Bauen Hersteller Sollbruchstellen in ihre Produkte ein und verursachen so deren vorzeitigen Defekt? Diese und andere Fragen rund um das Thema Obsoleszenz soll jetzt eine Studie klären, die das Umweltbundesamt (UBA) in Auftrag gegeben hat.
Wenn ein Gerät vor der prognostizierten Lebensdauer ausfällt und nicht mehr oder nur mit hohem Kostenaufwand repariert werden kann, wird das als Obsoleszenz bezeichnet. Gemeint ist damit sowohl der natürliche als auch der künstlich herbeigeführte Verschleiß des Produktes. »Bei der Obsoleszenz gibt es viele Spielarten: geplant, psychologisch und technisch. Fakt ist: der vorzeitige Verschleiß von Produkten, egal wie er zustande kommt, wirkt sich negativ auf unseren Ressourcenverbrauch aus«, sagt Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes. Besonders im Zusammenhang mit Elektro- und Elektronikgeräten wird über das Thema immer wieder diskutiert. Die Studie soll jetzt untersuchen, wie lange ein Produkt in Stand bleiben und funktionsfähig sein muss. Außerdem soll geklärt werden, inwiefern der vorzeitige Defekt eines Produktes durch den Hersteller in Kauf genommen oder sogar bewusst durch eingebaute Sollbruchstellen – als geplante Obsoleszenz – erzeugt wird. »Da die derzeitige Diskussion zu Obsoleszenz fast ausschließlich exemplarisch geführt wird, ist das Ziel der Studie vor allem die Ermittlung systematischer Informationen, um eine angemessene Beurteilung des Phänomens zu ermöglichen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten«, so Flasbarth.
Es kann viele Ursachen haben, warum ein Gerät vorzeitig ausfällt oder sich kaum reparieren lässt. So können beispielsweise die Elektrolytkondensatoren in Computern, Fernsehgeräten und anderen elektronischen Geräten unterdimensioniert sein. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass die Materialien bei mechanischen Bauteilen zu wenig belastbar sein. In vielen mobilen Geräten wie Tablet-PCs oder Smartphones sind die Bauteile verklebt und die Akkus lassen sich nicht austauschen. Abgesehen von solchen Erfahrungswerten gibt es jedoch bislang kaum verlässliche Informationen. Die Studie soll jetzt und die wissenschaftlichen Daten zum Thema liefern, die bislang fehlen.
Durchgeführt wird die Studie vom Öko-Institut und der Universität Bonn. Sie startet im September dieses Jahres, soll im Jahr erste Ergebnisse liefern und im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein. In der Studie werden vor allem Elektro- und Elektronikgeräte untersucht, da sie am häufigsten in Verdacht stehen vorzeitig zu altern oder kaputt zu gehen. Zudem ändern sich das Design und die Produktpalette in diesem Bereich besonders dynamisch. Im Rahmen der Studie soll nun ermittelt werden, ob und wie sich die durchschnittliche Lebensdauer und die Ausfallwahrscheinlichkeit von diesen Geräten in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Auf der Basis der Studienergebnisse sollen zudem Verfahren entwickelt werden, mit denen die Lebensdauer von Produkten besser überprüft werden kann.