High Performance Computing (HPC) zählt zu den schnellstwachsenden Segmenten der IT-Branche. Selbst große Hersteller verfügen bislang nur über eine Handvoll Partner, die sich Kompetenz in dieser Disziplin erworben haben. Mit dem Einstieg von Microsoft in den HPC-Markt wird das Thema allmählich für breitere Kreise im Channel interessant.
Nicht nur Deutschlands schnellster PC-Schrauber, Patrick Pusch von X-Hardware, kommt aus Chemnitz. Auch das führende auf Supercomputing spezialisierte Systemhaus, die Firma Megware, hat ihren Sitz in Sachsens drittgrößter Stadt. Tatsächlich begann Megware selbst als Assemblierer und fertigte früher PCs der Marke Escom. 2000 baute das Unternehmen dann im Rahmen eines Projekts für die Uni Chemnitz einen Cluster aus 528 PCs auf – damals der leistungs- fähigste Rechner Europas, der ausschließlich auf Standardkomponenten basierte. Damit begann die Erfolgsgeschichte von Megware im High Performance Computing (HPC).
Zur Erfolgsgeschichte hat sich inzwischen auch die gesamte Disziplin entwickelt: HPC zählte zwischen 2002 und 2007 zu den schnellstwachsenden Segmenten der IT-Branche: im Jahresdurchschnitt erhöhte sich das Marktvolumen laut IDC um 74 Prozent. Der steigende Stellenwert lässt sich auch an der Entwicklung des Branchentreffs, der International Supercomputing Conference (ISC), ablesen. Die expandierende Konferenzmesse fand Ende Juni in Hamburg statt. Kamen im Vorjahr, damals noch in Dresden, knapp 1.400 Teilnehmer zur ISC, so waren es diesmal rund 300 mehr. Die Zahl der Aussteller stieg von 80 auf 120, darunter die Top-Hersteller der Branche wie Fujitsu, HP, IBM, Intel, Microsoft und Sun.
Längst ist das Thema im Channel angekommen. »Wir wickeln viel HPC-Geschäft über Partner ab«, bestätigt Manousos Markoutsakis, Manager Deep Computing Sales bei IBM. Allerdings handelt es sich jeweils nur um eine Handvoll Systemhäuser, mit denen die Hersteller zusammenarbeiten. Stets fallen beim Stichwort HPC die gleichen Namen wie Antauris, Bechtle, Cancom Sysdat, Comline, Comparex, Computacenter, ICT, Profi, RZNet, SVA und eben Megware. Dass der Kreis der Partner überschaubar ist, liege an den hohen Anforderungen, die HPC an Systemhäuser stelle, meint Eva Beck, Business Development Manager Scalable Computing bei HP: »Es ist schon mit großem Aufwand verbunden, sich das erforderliche Know-how und die entsprechenden Skills anzueignen.«
Allerdings lohnt sich der Aufwand. Denn der HPC-Markt wird weiter expandieren und verspricht höhere Margen, als sie im klassischen Hardware-Geschäft üblich sind. Zwar kann sich auch diese Disziplin nicht der Wirtschaftsflaute entziehen. Während allerdings der gesamte Server-Markt in diesem Jahr laut IDC weltweit um 22 Prozent einbricht und 2010 stagniert, werden die Umsätze mit HPC-Servern nur um 5,4 Prozent zurück-gehen und 2010 wieder leicht zulegen. Da Supercomputing schneller wächst als der Gesamtmarkt, rechnet IDC damit, dass 2014 bereits jeder dritte verkaufte Server für einen Cluster bestimmt ist.
In den kommenden Jahren dürfte vor allem Microsoft dafür sorgen, dass sich breitere Kundenkreise mit HPC befassen. Für den weltgrößten Software-Hersteller, der seit drei Jahren eine Lösung anbietet, besitzt das Thema strategische Bedeutung. Mit dem Windows HPC Server 2008 will Microsoft die technologischen Hürden für Anwender senken. »Wer einen Windows Server einrichten und administrieren kann, ist auch in der Lage, einen Windows-Cluster aufzubauen und zu betreiben«, versichert Wolfgang Dreyer, HPC Product Manager bei Microsoft. Daher komme potenziell jeder Partner, der über Server-Kompetenz verfüge, als HPC-Partner des Herstellers in Frage. Eine zusätzliche Zertifizierung verlangt das Unternehmen nicht.
Auch wenn Dreyer die Benutzerfreundlichkeit des Microsoft-Produkts herausstellt, will er nicht den Eindruck vermitteln, bei HPC handele es sich um ein triviales Thema. »Die eigentliche Herausforderung besteht darin, die Aufgabenstellung beim Kunden zu verstehen und die Fachanwendungen zu kennen, die dessen Prozesse unterstützen.« Deshalb sei es bei HPC, mehr als bei vielen anderen Disziplinen, essenziell für Partner, sich auf einzelne Branchen zu konzentrieren.