Starkes Geschütz gegen Microsoft Exchange

9. Dezember 2004, 0:00 Uhr |

Starkes Geschütz gegen Microsoft Exchange. Novell nimmt die MS-Exchange-Alternative »Open Xchange« (OX) von Netline ? den Nachfolger von SLOX ? in sein Produkt-Portfolio auf und stellt Maintenance, Support und Service dafür sicher. Damit stärkt der Hersteller in einem dritten Schritt ? nach der Übernahme von Ximian und Suse ? seine Position gegen Microsoft und bietet nun auch eine Alternative zum MS-Exchange-Server ? denn der Client Outlook kann bleiben.

Starkes Geschütz gegen Microsoft Exchange

Schritt eins: Mit der Firma Ximian hat Novell einen mächtigen Groupware-Client »Evolution« erworben. Mit dem zugehörigen MAPI-Connector lässt sich damit auch auf MS-Exchange zugreifen. Damit existiert eine Alternative zu Outlook.

Schritt zwei: Mit der Übernahme von Suse erhielt Novell einen leistungsfähigen Enterprise-Server und kehrte damit zurück in den Kreis der Server-Anbieter.

Schritt drei: Für viele Microsoft-Kunden ist die Bindung an Outlook und damit an MS-Exchange ein K.O.-Kriterium, das bislang gegen einen eventuellen Wechsel zu einer Linux-Plattform sprach. Denn keiner mutet seinen Anwendern gerne eine Veränderung im täglichen Arbeitsumfeld zu, zu groß sind die Effizienzverluste. Jetzt kann Novell mit dem SLOX-Nachfolger »Open Xchange« seinen Kunden auch einen Groupware-Server bieten, der es den Kunden erlaubt, beim gewohnten Outlook-Client zu bleiben und das bei einem vergleichbaren Funktionsumfang.

Schon lange genoss das Opensource-Produkt SLOX bei Systemhäusern, die Linux-Produkte anbieten, einen hervorragenden Ruf als zuverlässiges und leistungsfähiges Groupware-Produkt. Seit 2002 gehört die Software, die von Netline Internet Systems entwickelt wurde, zum festen Bestandteil des Portfolios von Linux-Distributor Suse, der auch als alleiniger Vertriebspartner fungierte. Doch die heile Welt geriet durch die Übernahme von Suse durch Novell ins Wanken. Vernachlässigte doch Novell zum Bedauern und Ärgernis der Fachhandelspartner Support und Service für das Groupware-Produkt. Zu viele Konfliktfelder wie Linux ? Netware, KDE ? Gnome, Groupwise ? SLOX beanspruchten die Aufmerksamkeit des Software-Herstellers.

»Das Produkt SLOX hatte sich eine breite Akzeptanz unter einer pragmatischen Anwendergruppe erobern können. Leider erhielt diese Entwicklung durch die Novell-Übernahme und die ungeregelte Positionierung von Groupwise und SLOX einen Dämpfer. Mit der Einführung von OX wird dieses Manko behoben sein«, hofft Georg Moosreiner, Vorstand der SEP AG. Er erklärt sich deshalb auch gerne bereit, die Backup- und Recovery-Funktionalität, die SEP für SLOX entwickelt hat, auch für Open Xchange umzusetzen.

Diese Erwartungen der Partner will Novell auch erfüllen. »Open-Xchange als Groupware-Lösung auf Basis des Suse Linux Enterprise Servers wird auch in der Zukunft fester Bestandteil des Novell-Angebotes sein. Entsprechend erhalten unsere Kunden über unser Partnernetzwerk hierfür auch künftig Schulung, Systempflege und Support«, erklärt Petra Heinrich, Vice President Partner Sales & Marketing Novell EMEA.

Netline setzte die Groupware Open Xchange als lupenreine Opensource-Software neu auf und Suse-Novell bietet das Produkt ab sofort zusammen mit dem Suse Linux Enterprise Server (SLES) im Bundle an. Damit kann der Hersteller eine ähnlich leistungsfähige Alternative zu Microsoft Xchange bei den Kunden in die Waagschale werfen. »Groupware ist heutzutage ein Commodity-Produkt«, betont Netline-Geschäftsführer Frank Hoberg. »Open Xchange bietet alle gängigen Grundfunktionen, die auch MS-Exchange zur Verfügung stellt.« Darüber hinaus basiere das Opensource-Tool auf einer offenen Internet-Technologie, offenen Standards, Protokollen und APIs und biete neue kundenorientierte Funktionen im Bereich des Dokumentensharing. OX ist seit August 2004 freigegeben und Hoberg hat bisher bereits fünf Millionen Zugriffe und rund 40.000 Downloads registriert. Ab sofort wird das Produkt über das offizielle Partnernetzwerk von Suse-Novell vertrieben.

