Sowohl unter den Opfern als auch unter den Tätern der laut der Anti-Waffen-Organisation »Gun Violence Archive« täglich im Durchschnitt etwa 90 Todesopfer durch Schusswaffen sind regelmäßig Kinder. Etwa 20 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre werden pro Tag durch Schusswaffen verletzt, etwa ein Drittel von ihnen tödlich. Knapp dreimal pro Woche erschießt zudem statistisch gesehen ein Kleinkind aus Versehen sich selbst oder einen anderen Menschen, meist Familienmitglieder. Im trumpschen Sinne könnte man also nach dem aktuellen Drama direkt folgern, dass Kleinkinder gefährlicher sind als Terroristen und umgehend die Zeugung von Nachwuchs verbieten, oder diesen per Gesetz durchwegs in den sicheren Laufstall verbannen.
Selbstverständlich gibt es durchaus valide Ansatzpunkte, dass die zügellose und offene Gewaltdarstellung in einigen Computerspielen nicht nur für kindliche Seelen eine ernsthafte Gefahr darstellen und zu schweren Schäden und enthemmtem Umgang mit Waffen und Aggressionen führen kann. Wir in Europa sind dank deutlich restriktiver Waffengesetze auch in der glücklichen Lage, uns zuvorderst über solche Dinge und ihre sinnvolle Regulierung Gedanken machen zu können. In den USA, aus denen die meisten der sogenannten »Killerspiele« kommen, muss die Hausaufgabe jedoch zuerst eine ganz andere sein: endlich zu begreifen, dass die Eroberung des wilden Westens abgeschlossen ist und Waffen zur »Selbstverteidigung« ein Mythos, der weit mehr unschuldige Leben kostet, als er rettet.