Schlechte Zeiten für Internetportale
Der Internetdienstleister Lycos Europe hat angekündigt, das deutsche Lycos-Portal zu schließen und das Tochterunternehmen Pangora zu verkaufen. Das Unternehmen reagiert damit auf die Krise im Portalgeschäft, von der auch Wettbewerber Yahoo betroffen ist.
Der Internetdienstleister Lycos Europe will seine Portal- und Webhostingaktivitäten beenden sowie die Geschäftsbereiche Domain und Shopping verkaufen – so das Ergebnis einer »strategischen Prüfung«, die das Unternehmen diesen Sommer veranlasst hat. Im laufenden Jahr war Lycos Europe durchgehend in die roten Zahlen gerutscht. Mit dem Rückzug will der Internetdienstleister nun weitere Verluste vermeiden und den Aktionären eine Barausschüttung in Höhe von 50 Millionen Euro zukommen lassen.
Für den deutschen Markt bedeutet die Entscheidung nicht nur das Ende für das Webportal Lycos Deutschland, sondern auch, dass sich das Unternehmen von dem Tochterunternehmen Pangora trennen wird. Der ECommerce- Dienstleister Pangora bietet neben Produktsuche und Preisvergleichen auch komplette Shopping-Lösungen und gilt in Branchenkreisen als recht attraktives Investitionsobjekt.
Während Lycos auf ein reinigendes Gewitter setzt, führt Wettbewerber Yahoo seinen Schlingerkurs fort. Bei dem Internetkonzern stagniert bereits seit geraumer Zeit der Umsatz, während der Gewinn merklich zurückgeht. Bereits Anfang 2008 hatte Yahoo 1.000 Stellen abgebaut, Ende Oktober wurde die Entlassung weiterer zehn Prozent der weltweit 15.000 Mitarbeiter des Unternehmens angekündigt. Um der schwachen Geschäftsentwicklung und der Bedrohung durch Microsoft entgegenzuwirken, hatte Yahoo- Gründer Jerry Yang einen Werbe- Deal mit Google eingefädelt, der allerdings vor der US-Wettbewerbsbehörde scheiterte. Yang hat nun seinen Rücktritt von der Yahoo-Spitze angekündigt, eine Nachfolgeregelung steht noch nicht fest. Wie der Deutschland- Chef von Yahoo, Terry von Bibra, in einem Interview mit der Financial Times erklärte, will das Unternehmen künftig stärker auf Content-Kooperationen setzen. So sollen Partner wie die ECommerce- Plattform Ebay Inhalte für das Yahoo-Portal liefern. Bereits im Juni hatte Yahoo die Öffnung seiner Such-Technologie bekannt gegeben.
Sowohl Yahoo wie auch Lycos fällt es sichtlich schwer, mit den aktuellen Internet-Trends Schritt zu halten. Während sich bei der Websuche der minimalistische Google-Ansatz durchgesetzt hat, punkten im Entertainment-Bereich Web 2.0-Communities wie Facebook und Myspace. Klassische Internetportale haben es bei den Benutzern demgegenüber immer schwerer. Zudem sind die Einstiegsseiten ins Web in der Regel ausschließlich werbefinanziert. Doch sorgt der aktuelle Konjunktureinbruch auch auf dem noch vor kurzem boomenden Online-Werbemarkt für rückläufige Zuwachsraten.