Preise im Keller ? Kind im Brunnen

6. Oktober 2005, 0:00 Uhr |

Preise im Keller ? Kind im Brunnen. Im Prinzip hat er völlig recht. Aber: Roland de Jong stolpert über die eigenen Fallen. Denn so einfach ist es nicht, Preise, die man selbst in den Keller geworfen hat, mit einem markigen Spruch und einer dezenten Drohung in Richtung Handel wieder ins Wohnzimmer zu holen.

Preise im Keller ? Kind im Brunnen

Da hat der Deutschland-Chef der UE-Sparte bei Philips die Rechnung ohne den Wirt, in diesem Fall ohne den Fachhandel gemacht. Denn der lässt sich nicht so schnell mit Lieferverzug ins Bockshorn jagen ? kann nicht so richtig verstehen, nur weil ein Hersteller die Margen ? in diesem Fall vor allem die eigenen ? anheben will, dass er Hals über Kopf die eigene Preisstrategie über den Haufen werfen soll.

Eher fällt Ostern auf Weihnachten, als dass sich eine ganze Branche sauberer Kanäle rühmen darf. Auch Philips zählt zu jener Heerschar unter den Herstellern, die überall hin liefern. Hauptsache das Volumen stimmt. Wer sich aber mit Retail und Discountern unter eine Decke begibt, akzeptiert zwangsläufig den Preisverfall und damit den Margenverfall quer durch alle Vertriebskanäle. Da ist es nur verständlich, wenn sich der Fachhandel nach exklusiven Herstellern umsieht. Wenn er Produkte ins Regal stellt, die nicht nur hochpreisig, sondern auch preisstabil sind und damit als Absatzkanal für die anderen Produzenten ausfällt. Das muss Roland de Jong akzeptieren. Schließlich haben er und seine Kollegen aus anderen Unternehmen die Saat für eine wenig ertragreiche Ernte gesät.

Geister, die ich rief, klagte schon Dichterfürst Goethe im Zauberlehrling. Und so wird sich wohl auch der Philips-Manager vorkommen, bei seinem Unterfangen, die Preise für TV-Flachbildschirme auf ein für alle Beteiligten profitables Niveau anzuheben. Selbst ein vorübergehender Nachfrageschub kann dem Preisverfall allenfalls kurzfristig Einhalt gebieten. Denn wer Ware braucht, wird sicherlich Wege dahin finden. Oder wie es ein Händler so salopp formuliert: Es gibt immer einen Ausweichlieferanten. So recht Roland de Jong mit margenträchtigeren Preisen auch haben mag ? doch darüber sollte nachgedacht werden, wenn das Geschäft gut läuft und nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Vielleicht lernt die Branche daraus.

Allein, mir fehlt der Glaube.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+