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Ranking führender IT-Dienstleister/Systemhäuser

Systemhäuser schalten weiter auf Expansion

Finanzkrise und Rezession werden den Wettbewerbsdruck im deutschen Systemhausmarkt verschärfen und lassen die Branche enger zusammenrücken. Die Konsolidierung birgt aber auch Chancen: Strategische Investoren und Partner bringen nicht nur Kapital für weiteres Wachstum mit, sie öffnen auch neue Märkte.

Autor:Martin Fryba • 3.12.2008 • ca. 2:25 Min

Der Zeitpunkt hätte nicht ungünstiger sein können: Ausgerechnet im traditionell starken Schlussquartal müssen sich Systemhäuser und IT-Dienstleister ernsthafte Sorgen um die weitere Geschäftsentwicklung machen. Die Krise des weltweiten Finanzsystems und die drohende Rezession haben die optimistische Stimmung der IT-Häuser jäh ins Gegenteil umschlagen lassen. Die Auftragseingänge bröckeln, wie börsennotierte Firmen in ihren jüngsten Quartalsberichten melden. Jahresprognosen wurden zum Teil nach unten korrigiert. »2009 wird ein sehr anspruchsvolles Jahr«, ist sich Herbert Vogel vom SAP-Dienstleister Itelligence sicher. Michael Schönrock vom größten österreichischen Systemhaus ACP spricht von einer »natürlichen Auslese« im Markt, vor allem kleinere Häuser mit einem eingeschränkten Portfolio würden in der Rezession unter dem sich verschärfenden Wettbewerbsdruck leiden. Dass beide Manager dennoch relativ entspannt wirken, hat viel mit der strategischen Ausrichtung ihrer Unternehmen zu tun.

ACP, bereits seit 2006 mit dem Schweizer Investor Capvis im Rücken, will auch im kommenden Jahr weitere Systemhäuser in Deutschland unter das Holding-Dach versammeln: jene Inhaber-geführten Häuser, die eine »wirtschaftlich kritische Größe unterschreiten«, wie Schönrock ausführt, und die aus eigener Kraft kaum in der Lage sind, Hard- und Software zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten, beziehungsweise Kapital in den Aufbau neuer Serviceangebote zu stecken. Itelligence mit seinen fast 1.400 Mitarbeitern setzt dagegen auf verstärkte Internationalisierung. Die Bielefelder haben sich einen neuen Mehrheitseigner ins Haus geholt: NTT Data aus Japan. Die Asiaten, bisher fast ausschließlich im Heimatmarkt tätig, internationalisieren ebenfalls und haben sich im deutschen Markt weiter verstärkt. Dieses Jahr übernahmen sie die Mehrheit an Cirquent, der IT-Tochter von BMW.

Die Branche rückt weiter zusammen. Nicht nur die weltweit zehn führenden ITDienstleister, sondern gerade auch die mittelständischen IT-Firmen. Im Spitzentrio wird sich Hewlett Packard Services durch den Kauf der amerikanischen EDS als Nummer zwei im Markt mit großem Abstand vom Drittplatzierten, Accenture, absetzen. Die deutsche Nummer eins, T-Systems, ist lange Zeit als Übernahmekandidat gehandelt worden. Doch solche Überlegungen dürften vorerst vom Tisch sein.

T-Systems wird 2008 wie im Vorjahr Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Das liegt auch daran, dass T-Systems-Chef Reinhard Clemens Teile der Geschäftskundensparte der Telekom losgeschlagen hat. Außerdem bereitet er gerade die Übergabe des Mittelstandsgeschäfts an die Privatkundensparte der Telekom, T-Home, vor – Problem konzernintern verschoben statt gelöst. Außerdem hat Clemens eine strategische Allianz mit dem US-Dienstleister Cognizant geschlossen. Sie soll T-Systems endlich zu einem Global Player machen und für eine bessere Präsenz vor allem in den USA sorgen. Zudem bringt der neue Partner genügend Ressourcen in Indien mit, die die Kosten senken sollen.

Strategische Zusammenschlüsse und Akquisitionen, so wollen auch mittelständische IT-Häuser ihre Wettbewerbsfähigkeit in einem Markt sichern, der schon lange vom Preisverfall bei Hard- und Software und zunehmend auch bei standardisierten Services gekennzeichnet ist. Höhere Auslastung bei Personal und Rechenzentren, Erweiterung des Serviceangebots um höherwertige Dienstleistungen wie beispielsweise Prozessberatung oder IT-Outsourcing, Erschließung neuer Absatzmärkte sowie Stärkung der Einkaufsmacht gegenüber Herstellern: Neben Kostensenkungen sind es solche Größenvorteile, auf die expansionsfreudige Systemhäuser setzen.

Das Systemhaus Cancom gehört dazu, ebenso PC-Ware, ACP, die TDMi-Gruppe, Allgeier Holding oder die schwäbische Data Group. Auf die Größe allein wird es aber nicht unbedingt ankommen. Der Erfolg einer solchen Wachstumsstrategie hängt davon ab, wie gut das Management neue Firmen integrieren wird. In der Vergangenheit sind einige Systemhäuser an dieser Herausforderung gescheitert (mehr dazu sowie das CRN-Ranking Top-100 IT-Dienstleister lesen Sie im dieser Ausgabe von CRN beiliegenden Sonderheft »Systemhaus Extra«).