Buyers Guide: KVM-Switches

Schalten und walten

26. September 2007, 10:35 Uhr |

Keyboard-/Video-/Mouse-Switches, kurz KVM-Switches, offeriert eine Vielzahl von Anbietern in zahlreichen Varianten und für unterschiedliche Anforderungen. Auch die Preis-Range ist weit.

Früher oder später wird jeder Administrator einmal den Wunsch haben, eine Tastatur, eine Maus und einen Bildschirm an viele Computer gleichzeitig anzuschließen. Vielleicht, weil ein Betriebssystem zu installieren, eine abgestürzte Maschine neu zu booten oder der Desktop-PC des Chefbuchhalters wieder geradezubiegen ist. Möglicherweise sieht Ihr Schreibtisch ja auch so aus, wie meiner: Darauf oder darunter stehen ständig vier, fünf Computer. Und vier, fünf Tastaturen, Mäuse und Bildschirme anzuschließen, erfordert eine Menge Steckdosen, Platz und Energie – Ressourcen, die nicht immer ausreichend zur Verfügung stehen. Eine Lösung dieses Problems sind KVM-Switches, die Administratoren (oder Helpdesk-Mitarbeitern, Privatanwendern etc.) über eine Tastatur, eine Maus und einen Bildschirm Zugriff auf zwei bis mehrere Hundert Computer bieten.

KVM-Switches sind in zahlreichen Variationen mit unterschiedlichen Featuresammlungen und Preisen verfügbar. Die einfachsten Switches sind nichts als simple A/B-Umschalter, während fortgeschrittene Exemplare Zugriffe via IP gestatten. Bei der Auswahl eines geeigneten KVM-Switches sollte die erste Überlegung die vom Switch unterstützte Plattform sein. Wer gewöhnliche x86-PCs, Sun-Maschinen und den ein oder anderen Mac im Einsatz hat, muss genau aufpassen, dass der KVM-Switch Verbindungen zu diesen Systemen auch unterstützt, denn jede dieser Architekturen verwendet beispielsweise unterschiedliche Tastaturanschlüsse. Mit neueren Macs und x86-Systemen kann es gut funktionieren, wenn beide Plattformen VGA für den Bildschirm und USB für die Tastatur nutzen. Einige Hersteller verkaufen kleine Adapter, die den Anschluss von Sun-Systemen an x86-Switches ermöglichen. Andere Hersteller, beispielsweise Aten, bieten unterschiedliche KVM-Switches zur Unterstützung verschiedener Systeme. Wer Multimediasysteme unterstützen muss, der muss sich nach KVM-Switches umsehen, die dies ebenfalls tun – die Auswahl wird dann schon deutlich geringer.

So wird geschaltet

So unterschiedlich wie die unterstützten Plattformen sind die Wege, den aktiven Bildschirm beziehungsweise das aktive System am KVM-Switch einzustellen. Die billigsten (ab etwa 10 Euro für zwei PCs) und technisch einfachsten Methoden sind das Drücken von Knöpfen oder Drehen von Drehschaltern am Switch. Wer die alten A/B/C/D-Druckerumschalter noch kennt, der wird auch um die Nachteile dieser Art von KVM-Switches wissen. Befindet sich der Switch nicht in unmittelbarer Nähe von Tastatur, Maus und Bildschirm, dann muss der Benutzer erst zum Switch laufen, dort umschalten und schließlich an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Einige solcher KVM-Switches können das Gewicht eines 15-Zoll-Bildschirms tragen; für ein kleines Server-Raum-Rack oder das Home-Office sind sie vielleicht schon alles, was man braucht.

Für Benutzer, die mehr Flexibilität wünschen oder planen, eine hohe Anzahl Computer zu unterstützen, sind KVM-Switches mit On-Screen-Menüs oder Hot-Keys eine bessere Entscheidung. Diese Modelle schalten durch Betätigen einer bestimmten Tastenkombination zwischen den angeschlossenen Systemen hin und her oder öffnen ein Menü, aus dem der Benutzer dann das anzusteuernde System auswählt. Ein großer Vorteil dieser Variante ist also, dass sie dem Benutzer erlaubt, zwischen den Computern umzuschalten, ohne dass er dazu seine Hände von der Tastatur nehmen muss. Einige Switches mit Menüsystem erlauben es, an die angeschlossenen Computer permanente Namen oder Identifikationsstrings zu vergeben, die im Menü angezeigt werden. Das erleichtert die Identifizierung eines Rechners, denn drei, vier Computer mit dem gleichen Betriebssystem können einander ja zum Verwechseln ähnlich sehen – und wir wollen doch nicht versehentlich unseren Datenbank-Server statt den Test-Server neu booten. Einige dieser Switches zeigen auch gleich an, welche Computer ein- und welche ausgeschaltet sind.

Info

Wie viel lässt sich sparen?

