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Kopfnuss

Stoppt den Müll - schaltet das Netz ab?

2008 häufen sich auffällig viele Jahrestage: der 100. Geburtstag Herbert von Karajans, der Beginn der 68er-Bewegung oder der Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich.

Autor:Redaktion connect-professional • 8.4.2008 • ca. 1:30 Min

Ein weiteres unheilvolles Jubiläum ist in einigen Tagen zu begehen: Am 2. Mai 1978 lancierte Gary Thuerk, damals Vertriebsmann bei Digital Equipment, die allererste Spam-Mail der Welt im Arpanet, dem Vorläufer des Internet. Darin warb der rührige Verkäufer für einen neuen Rechner und versandte die Botschaft ganz einfach an alle Rechner im Netz.

Die Folgen der vielleicht gut gemeinten, aber leichtfertigen Aktion Thuerks sind jetzt schon katastrophal: Auf 20 Mails kommen heute 19 Spam-Botschaften, mit denen für Rolex-Imitate, Gewinnspiele oder Potenzmittel getrommelt wird. Für die Zukunft sind die Konsequenzen unabsehbar und könnten das Ende des Internets bedeuten. Denn auch das World Wide Web ist längst nicht mehr das, was es einmal war, seit die wachsende Gilde der Suchmaschinen-Optimierer die Inhalte immer fester im Griff hat. Inzwischen muss sich der Otto- Normal-Surfer beim Googeln erst seitenweise durch kommerzielle Webseiten durchklicken, ehe er für ihn sinnvolle Ergebnisse findet – sofern er nicht vorher entnervt aufgibt.

Das Internet ertrinkt im Müll. Das ruft Umweltschützer und Politiker auf den Plan, die sich um die in Kyoto und Bali vereinbarte Senkung der CO2-Emissionen sorgen. Nicht nur, dass Unternehmen heute für einen Mail-Server drei weitere Rechner benötigen, auf denen Spam- und Viren-Filter laufen. Insgesamt verursacht das Internet so viel CO2 wie der gesamte globale Flugverkehr. Die radikalste Forderung erhebt Greenpeace. Nach internen Dokumenten, die bislang noch geheim sind, will die Organisation das Internet einfach abschalten lassen: Alle Initiativen der Hardware- Hersteller, deren Server künftig vielleicht 20 Prozent weniger Strom verbrauchen, bringen nichts, wenn der Anteil der nützlichen Informationen im Web weit unter einem Prozent liegt.

Wer die Entschlossenheit der Aktivisten kennt, die sich mit Schlauchbooten riesigen Tankern oder ganzen Walfangflotten in den Weg stellen, der weiß: die lassen nicht locker. Bei Politikern wie Al Gore und engagierten Hollywoodstars wie Leonardo di Caprio soll Greenpeace schon auf offene Ohren stoßen: Wenn der verantwortungsbewusste Verbraucher bei stromfressenden Kühlschränken und Waschmaschinen den Stecker herauszieht, dann sollte das Gleiche mit der Dreckschleuder Internet geschehen. Lasst uns noch einmal von vorn anfangen!