zu immer größerer Optimierung ihrer Geschäftsprozesse gezwungen. Die Software-Industrie hat reagiert und verschiedene Software-Werkzeuge entwickelt, die Managern bessere Kontrolle der Unternehmensfinanzen und -prozesse ermöglichen. Die Datenintegration hat sich stetig verbessert und gibt Unternehmen eine seriöse Entscheidungsgrundlage. Dashboards und komplexere Scorecards wurden entwickelt, um dem Führungspersonal kompakte Informationen zu liefern. Für tiefere Analysen stehen im Rahmen des Segments Business Intelligence (BI) Werkzeuge für Reporting, multidimensionale Analyse und Data Mining zur Verfügung. Zur Unterstützung der Finanzverwaltung wurden Budgetierungs-, Planungs- und Vorhersagewerkzeuge geschaffen. Business oder Corporate Performance Management (BPM, CPM) will all diese Technologien und Produkte zu einer Suite vereinen und Anwendern End-to-End-Lösungen mit der Software eines einzigen Anbieters ermöglichen. Daher definiert das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC CPM als die Summe aller Methoden, Systeme und Werkzeuge zur operativen, taktischen und strategischen Kontrolle und Steuerung eines Unternehmens. CPM ist eine konsequente Fortführung vorangegangener Produktgenerationen – die einfachen Tabellenkalkulationen der frühen Achtziger-Jahre wurden kontinuierlich anspruchsvoller und leistungsfähiger. Seit ungefähr dem Jahr 2000 findet man entsprechende Software auch vereint zu einem Paket aufeinander abgestimmter Werkzeuge.
Produkte und Lösungen Anbieter neigen dazu, den Unterschied zwischen CPM und BI darin zu sehen, dass CPM eine Top-down-Sicht von Domänen bietet, während BI mehr bottom-up und an einzelnen Werkzeugen ausgerichtet sei. De facto sind viele CPM-Suiten jedoch aus einzelnen BI-Werkzeugen zusammengesetzt. Aus Technologiesicht hat das Sinn, aber Kunden haben oft den Eindruck, dass die Unterschiede zwischen CPM und BI nur marketingmäßiger oder unternehmenspolitischer Natur sind. Die zunehmende Popularität von CPM ist eine Entwicklung, die von Herstellern und Analysten mit viel Enthusiasmus begrüßt wurde. Die Mehrheit der Anwender hingegen hat den Begriff Business oder Corporate Performance Management bisher nicht so recht angenommen. Mit reifer werdenden Produkten gibt es einen wachsenden Trend zur Vereinheitlichung und Verallgemeinerung der zugrundeliegenden BI-Werkzeuge, unabhängig vom Inhalt, den sie abbilden. Deshalb wird es immer schwieriger, CPM-Anwendungen als selbständige Systeme anzusehen. Außerdem erweitert CPM seinen Horizont und fokussiert sich mehr auf die Analyse von operativen Prozessen. Dies wiederum erzeugt neue Begriffe und Akronyme wie BAM und Business Activity Monitoring oder EII und Enterprise Information Integration. Die Erweiterung des Einsatzes von BI- und CPM-Techniken von strategischer zu taktischer Entscheidungshilfe ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen werden die Daten der operativen Prozesse an strategische Entscheidungsprozesse gebunden: durch Verwendung der verbesserten Analyse- und Präsentationswerkzeuge, die ursprünglich für das Finanzmanagement entwickelt wurden. Zum anderen wird Software, die für operative Prozesse genutzt wird, selbst auch immer weiter verbessert und angereichert, sodass Funktionen, die vorher nur BI-Software ausführen konnte, sich verbreiten.
Konsolidierung Es gibt immer neue Einsatzbereiche für Applikationen. Anwendungen für Logistik und Supply Chain Management (SCM) etwa verlangen nach mehr BI-Funktionen und verschmelzen zuweilen mit CPM-Lösungen. Dies schließt auch Beschaffungswesen und Inventarkontrollprozesse mit ein, die früher per Hand oder mit selbstgebauten Anwendungen analysiert wurden. Hier kann die Automatisierung zu deutlichen Kosteneinsparungen führen. Die Haupttechniken der Präsentation bei CPM sind Dashboards, Analyse und Reporting. Mit sich verbessernder Funktionalität wird es immer schwieriger, klar zwischen den Produkten dieses Segments zu unterscheiden. Außerdem sieht man immer häufiger Planungs- und Konsolidierungswerkzeuge in Implementierungsprojekten neben klassischen BI-Tools. BI-Werkzeuge, auf die CPM aufbaut, werden immer genereller und austauschbarer. Deshalb investieren mehr und mehr Firmen in Standardisierungsprojekte. Besonders große Firmen ändern inzwischen ihren Ansatz, Produkte und Lösungen für einzelne Abteilungen einzuführen, und versuchen unternehmensweite IT-Strategien zu formulieren. Diese Unternehmen entdecken, dass ihr früheres Laisser-faire ihnen einen bunten Mix von uneffektiven und inkompatiblen Werkzeugen beschert und die Kosten nach oben getrieben hat. Die Anbieter reagieren, indem sie versuchen, Lücken im Produktportfolio zu schließen, oft durch Akquisition von spezialisierten Anbietern. Ein Resultat dieser Entwicklungen ist die schnelle, manchmal hastige Anbieterkonsolidierung, wenn der Markt wächst und Produkte erste Zeichen von Reife zeigen. Der Tower Group zufolge wird der Markt auf absehbare Zeit weiterhin mindestens sieben bis acht Prozent pro Jahr wachsen. Der Bedarf nach optimierter Performance wird aber nicht einfach verschwinden, und immer kleinere Firmen werden in den Markt drängen. Am interessantesten für Hersteller und Dienstleister dürfte es sein, dass auch Firmen, die bereits BI- oder CPM-Lösungen haben, weiter Appetit auf neue Projekte haben.
