Anhand welcher technischen und organisatorischen Kriterien sollten Unternehmen entscheiden, ob sie ein Remote-Access-Projekt (RAS) selbst realisieren, oder besser einen Service-Provider damit beauftragen?
Heutige Remote-Access-Lösungen sind sehr komplex. Sie sollten spezialisierte Dienstleister realisieren.
Christian Krischke, Themenmanager bei Taskarena
Remote-Access-Lösungen haben mit der »Romantik« der bekannten ISDN-RAS-Lösungen wenig gemeinsam. Sie stellen heute eine besondere Herausforderung dar.
Neben dem eigentlichen hohen Nutzwert sind Wirtschaftlichkeit, Qualität, globale Verfügbarkeit und Sicherheit die wesentlichen Kriterien.
Zunächst ist zu klären, wie komplex die Anforderungen des Kunden sind. Es muss festgestellt werden, welche Kommunikationspartner mit dem Unternehmensnetz Verbindung aufbauen und auf welche Applikationen und Daten zugegriffen werden soll. Die Art des Zugriffs (Webtechnologie, Client) auf die Applikation stellt entscheidende Weichen für die Auswahl der Technik. Der Ort, von dem der Zugriff erfolgt, entscheidet über die Flexibilität der Lösung. Die Sicherheitsrichtlinien des Unternehmens bestimmen die Voraussetzungen wie starke Authentisierung, Verschlüsselung, Virenschutz und Intrusion-Detection. Das Ganze sollte mit einer hohen Verfügbarkeit und 24x7-Service sichergestellt sein. Nicht zuletzt ist darauf zu achten, welcher Administrationsaufwand für die Einrichtung und Betreuung der Benutzer entsteht.
Hierbei ist erkennbar, dass eine lange Beratungs- beziehungsweise Planungsphase für die genannten Aspekte notwendig ist. Sonst besteht die Gefahr, dass eine nicht ausreichende Lösung gewählt wird.
Je umfangreicher diese Anforderungen sind, desto eher ist ein Service-Provider mit seiner Kompetenz im Bereich Remote-Access beziehungsweise VPN auszuwählen. Dabei werden alle geforderten Bestandteile aus
einer Hand geliefert: die Auswahl und Etablierung der technischen Lösung, die unabhängige Carrier/ISP-Auswahl, der Helpdesk mit 24x7-Service und das Service-Level-Agreement zur klaren Definition der Leistung.
Carrier-Dienste führen Unternehmen einen wichtigen Schritt aus der OSI-Vielfalt und dem IT-Wildwuchs heraus.
Jürgen Fiedler, IT-Consultant
Mobile Geschäftslösungen für mobile Mitarbeiter und stationäre Partner erfordern Remote-Access. Dieses Konzept muss eine Kommunikation zu jeder Zeit sowie an jedem Ort erlauben, und zwar vom mobilen Endgerät des Außendienstmitarbeiters aus. Die Aufgabe eines Unternehmens oder einer Organisation besteht darin, eine Durchgängigkeit zwischen Applikationsdaten und den verschiedenen Netzwerk-Architekturen zu schaffen. Voraussetzung dafür ist, diese einzelnen Bereiche vollständig zu dokumentieren. Aktuelle und gepflegte Daten sind dabei das A und O. Ob das Unternehmen selbst entwickelt oder fremdvergibt, hängt davon ab, ob sich die Geschäftsvorgänge standardisieren lassen und die Geschäftspartner im Remote-Access-Projekt dazu bereit sind. Denn sowohl das Unternehmen als auch seine Partner müssen ein Outsourcing auf der Basis von »use cases«, also Anwendungsfällen, akzeptieren. Leider ist das Application-Service-Providing im mobilen Einsatzbereich heute noch ein weitreichend offenes Terrain.
Erfolgsfaktor bleibt eine solide Planung. Die Integration der Prozesse mit konvergierenden Informations- und Kommunikationssystemen gründet auf Geschäftsvorgängen, Rechnern, IP-Adressen und Tunnels in »einem« Netz. Eine Applikationsintegration, ob nun in Eigenverantwortung oder ausgelagert, muss dabei den Anschluss, das Balancing, Charging und den Zugriff auf virenfreie Daten gewährleisten. Der Vorteil des Outsourcings liegt unbestreitbar darin, dass Anwendungen und Software-Suites eingebunden in Carrier-Dienste einen Schritt aus der OSI-Vielfalt und dem IT-Wildwuchs herausführen. Die Erfahrungen aus Projekten insbesondere mit großen Außendienst- und Serviceorganisationen haben gezeigt, dass sich die Investition dafür oft bereits nach knapp einem Jahr amortisiert.
Viele Unternehmen sind bei einem externen Security-Dienstleister meist besser aufgehoben.
Hadi Stiel, Berater und freier Fachjournalist in Bad Camberg
Remote-Access-Projekte in eigener Regie oder durch einen Dienstleister umsetzen zu lassen, ist eine Frage, die aus Remote-Management-Sicht beantwortet werden sollte. Es ist für Unternehmen wenig sinnvoll, das Management ihrer mobilen Notebooks und Handhelds in eigene Hände zu nehmen. Die Erklärung dafür ist so einfach wie die Remote-Access-Welt komplex. Nicht nur, dass die Vielfalt der Zugriffstechniken, jede mit ihren spezifischen Netz- und Sicherheitseinstellungen, über die Jahre gewachsen ist. Ihr Spektrum reicht mittlerweile von Festnetz-gebundenen Möglichkeiten wie analog, ISDN, DSL, Mietleitungen und LAN bis hin zu drahtlosen Varianten wie GSM, GPRS, HS-CDS, CDMA, NTT DoCoMo, UMTS, Bluetooth und WLAN.
Hinzu kommt speziell bei den Handhelds die Vielfalt an Betriebssystemen wie »Windows Mobile Software« (Pocket PC), Palm-OS, Linux und EPOC (Psion). Sie erschweren den Fernbetrieb solcher Geräte zusätzlich. Speziell Smartphones, die sich mit ihrer Intelligenz allmählich an die von Notebooks annähern, werden immer weniger ohne diese Fernadministration auskommen.
Diese hohe Vielfalt und Komplexität treffen zwar beide, das Unternehmen wie den externen Dienstleister. Dennoch sprechen Argumente dafür, dass das Remote-Management in externen Händen besser aufgehoben ist. So kann ein externer Dienstleister, der für viele Kunden aktiv ist, solche Services kostengünstiger umsetzen und anbieten als das Unternehmen lediglich für den Kreis seiner eigenen mobilen Mitarbeiter und Einsatzkräfte.
Das Gleiche gilt für das Know-how. Wieso sollte das Unternehmen langfristig in teure Spezialisten investieren, wenn der externe Dienstleister seinen Spezial-Pool erheblich rationeller für viele Kunden nach ihrem aktuellen Bedarf vorhalten kann? Auch die teure Weiterentwicklung des Fernbetriebs kann sich das Unternehmen im Delegationsfall sparen, ebenso die Schulungskosten. Gerade die Umstellung auf eine neue Handheld-Generation in Eigenregie, vielleicht noch unter verschiedenen Betriebssystemen, kann sich als äußerst aufwändig und kostspielig erweisen. Ein Grund mehr für die Unternehmen, über Outsourcing nachzudenken.