Redmonder trommeln für ihr ECM-Konzept. Der Sharepoint Portal Server Office bildet zusammen mit Office das Herzstück von Microsofts Portfolio für das Enterprise Content Management. Derzeit wirbt der Software-Anbieter verstärkt für seine Lösungsstrategie. Bei der Umsetzung ist er auf ISVs und Integrationspartner angewiesen.
Der Sharepoint Portal Server zählt zu den heimlichen Stars im Portfolio der Redmonder. Kein Microsoft-Produkt legt derzeit bei den Verkaufszahlen schneller zu, wie der zuständige Produktmanager Andreas Schulz darlegt. Keines habe bisher »in kürzerer Zeit die Umsatzgrenze von einer halben Milliarde Dollar pro Geschäftsjahr erreicht«.
Dennoch löst der Markenname selbst bei Branchen-Insidern mitunter Schulterzucken aus. Geht es um Funktionsumfang und Einsatzfeld, kennen sich meist nur noch Spezialisten für Enterprise Content Management (ECM) mit der Software aus. Tatsächlich steht der Sharepoint Server zusammen mit der Office-Software im Zentrum von Microsofts ECM-Strategie. Da das Interesse für dieses Thema bei Unternehmen bis tief in den Mittelstand hinein wächst, tut der weltgrößte Software-Anbieter inzwischen mehr dafür, die Bekanntheit seines Produkts zu erhöhen. Um die ECM-Strategie auch im deutschen Markt tiefer zu verankern, veranstaltete die Unterschleißheimer Microsoft-Zentrale im vergangenen Monat die »Sharepoint Konferenz« ? eine Kundenveranstaltung mit 500 Teilnehmern, auf der sich auch zahlreiche Partner präsentierten.
Auf seine Partner ist der Hersteller bei diesem Thema zwingend angewiesen. Zum einen machen ECM-Projekte ebenso wie ERP oder CRM die Anpassung von Systemen an branchenspezifische Anforderungen erforderlich. Dazu werden Beratungs- und Integrationspartner benötigt. Zum anderen bietet Microsoft selbst gar nicht alle Komponenten in der Funktionstiefe an, die Kunden mitunter brauchen.
An diesem Punkt kommen Independent-Software-Vendor (ISVs) wie Easy, Saperion, Workshare oder Open Text mit ihren Lösungen ins Spiel. »Beim Thema Dokumentenmanagement steckt Microsoft noch in den Kinderschuhen«, verweist Jens Rabe, Director Lifecycle Management bei Open Text, auf Defizite im Back-End. Dafür besitze der Windows- und Office-Anbieter seine Stärken am anderen Ende des Spektrums, am Front-End, »wo die Dokumente erzeugt werden«. Die weite Verbreitung und die hohe Akzeptanz seiner Desktop-Lösungen nutzt der weltgrößte Software-Hersteller, indem er sie mit Funktionen des Sharepoint Servers koppelt. Auf diese Weise können Nutzer beispielsweise Office-Dokumente aus Outlook heraus recherchieren und bequem auf sie zugreifen. Mit der nächsten Generation der Produkte, mit Office 2007 und dem Sharepoint Portal Server 2007, die für das Jahresende angekündigt sind, soll die Verzahnung sogar noch enger werden.
Die Funktionalität von Sharepoint deckt im Wesentlichen drei Anwendungsfelder ab: Collaboration, Dokumentenmanagement und Suche. So lassen sich mit Hilfe des Servers virtuelle Teamarbeitsplätze für die Gemeinschaftsarbeit einrichten, und er bietet Basisfunktionen für die Dokumentenablage wie Check-in/Check-out oder Versionierung. Außerdem ermöglicht die Software die Recherche unterschiedlicher Dokumenten- und Datei-Formate.
Werden die Anforderungen komplexer, benötigt ein Kunde erweiterte Archiv- oder Workflow-Funktionen, so hat er die Möglichkeit, Sharepoint mit der eines Partners zu verknüpfen. Open Text etwa bietet eine Records-Management-Lösung an, mit der sich unterschiedliche Dokumente wie Mails, gescannte Papiere, Word- oder SAP-Dokumente, die zu einem Geschäftsprozess gehören, entsprechend ablegen und indizieren lassen. Auf diese Weise kann sich beispielsweise ein Vertriebsmitarbeiter mühelos einen Überblick über sämtliche Dokumente verschaffen, die aus einem Kundenvorgang stammen, aber in verschiedenen Repositorys lagern. Als Client benötigt er dazu lediglich sein Outlook-Programm.
Die E-Mail- und Collaboration-Software gehört nach den Worten von Open-Text-Manager Rabe zu den wichtigsten Bürowerkzeugen, mit denen die Mitarbeiter »tagtäglich eine große Zahl von Business-Transaktionen auslösen«. Für ECM-Anbieter wie Open Text stelle sich die Alternative, so meint Rabe, ob sie selbst eine Infrastruktur entwickeln, über die sie ihre Lösungen an das Microsoft-Front-End anbinden, oder ob sie sich dem ECM-Konzept des Branchenriesen als Partner anschließen. Die Kanadier haben den zweiten Weg gewählt.
Aus Sicht von Integratoren eine sinnvolle Entscheidung. Denn technisch lassen sich entsprechende Lösungen zwar ebenfalls mit Hilfe konkurrierender Technologien realisieren, wie Jürgen Müller, Director ECM bei Siemens Business Services (SBS), erläutert. Häufig sei der Integrationsaufwand dabei jedoch wesentlich höher. Der Ansatz von Microsoft biete dagegen den Vorteil, »dass er alles aus einer Hand liefert« (siehe Interview).
Microsoft arbeitet beim Thema ECM eng mit etwa 50 bis 60 Partnern zusammen, die der Software-Hersteller in drei Kategorien einteilt. Zur Gruppe der Berater zählen etwa ein halbes Dutzend Consulting-Unternehmen wie CSC, Capgemini, Accenture oder Bearingpoint. Der Rest des Feldes verteilt sich ungefähr in gleicher Zahl auf ISVs, zu denen neben den bereits genannten Firmen Workshare oder Optimal Systems gehören, und Systemintegratoren wie SBS, Alegri, Cellent oder Tria.
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