Starkes Wachstum Anbieter, die im BI- und CPM-Umfeld agieren, haben in den letzten Jahren sehr gute Ergebnisse erzielt, die größten mit Umsatzzahlen jenseits von einer Milliarde Dollar. SAS, Business Objects, Cognos und Hyperion liegen weltweit vorn, aber Hersteller wie Actuate und Microstrategy oder auch die auf Datenintegration spezialisierte Firma Informatica wachsen rasch und holen auf. Teilweise sind die Wachstumszahlen auf Akquisitionen zurückzuführen, aber das Wachstum war auch aus eigener Kraft stark. Nicht einmal die Spezialisten scheinen kreativ genug zu sein, um alle Kundenwünsche zu befriedigen. Neue Firmen wie Qliktech oder Board tauchen weiterhin am Markt auf und bringen Innovationen mit. Generell haben sich kleine Spezialisten als wesentlich innovativer erwiesen als die großen Anbieter. Auch ist die Rate der gescheiterten Firmen bemerkenswert niedrig. Wenn eine Firma verschwindet, dann meistens nur, weil sie von der Konkurrenz gekauft wurde. Solche Akquisitionen wiederum sind meistens technologiemotiviert. Während der letzten 18 Monate wurde ungefähr alle drei Wochen eine Übernahme im BI- und CPM-Markt verkündet. Business Objects Kauf von NSite im November und Cognos Kauf von Celequest im Januar sind zwei gute Beispiele für den Trend, Technologie statt Marktanteile zu kaufen. Die aktuellste und größte Aktion ist die Übernahme Hyperions durch Oracle. Auch Business Objects schlägt noch einmal zu und kauft in diesen Tagen Cartesis
ERP-Anbieter Anbieter, die bei Enterprise Resource Planning (ERP) zu Hause sind, haben einen schwierigeren Markt und bewegen sich deshalb immer häufiger als Teilnehmer im BI- und CPM-Segment. Meist haben ERP-Hersteller wegen ihrer beständigen Einnahmen durch Wartungsverträge gesunde Finanzen, aber sie haben Schwierigkeiten, in einem Markt zu wachsen, der nur wenig wirklich Neues zu bieten hat. Der gleiche Grund, der ERP so profitabel macht – Kundenzufriedenheit –, behindert weiteres Wachstum. Die meisten Kunden sind nicht gewillt, in neue ERP-Technologien und -Produkte zu investieren. Also wenden sich die ERP-Anbieter auf der Suche nach Wachstumschancen dem BI- und CPM-Markt zu. Hierfür gibt es unterschiedliche Ansätze. Ein spektakuläres Beispiel hierfür ist Infor. Das US-Unternehmen besteht aus Dutzenden Softwarefirmen in zehn Themengebieten. Dazu gehören auch zwei BI- und CPM-Anbieter, Geac und MIS. Nun versucht Infor deren Produkte durch Cross Selling an existierende Kunden zu verkaufen, die normalerweise zwar loyal, aber auch mit ihren bestehenden Lösungen glücklich sind. SAP fährt mit den Anstrengungen fort, in den Markt für BI und CPM zu drängen. Auch wenn sie im Februar Pilot, eine Performance-Management-Firma, gekauft haben, werden sie wohl durch stetiges Verbessern ihrer Werkzeuge zu wachsen versuchen, da diese eng mit ihren anderen Angeboten integriert sind. Auch Microsoft hat sich in den ERP-Markt eingekauft, hatte aber Probleme, die Übernahmen zu verdauen und die ERP-Kunden zum Upgrade zu bewegen. Jetzt bewegt sich auch Microsoft stärker Richtung BI und CPM. Dies soll besonders mit dem lang erwarteten Performance Point Server geschehen, der mit großem Aufwand im Juni 2006 angekündigt wurde und nun Ende 2007 erscheinen soll.
Barney Finucane ist Analyst bei dem Marktforschungs- und Beratungshaus BARC in Würzburg.