Schwein gehabt Es soll ja in diesem unserem Lande berufstätige Menschen geben, die, lang ist’s her, noch an der mechanischen Schreibmaschine gearbeitet haben.
Das kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. Allein, was die Korrektur eines Schreibfehlers für einen Aufwand erforderte: Blatt raus, neues Blatt rein, noch mal von vorne schreiben. Oder den Fehler mit Tipp-Ex unsichtbar machen und dann an der entsprechenden Stelle richtig eintippen. Uff! Da geht das jetzt mit dem Computer doch vieltausendmal einfacher und schneller. Gott sei Dank! Denn wer macht keine Schreibfehler? Auch bei uns, beim führenden Scherenhubtischhersteller, wo ich, Joe Meier, Schreibarb…, äh, Sachbearbeiter im Controlling bin, passiert so etwas. Wie neulich, als Jenny, unsere Grafikerin, auf einem Flyer aus dem englischen Begriff »Enabler« ein »Enabier« machte. Vielleicht hatte sie Durst oder vielleicht hat sie an das nicht mehr allzu weit entfernte Oktoberfest gedacht. Egal, wie auch immer, ich habe den Schreibfehler rechtzeitig entdeckt, und er war – Rucki Zucki – behoben. Schwein gehabt! Ich bin mir aber andererseits auch nicht ganz sicher, ob das ein Schreibfehler war, oder ob Jenny einen Gag machen wollte, natürlich in der Hoffnung, dass dieser rechtzeitig entdeckt werden würde. Sie neigt nämlich ein wenig zu Sprachkuriositäten und Lautverschiebungen. Wie neulich, als die Nachricht rum ging, dass unser Trinkwasser mit Uran verunreinigt sei. »Dann werden wir in Zukunft eben«, meinte sie, »nicht mehr urinieren, sondern uranieren!« Apropos Nieren. Der Mensch, als die Spitze der Evolution auf dieser Kugel, auch Erde genannt, hat sich die Tiere ja untertan gemacht. Vorwiegend mit dem Ziel der Verwendung als Nahrungs-, aber auch als Fortbewegungs- und Transportmittel. Auch im Sprachgebrauch haben Tiere, meist im negativen Sinne, Einzug gehalten. Man denke nur an die dumme Gans, die dumme Kuh und so weiter. Ganz viel diesbezügliche Verwendung genießt auch das Schwein, respektive die Sau. Aber nicht nur im negativen, bösen Sinn, sondern auch im Zusammenhang mit dem Begriff Glück. Zum Jahreswechsel werden Glücksschweinchen verschenkt, oder wer bei irgendetwas gerade noch mal davongekommen ist, hat Schwein gehabt. Und demnächst soll das Schwein dem Menschen auch noch auf ganz andere Weise helfen. Kaputte Nieren könnten bald durch Schweinenieren ersetzt werden. Und bereits 2010, so war neulich zu lesen, könnte einem Menschen, der ein irreparabel defektes Herz hat, ein Schweineherz implantiert werden. Die Wissenschaftler seien da sehr zuversichtlich, hieß es. Und zu diesem medizinischen Fortschritt haben Computer natürlich auch ihren nicht unerheblichen Beitrag geleistet. Sollte einem Patienten auf diese Weise das Leben gerettet werden, dann hat der aber nicht mehr »Schwein gehabt«, sondern »der hat ein Schwein!« Und zwar nicht im Bauch, sondern in der Brust oder im Rücken…