Schlechte Noten für die IT an Deutschlands Universitäten
Von wegen »virtueller Campus«: Nur zu einem geringen Teil schöpfen Universitäten in Deutschland die Möglichkeiten moderner IT-Technik aus. Das ergab eine Studie, die TNS Infratest im Auftrag von Microsoft erstellte.

Befragt wurden 200 Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen, die an Universitäten in Deutschland eingeschrieben sind.
An die 57 Prozent gaben an, dass es an ihrer Uni ein zentrales oder institutsbezogenes Online-Portal gibt – ein niedriger Wert. Rund 90 Prozent der Studenten bewerteten ein solches Portal als nützlich.
Kein gutes Licht auf die Qualität dieser Online-Angebote wirft die Tatsache, dass dennoch mehr als die Hälfte der Studierenden diese Portale selten oder nie nutzt.
Ein Grund dafür ist laut der Studie, dass die meisten Portale keine interaktiven Prozesse zulassen und als »Einbahnstraße« dienen. Kommunikation findet nur in einer Richtung statt, von der Uni zum Studierenden.
So fehlen Online-Formulare, mit denen Studenten Fächer belegen oder wechseln können. Gleiches gilt für die Anmeldung zu Prüfungen: Nur 54 Prozent der Befragten haben diese Möglichkeit.
Online-Sprechstunden und Chats sind Mangelware
Ein weiterer Kritikpunkt der Stundenten: 83 Prozent gaben an, dass ihr Institut keine Online-Sprechstunden oder Chats mit Dozenten anbietet.
Beklagt wurde auch der langsame Informationsfluss, etwa bei Änderungen von Terminen. Statt das Internet dafür zu nutzen, kommt häufig noch der gute alte Aushang am schwarzen Brett zum Einsatz.
Analoge Verfahren dominieren auch bei der Vermittlung des Lehrstoffes: In mehr als 60 Prozent dienen dazu Tafel und Overhead-Projektor. Virtuelle Arbeitsräume bieten nur 5 Prozent der Unis an, ganz zu schweigen von Online-Tests und -Übungsaufgaben.
Ausländische Institute innovativer
Im Vergleich zu Universitäten im Ausland schneiden die Institute hier zu Lande schlecht ab. Rund 46 Prozent der Studenten, die einen Teil ihrer Ausbildung an ausländischen Einrichtungen absolvierten, gaben an, das IT- und Online-Angebot sei dort deutlich besser. An die 23 Prozent schätzten es als gleichwertig ein.
Immerhin gibt es Zeichen der Hoffnung. So laufen in Aachen, Karlsruhe und Hamburg Pilotprojekte, die den Aufbau eines »digitalen Campus« zum Ziel haben.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Ausbildungseinrichtungen in Deutschland unter einem massiven Geldmangel leiden, dank zusammengestrichener staatlicher Zuschüsse.
Ein weiterer Faktor ist, dass hier zu Lande das Sponsoring von Bildungseinrichtungen bei weitem nicht so ausgeprägt ist wie beispielsweise in den USA. So wurde gestern bekannt, dass der deutschstämmige Milliardär John Werner Kluge der Columbia-University in New York 400 Millionen Dollar spendet.
Den höchsten Betrag, der jemals zur Verfügung gestellt wurde, erhielt 2001 das California Institute of Technology in Pasadena von Intel-Mitbegründer Gordon Moore (»Mooresches Gesetz«): 600 Millionen Dollar.