Spracherkennung erobert den Markt
Der Markt für Spracherkennungs-Software wird reif. Ein Indiz dafür ist, dass jetzt auch Microsoft in dieses Segment drängt. Traditionelle Anbieter wie IBM und Nuance setzen zunehmend auf das OEM-Geschäft.
- Spracherkennung erobert den Markt
- Vista unterstützt Sprache
Der Markt für Sprachtechnologien verändert sich. Anwendungen und Services gewinnen nach einer Analyse des Marktforschungsinstitutes Business Insights zunehmend an Gewicht innerhalb der Wertschöpfungskette. Dagegen nimmt die Bedeutung von Einstiegs-Software und Plattformen ab, weil sich Basistechnologien zum Standard entwickeln. Durch den wachsenden Anteil von Dienstleistungen ergeben sich Chancen vor allem für Systemintegratoren. Dabei wächst der Gesamtmarkt erheblich: Nach neuesten Zahlen des Institutes Datamonitor steigt die weltweite Nachfrage nach Sprachtechnologien jährlich um knapp 23 Prozent und wird bis 2009 ein Marktvolumen von 2,7 Milliarden Dollar erreichen.
Prinzipiell etabliert sich Spracherkennung auf ganz verschiedenen Feldern, etwa in Call Centern, in Krankenhäusern und Arztpraxen, in Anwaltskanzleien oder im Auto. In all diesen Bereichen lassen sich Arbeiten vereinfachen sowie Zeit und Kosten sparen, indem beispielsweise vom Diktiergerät aufgezeichnete Aktenvermerke oder medizinische Befunde maschinell in Schrift umgewandelt werden. »Etwa 40 unserer Value Added-Reseller haben sich auf den medizinischen Bereich spezialisiert und bieten fachspezifische Wörterbücher an«, berichtet Peter Hauser, General Manager von Nuance. Neben dem Engagement im Gesundheitswesen treibt der Software- Anbieter das OEM-Geschäft voran. »Die PC-Hersteller haben erkannt, dass der Preis nicht der einzige Faktor ist.« Deshalb werden laut Hauser künftig zahlreiche Rechner mit vorinstallierter Nuance-Software ausgeliefert.
Ebenso vielfältig wie das Thema Voice sind die auf Software basierenden Sprachlösungen. So bieten sich etwa Sprachportale als Alternative zu Call Centern an, die bisher für Mittelständler nur mit großem Aufwand zu realisieren waren. Durch die technischen Fortschritte bei der Spracherkennung rücken solche interaktiven Angebote auch für kleinere Unternehmen in den Bereich des finanziell Möglichen.
Über große Erfahrung im Sprachbereich verfügt IBM. Der Konzern setzt derzeit einen Schwerpunkt bei Embedded-Systemen, beispielsweise im Auto, wo Spracherkennung für größeren Fahrkomfort sorgt. Dort macht Software den Griff zum Handy überflüssig und hilft dadurch, Punkte in Flensburg zu vermeiden. Zudem arbeitet Big Blue an intelligenten Systemen der Sprachausgabe. So können Navigationssysteme künftig nicht mehr nur einfache Anweisungen ausgeben wie »Fahren Sie nach rechts!«, sondern machen konkretere Angaben wie »Fahren Sie nach rechts in die Goethestraße «. Entsprechende Systeme sind in den USA bereits auf dem Markt. IBM kooperiert dabei mit Anbietern wie Tomtom oder Medion und erwartet, dass der Markt für Navigationslösungen, die mit Sprach-Software ausgestattet sind, im kommenden Jahr stark anziehen wird.
Daneben treiben Partner die Entwicklung in anderen Bereichen voran: So kooperiert etwa das Münchner Systemhaus Linguatec mit IBM bei der Weiterentwicklung der Spracherkennungs- Software Via Voice. Einen Application-Server auf Basis des IBM Websphere Voice Servers hat Speech Concept entwickelt. »Damit können wir unseren Kunden individuell zugeschnittene Dienstleistungen anbieten, die mit natürlicher Sprache gesteuert werden «, erläutert Michael Mende, Geschäftsführer von Speech Concept.