Philips-Chef de Jong zettelt Preisdiskussion an: Wer nicht mitzieht, bekommt keine Ware. Schluss mit dem rapiden Preisverfall bei TV-Flachbildschirmen. Das verlangt Philips-Chef Roland de Jong. Der Handel soll mitziehen. Wer sich weigert, muss mit Lieferverzögerungen rechnen. Der Channel diskutiert den Vorstoß kontrovers ? so das Fazit einer CRN-Blitzumfrage.
Roland de Jong, Geschäftsführer Unterhaltungselektronik bei Philips Deutschland, setzte in der vergangenen Woche dem Fachhandel einen kräftigen Schuss vor den Bug: Er will den drastischen Preisverfall bei TV-Flachbildschirmen stoppen, sogar die Preise heraufsetzen (CRN-Channelweb vom 27. September). Grund: einmal die Margensituation und zum anderen Produktionsengpässe aufgrund höherer Nachfrage zum Weihnachtsgeschäft. Gerade da aber steht er konträr zu Branchenexperten, die eine Erhöhung der Überproduktion bei Flachbildschirmen vom ersten auf das zweite Quartal mit weltweit fünf Prozent beziffern.
Gleichwohl hat Roland de Jong mit dem Hinweis auf höhere Margen den Nerv der Händler getroffen. So vertritt beispielsweise Oliver Haubrich, Geschäftsführer der Verbundgruppe Electronic Partner in Düsseldorf, die Meinung, dass »die tolle Qualität der Produkte im Bereich der Flachbildschirme eine Gegenbewegung zu dem bislang weit verbreiteten Trend billig, billiger, noch billiger« rechtfertige. Aus diesem Grund begrüßt er »den Mut zu einer solchen Aussage«. Schließlich würde EP grundsätzlich alle Hersteller unterstützen, »die ein europaweit einheitliches Vertriebskonzept konsequent umsetzen«. Vorausgesetzt gerechtes Pricing für Hersteller und Fachhändler. Denn Hightech sei nicht zu verschenken.
Ähnlich wie Haubrich begrüßt auch Peter Keller, Vorstand Ware und Logistik bei der Verbundgruppe Euronics Deutschland, den Vorstoß des Philips-Managers: »Wenn Philips die Preise stabilisieren oder gar höher sehen möchte, können wir dies mittragen, so lange zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Für den Handel muss eine Verbesserung der angespannten Margensituation möglich sein, und die höheren Einkaufspreise müssen für alle Marktteilnehmer gelten.« Denn nur so sei der beklagte Preisverfall zu stoppen, der nicht zuletzt durch die unterschiedliche Konditionspolitik der Hersteller möglich geworden sei. Allerdings kritisiert Keller, dass »Sonderkonditionen in der Beschaffung es den Flächenmärkten und Discountern in der Vergangenheit erst möglich gemacht haben, die Preise im Markt zu drücken«.
Diesem Druck hat sich Uwe Ihlefeld, Geschäftsführer der Firma Ihlefeld Hören und Sehen, längst entzogen. »Wir haben unsere Braune Ware auf hochpreisige Hersteller wie Bang & Olufsen, Löwe und Metz umgestellt. Die sind preisstabil und werden nachgefragt.« Im Übrigen würde Ihlefeld keinen Hersteller in sein Produktprogramm nehmen, der seine Ware stark über den Online-Handel oder Flächenmärkte vermarktet. Gelassen sieht auch Stefan Kopping, Geschäftsführer des EP Media Store in Friedberg, die Ankündigung von Roland de Jong. Schließlich gebe es genügend Ausweichlieferanten. »Da freut sich vielleicht der eine oder andere Hersteller über solche Absichten.« An ein Ende des Preisverfalls mag er nicht glauben: »In den USA werden 32-Zoll-Geräte bereits für 999 Dollar angeboten.« Außerdem sei er als IT-Händler ohnehin geringe Margen gewohnt.
Die Warnung vor Lieferboykott kontert EP-Chef Haubrich mit dem Hinweis, »dass Electronic Partner in einer Position ist, in der uns kein Hersteller unter Druck setzen kann«. Zudem weist er darauf hin, »dass bei Lieferschwierigkeiten ein Angriff als beste Verteidigung nicht geschäftsfördernd ist«. Ein gerechtes Pricing könne nur in Zusammenarbeit von Handel und Industrie erreicht werden.