Für den Channel stellt der Open Xchange Server ein attraktives Geschäftsmodell dar, versprechen die Hersteller. Bei einem Endkundenpreis, der um rund 50 Prozent günstiger sein soll als das Microsoft-Produkt, gewährt der Hersteller eine Marge von etwa 30 Prozent. »Somit verdient unser Partner dasselbe wie ein MS-Partner, der sich mit weit geringeren Margen begnügen muss, und kann beim Kunden mit dem überzeugenden Preisvorteil aufwarten«, verspricht Hoberg. Dazu berge Open Xchange durch seine Offenheit mehr Integrations- und mehr Service-Möglichkeiten für den Handel und damit mehr Verdienstmöglichkeiten.

Netline selbst will die Zusammenarbeit nicht allein auf Suse-Novell beschränken, schließlich ist die Opensource-Software auf allen gängigen Linux-Servern lauffähig. Im März nächsten Jahres will Hoberg deshalb ein eigenes Partnerprogramm vorstellen, in dem nach ISVs und Systemintegratoren unterschieden wird. Das Produkt SLOX verspricht Netline weiter zu supporten, die Weiterentwicklung wird jedoch ab März eingestellt. Die bisherigen SLOX-Partner mit Suse-Maintenance erhalten kostenlos ein neues Upgrade auf die neue Version, die sie dann bei ihren Kunden einspielen können. Das Handling für die Anwender bleibt gleich.

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Von Comfire zu Open Xchange

Die erste Version der Software entwickelte Netline 1998 für den Eigenbedarf als Browser-basierte Web-Anwendung mit Funktionen wie Kalender, Kontakt- und einem kleinen Projektmanagement. Der Kundenbedarf an einem einfach zu bedienenden und soliden E-Mail-System führte zu einer Linux-basierten Weiterentwicklung. Im Jahr 2000 stellte Netline zusammen mit Compaq das System »Comfire« vor.

Durch die Partnerschaft mit Compaq kam der Kontakt zur Suse Linux AG zustande, die 2001 die Collaboration-Features von Comfire in ihren Suse Linux Openexchange Server (SLOX) integrierte. SLOX wurde dahingehend explizit auf den Suse Linux Enterprise Server abgestimmt und sehr eng mit dessen Funktionalität verzahnt. So beinhaltet SLOX zwar eine ganze Reihe von Opensource-Code, doch letztendlich ist das Produkt eine proprietäre Software.

Auch auf Anregung von Suse-Novell hin entwickelte Netline mit dem seit August verfügbarem »Open Xchange« ein Groupware-System aus reinen Opensource-Komponenten. Es bietet Groupware-Funktionen wie gemeinsame Nutzung von E-Mail, Kontakten, Kalendern, Aufgabe und Datensicherung in Echtzeit. Die Software läuft unter den bekannten Linux-Server-Distributionen. Die OS-Version steht zum kostenlosen Download bereit unter www.openxchange.org.

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Kommentar

Die Akzeptanz von Opensource im Markt muss wachsen, ebenso das Vertrauen in das Konzept. Doch bis dahin hat die Linux-Community noch ein Stück Weg vor sich, denn hochwertige Software allein ist noch kein Garant für einen wirtschaftlichen Erfolg. Um B-2-B-Kunden zu überzeugen und die gewünschte Zukunftssicherheit zu bieten, müssen Opensource-Unternehmen noch einige Lektionen lernen ? Gewährleistung von Maintenance, Service und Support, aber auch beim Marketing und der Öffentlichkeitsarbeit.

Es gibt bereits Vorzeigeexemplare von Opensource-Unternehmen, die sich und ihr Produkt marktreif präsentieren wie beispielsweise MySQL, Zope Corp. oder Active State. Doch können dabei auch Unternehmen aus dem etablierten Software-Markt Schützenhilfe leisten, das belegen Beispiele wie Suse und Novell mit Linux und OX. Sie können mit ihrer Markt- und Marketing-Macht den Opensource-Gedanken publik machen und ins allgemeine Bewusstsein tragen. Denn diese A-Brands haben ein vitales Interesse an Plattform-unabhängiger Software, um auf dieser Basis ihre proprietäre Software zu verkaufen. So strebt beispielsweise auch Novell ein Opensource-basiertes Enterprise-Framework an, innerhalb dessen es die Palette von Software und Management-Tools an den Mann bringen kann.

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INFO

Suse Linux AG
Maxfeldstraße 5, D-90409 Nürnberg
Tel. 0911 740530
www.suse.de

Netline Internet Service
Martinstraße 41, D-57462 Olpe
Tel. 02761 83850
www.netline-is.de


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