KVM-Switches helfen, Platz und Geld zu sparen. Die Platzersparnis ist einfach zu sehen: Man staple acht Bildschirme aufeinander und vergleiche dies mit einem 1HE-Rack-Gerät. Um 8, 16 oder gar 100 verschiedene Bildschirme und Tastaturen effizient nutzen zu können, bedarf es ferner spezieller Tische, die deren Gewicht und Größe aushalten. Etwas schwieriger zu erfassen sind die finanziellen Ersparnisse. Die ursprünglichen KVM-Switch-Kosten mögen hoch erscheinen, aber die Switches zahlen sich aus, wenn mehr Maschinen hinzugefügt werden. Ein einigermaßen guter Monitor kann ein paar Hundert Euro kosten. Man stelle sich nun vor, was 100 Monitore und Tastaturen kosten würden. Häufig übersehene Kostenersparnisse ergeben sich ferner aus dem geringeren Stromverbrauch – Monitore konsumieren eine Menge Energie und geben außerdem Wärme ab. Ein KVM-Switch benötigt nicht viel Strom und erzeugt nur wenig Hitze, was zu weniger Energiekosten (Elektrizität und Air-Conditioning) führt.

Die Skalierbarkeit von KVM-Switches ist ein wichtiger Faktor. In einem kleinen Unternehmen oder im Serverraum einer Mini-Zweigstelle reichen 16 Verbindungen vielleicht völlig aus. Für die Steuerung eines jeden Computers in einem 150-m2-Maschinenraum ist hingegen weitaus mehr Planung erforderlich. Viele KVM-Switches erlauben es, mehrere ihrer Sorte durch Stapeln oder Kaskadieren zu einer einzigen logischen Einheit zu verbinden. In diesem Fall muss man herausfinden, wie weit zwei Switches maximal voneinander entfernt sein dürfen. Denn wenn man es mit einer ganzen Sammlung von Racks zu tun hat, müssen die Kabel manchmal weitere Distanzen überbrücken. Ebenso kann die Entfernung zwischen den individuellen Computern und dem KVM-Switch Grenzen haben, die von Hersteller zu Hersteller variieren. Einige Switches erfordern proprietäre Kabel, und verschiedene Hersteller verkaufen Extender-Kabel (normalerweise über Kategorie-5-Kabel), um eine größere Entfernung zwischen dem Switch und den angeschlossenen Ein-/Ausgabegeräten zu ermöglichen. Avocent hat sogar einen Wireless-KVM-Extender im Programm.

Intelligenz in scheinbar einfachen Geräten

Mit den fortschrittlichsten KVM-Switches kann der Benutzer weit mehr tun, als lediglich zwischen mehreren Maschinen umschalten. Zu den zusätzlichen Features gehört beispielsweise die Benutzerauthentifikation – ein Benutzer muss sich am KVM-Switch also erst anmelden, bevor er ihn bedienen darf. Einige Systeme bieten auch Zugriffssteurungslisten, die Benutzern gestatten, ausgewählte Computer zu modifizieren, während sie andere Computer nicht berühren dürfen. Unterstützt der KVM-Switch die Protokollierung, dann lässt sich später leicht nachvollziehen, wer den Switch wann und wozu benutzt hat. Einige Switches unterstützen lediglich ein KVM-Passwort, während andere gegenüber Backend-Datenbanken oder Windows-Domänen authentifizieren. Für die Authentifizierung gegenüber einer Domäne wird natürlich Netzwerkzugriff benötigt.

Viele Hersteller nutzen die Vorteile des Netzwerks und bieten gleich KVM-Switches an, die über IP arbeiten. In diesem Fall ist ein Remote-Zugriff auf den KVM-Switch und alle daran angeschlossenen Computer möglich. Dieses Feature ist besonders nützlich für Administratoren, die sich gerade in entfernten Standorten oder zu Hause befinden, wenn es im Unternehmen zu einer Krise kommt. Ein weiterer Vorteil der IP-Variante ist, dass die Entfernungseinschränkungen deutlich geringer sind, weil Kaskadierungen nicht notwendig sind. Außerdem können mehrere Benutzer gleichzeitig über ein und denselben Switch Computer steuern, was vielleicht der größte Vorteil gegenüber den traditionellen Ein-Operator-KVM-Switches ist.

Das KVM-Switching über IP erfordert naturgemäß mehr Setup als traditionelle Switches, bei denen es in der Regel mit dem Anschließen der notwenigen Kabel bereits getan ist. Management- oder Authentifikations-Server sind zu installieren, und die Clients, die sich mit dem KVM-Switch verbinden sollen, benötigen möglicherweise spezielle Software oder Web-Browser-Erweiterungen.

Bei den KVM-via-IP-Switches ist besonders auf den Preis zu achten, denn möglicherweise sind zusätzlich ein Management-Server und Lizenzen für die IP-Nutzung erforderlich, was den Preis deutlich in die Höhe treiben könnte. Dann gilt es abzuwägen, ob der Vorteil, mehrere Maschinen verbinden zu können, ohne auf dem Server zusätzliche Software (beispielsweise PC-Anywhere) installieren zu müssen, die Ausgabe rechtfertigt.

Kein KVM-Switch ist perfekt, und gelegentlich verweigert die Maus oder die Tastatur die Arbeit. Einigen Switches gefällt es nicht, wenn zuerst der Computer und danach der Switch eingeschaltet wird. Einige Switches erlauben es nicht, den Hot-Key zu ändern, so dass es vorkommen kann, dass sich das KVM-Switch-Menü ungewollt öffnet oder ungewollt zu einem anderen Computer geschaltet wird. [ dj ]


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