Mobiles Internet noch ausbaufähig

Studie: Deutsche mögen »Internet to go« nicht sonderlich

11. Mai 2009, 19:56 Uhr | Bernd Reder
Keine Lust auf Internet: 37 Prozent der Deutschen gehen nie vom Handy aus ins Internet, 25 Prozent weniger als einmal im Monat.

Ob Konzerttickets kaufen, mit dem Smartphone-Mails abrufen oder sich mittels Navigationsdienst zum Ziel führen lassen, mobile Internet-Dienste eröffnen ihren Nutzern etliche Möglichkeiten, den Alltag bequemer zu gestalten. Dennoch stehen viele Bundesbürger mobilen Services noch skeptisch gegenüber, wie eine Studie von Dialego ergab.

Nicht die User sind die
Nicht die User sind die
E-Mail ist die Anwendung, die die meisten Mobile-Internet-User verwenden.
E-Mail ist die Anwendung, die die meisten Mobile-Internet-User verwenden.

Die Situation beim mobilen Internet ist immer noch von einer gewissen Schizophrenie geprägt: Auf der einen Seite stehen Mobilfunkfirmen und Content-Lieferanten, die Nutzern die Segnungen mobiler Services schmackhaft machen möchten. Auf der anderen Seite sind eben diese User zu finden, die viele Dienste als zu teuer empfinden und deren Handhabung als zu umständlich kritisieren.

Laut einer Studie der Marktforschungsgesellschaft Dialego, die auf einer Befragung vom März dieses Jahres beruht, haben zwar rund zwei Drittel der Handybesitzer (64 Prozent) ein internetfähiges Handy, allerdings hat lediglich mal ein Viertel (26 Prozent) von ihnen einen Vertrag mit unbegrenztem Internetzugang (Flatrate) abgeschlossen.

An die 24 Prozent der Mobiltelefon-User haben immerhin einen begrenzten Zugang zu mobilen Internet-Diensten. Andrea Gadeib, Gründerin und Vorstand von Dialego, zu diesen Ergebnissen: »Deutschland hat hier großen Nachholbedarf, denn in anderen Ländern ist die Nutzung mobiler Internetdienste viel weiter verbreitet.«

Lediglich 22 Prozent derjenigen Mobilfunkkunden mit einem Internet-Vertrag wählen sich täglich oder mehrmals wöchentlich mit ihrem Gerät ins Internet ein. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Personen, die einen mobilen Zugang ins Internat haben, diesen überhaupt nicht nutzt.

User wollen klarere Kostenstrukturen und praktischere Geräte

Die Gründe für die Zurückhaltung sind nicht in der schieren Ignoranz unaufgeklärter Nutzer zu suchen. Die Verbraucher finden mobile Internetdienste schlichtweg zu teuer und ihre Handhabung umständlich. Drei Viertel (74 Prozent) derjenigen, die auf die Web-Dienste ihres Netzbetreibers nur selten oder gar nicht zurückgreifen, schreckt der hohe Preis.

An die 72 Prozent surfen lieber am PC, denn dort bleibt ihnen erspart, was sie ebenfalls beklagen: zu kleine Displays (46 Prozent). Ein knappes Drittel (31 Prozent) moniert die langsame Übertragungsgeschwindigkeit und ein knappes Viertel (23 Prozent) die schlechte Bedienbarkeit von Endgeräten und Diensten.

Mobiles E-Mail-Postfach wird gern geöffnet

Nur wenige Funktionen des mobilen Internets werden intensiv genutzt. Die Top drei der regelmäßig genutzten Netzdienste sind das Abrufen und Versenden von E-Mails (35 Prozent), das Nachschlagen von Informationen (32 Prozent) und das Lesen aktueller Nachrichten (28 Prozent).

Weit abgeschlagen hingegen mit 3 Prozent ist das Bezahlen mit dem Handy (Mobile Payment). Das dürfte jedoch auch damit zusammenhängen, dass die Angebote für Mobile Payment noch recht spärlich gesät sind.

Interessant sind auch die Unterschiede zwischen den Tarifen von »Viel-Nutzern«, die auf mobile Internetdienste täglich oder zumindest mehrmals pro Monat zugreifen, und »Wenig-Nutzern«, die weniger als einmal monatlich mit ihrem Handy ins Internet gehen.

Während Viel-Nutzer vorwiegend Verträge mit Flatrates (36 Prozent) und Internet-Packs (27 Prozent) abschließen, bevorzugen Wenig-Nutzer die minutengenaue Abrechnung. Aufschluss über die Gründe dafür geben die Ausgaben der jeweiligen Gruppen für das mobile Internet. So zahlen zwei Drittel (65 Prozent) der Wenig-Nutzer weniger als fünf Euro monatlich für die Nutzung des mobilen Internets; die monatlichen Ausgaben der Viel-Nutzer hingegen liegen deutlich darüber: 5 bis 10 Euro (30 Prozent), 11 bis 25 Euro (25 Prozent) oder 26 bis 50 Euro (12 Prozent).

Deutsche sind »Nokianer«

Bei den Mobilgeräten, mit denen Deutsche ins Internet gehen, dominieren Smartphones und Handys von Nokia (34 Prozent). Das ist auch nicht verwunderlich, ist der finnische Hersteller mit über 50 Prozent Anteil Marktführer im Mobilfunksektor.

Sony Ericsson (20 Prozent) folgt auf Rang zwei. Gut schlägt sich das das iPhone von Apple: Bereits 9 Prozent der mobilen Surfer verwenden es als »Internet-Access-Device« (IAD); hier dürfte dem Unternehmen sein guter Ruf als Anbieter intuitiver Benuutzeroberflächen geholfen haben.

Andere etablierte Marken wie die Business-Geräte von Blackberry und die Smartphones von Samsung teilen sich den vierten Platz (jeweils 7 Prozent).


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