Provokante Gartner-Studie: Weg vom Fenster

9. Dezember 2004, 0:00 Uhr |

Provokante Gartner-Studie: Weg vom Fenster. Gartner-Marktforscher prognostizieren bis zum Jahr 2008 stark rückläufige Umsätze und Stückzahlen im weltweiten PC-Geschäft: Drei der zehn großen PC-Hersteller sollen bis dahin vom Markt verschwunden sein ? den Anfang macht scheinbar IBM, die ihre PC-Unit an Lenovo verkaufen wollen.

Provokante Gartner-Studie: Weg vom Fenster

Acer, Apple, Dell, Fujitsu Siemens, Gateway, HP, IBM, Lenovo, NEC und Toshiba zählt Gartner zu den Top Ten der PC-Hersteller. Ihnen prophezeit Gartner in den kommenden Jahren ein schwieriges Marktumfeld mit geringem Wachstum und niedrigen Margen. Vor allem weltweit tätige Hersteller wie HP und IBM sollen ins Schwanken geraten. Deshalb glauben Gartners Marktforscher, dass sich die großen Konzerne von ihren PC-Sparten trennen werden. Vorreiter in dieser Rolle scheint der Branchen-Veteran IBM zu sein: Einem Bericht der US-Ausgabe der CRN zu Folge, führt Big Blue derzeit Verhandlungen mit dem chinesischen Anbieter Lenovo. Bis Redaktionsschluss war von IBM kein Kommentar zu erhalten.

Bis 2005 erwarten die Analysten noch eine Steigerungsrate von 11,3 Prozent im PC-Markt. Von 2006 bis 2008 soll sich diese Zahl auf 5,7 Prozent halbieren, entsprechend wird die durchschnittliche Umsatzzunahme von 4,7 Prozent auf zwei Prozent sinken.

PC-Hersteller werden laut Gartner nur noch im kommenden Jahr vom Austauschzyklus profitieren. Schon zwölf Monate später sei es damit vorbei, die Replacement-Periode 2006 bringe keine größeren Gewinne mehr. Gleichzeitig werde der starke Preiskampf im PC-Markt weitergehen. Die Hersteller seien deshalb gezwungen, die Effizienz der Supply-Chain zu verbessern. Lediglich Dell wird in den Augen der Gartner-Analysten diesen Ansprüchen gerecht: Die Texaner konnten bereits in den vergangenen Quartalen ihre Marktanteile kontinuierlich ausbauen.

Die viel gepriesene Alternative, sich durch Dienstleistung und Lösungsgeschäft vom Mitbewerb abzuheben, zeigt im Markt keine Wirkung und bringt keine höheren Einnahmen, meint Gartner. Es zähle einzig und allein der Preis. Dem widerspricht allerdings Peter Esser, Executive Vice President Volume Products and Supply-Chain Operations bei Fujitsu Siemens vehement: Seiner Meinung nach reicht es nicht, wenn ein Unternehmen nur über eine effiziente Supply Chain verfügt. »Unsere Kunden lassen uns unmissverständlich wissen, dass sie Mehrwerte bei Produkten wünschen.« Dazu zählt er beispielsweise den Green-PC, einen umweltfreundlichen Rechner, oder Lösungen wie Flex-Frame. Damit könnten Unternehmen, die in SAP-Umgebungen arbeiten, Kosten von bis zu 60 Prozent einsparen.

Überlebensstrategien

Apple hält es für lebenswichtig, eigene Technologien zu entwickeln. Ein breites Technologie-Spektrum biete die Grundlage für innovative Produkte. So spiele zum Beispiel der Erfolg Apples im Musikbereich, der Mac-Plattform neue Kunden zu.

Stephan Wippermann, Geschäftsführer und Vice President der PSG von HP, setzt auf die Mischung aus Innovation, Forschung und Beratung durch den Fachhandel. Aber auch auf die Fähigkeit, flexibel auf Kundenwünsche einzugehen. »Wir werden keines der Unternehmen sein, das 2007 nicht mehr im PC-Markt tätig ist«, versichert er und fügt hinzu: »Da müssen sich einige Wettbewerber mehr Gedanken machen als wir.«

Gute Überlebenschancen räumt Gartner asiatischen PC-Herstellern wie Lenovo ein. Sie produzieren ihre starken lokalen Marken kostengünstig und liefern sie in den weltweiten Markt. Entsprechend optimistisch äußert sich Oliver Ahrens, Deutschland-Geschäftsführer von Acer. »Acer wird 2007 nach wie vor einer der Marktführer im IT-Markt sein. Wir können durch unsere flache Unternehmensstruktur schnell auf veränderte Marktanforderungen reagieren.«

Toshiba sieht sich nicht im Visier der Marktforscher. Die Firma konzentriere sich ausschließlich auf den Notebookmarkt. »Prognosen zufolge wird der Notebookmarkt bereits 2008 weltweit einen Anteil von 40 Prozent, in den USA und Japan von über 50 Prozent erreichen«, hofft Thomas Kissel-Müller, Head of Business Development bei Toshiba. Den schwach wachsenden Desktop-Markt will Toshiba anderen Anbietern überlassen und sich auf zukunftsträchtige Marktsegmente mit hohem Wachstum konzentrieren.

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INFO

Apple
www.apple.com

Acer
www.acer.de

Fujitsu Siemens
www.fujitsu-siemens.com

Gartner
www.gartner.com

Hewlett-Packard
www.hp.com

Toshiba
www.toshiba.de


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