»Schauen Sie, was für ein kleines Würstchen Ihr Chef ist!«. Lars Windhorst, ehemaliger Vorzeige-Jungunternehmer, beschäftigt die Staatsanwaltschaft. Ihm wird Betrug vorgeworfen. Kläger: Klinikbetreiber Ulrich Marseille, dem wiederum eine Klage von Windhorst ins Haus steht. Marseille soll Windhorst am Kragen gepackt und gewürgt haben.
Die einen bedienen sich kräftiger Herren mit grimmigen Gesichtern, die anderen gehen gleich selbst zur Sache. Der Klinikbetreiber Ulrich Marseille, kein Kind von Traurigkeit und zudem fleißiger Investorensammler, fackelt nicht lange, wenn es ihm zu bunt wird. Das musste laut Magazin »Focus« Lars Windhorst am eigenen Leib erfahren.
Windhorst, schon in jugendlichem Alter von Altkanzler Helmut Kohl als beispielhafter Unternehmer über alle Maße gelobt, hat sich längst vom Technologie-Star zum Pleitemeister entwickelt. Statt von High-Tech-Höhenflügen zu träumen, plagen ihn jetzt ? falls ihn je was plagte ? die Gläubiger in seinen Alpträumen. Von Forderungen in Millionenhöhe ist die Rede.
Hautnah spürte Windhorst im Dezember vergangenen Jahres seinen Gläubiger Marseille. Da soll ihn, Windhorst, Marseille »am Kragen gepackt und den Hals gewürgt haben«. »Die Quetschungen am Hals« habe er vom Arzt attestieren lassen, so Windhorst gegenüber der Staatsanwaltschaft. Marseille wiederum will so nicht zur Sache gegangen sein. Wohl aber »ihn am Kragen gepackt und seiner Sekretärin zugerufen: Schauen Sie sich an, was für ein kleines Würstchen Ihr Chef ist.«
Wie kräftig Marseille zugelangt hat, muss jetzt das Gericht werten. Sicher ist, Windhorst steht bei dem nicht unumstrittenen Klinikkönig, wie Marseille gelegentlich genannt wird, ordentlich in der Kreide. Mit zehn Millionen Euro soll der 48-jährige Betreiber von Krankenanstalten vor drei Jahren dem klammen 27-jährigen Windhorst unter die Arme gegriffen haben. Fatal nur, dass damals für das Darlehen eine Laufzeit von vier Monaten vereinbart worden war. Bislang stünde ? von einem kleinen Betrag abgesehen ? die Schuldsumme noch aus. Während einer ersten Anhörung durch die Staatsanwaltschaft hat der früher auf großem Fuß lebende Jungunternehmer eingeräumt, dass er den Kredit nicht zurückgezahlt habe. Allerdings sei Marseille vor Gewährung des Darlehens »über alle Umstände informiert worden«.