Systemhaus Cadtronic: Insolvenz eröffnet: Schützenhilfe für Muttergesellschaft ? aber nicht für Tochter

22. Dezember 2005, 0:00 Uhr | Martin Fryba

Systemhaus Cadtronic: Insolvenz eröffnet: Schützenhilfe für Muttergesellschaft ? aber nicht für Tochter. Virtuell »lebt« der CAD-Spezialist Cadtronic noch, doch physisch anwesend ist lediglich der Buchhalter. Das Systemhaus aus Bergisch-Gladbach mit einstmals über 30 Mitarbeitern wird gerade abgewickelt. Mehr Glück hatte die Muttergesellschaft Systemhaus Hemminger. Die Schwaben überstanden eine Pleite ? dank eines umstrittenen Investors.

Systemhaus Cadtronic: Insolvenz eröffnet: Schützenhilfe für Muttergesellschaft ? aber nicht für Tochter

Eine insolvente Mutter und ein stornierter Supportauftrag des Spezial-Softwareherstellers Bentley aus den USA ? das war nicht zu verkraften für das CAD-Systemhaus Cadtronic. Das Unternehmen beschäftigte zuletzt rund zehn Mitarbeiter, in Spitzenzeiten waren es einmal über 35 Beschäftigte. Anfang September musste Geschäftsführer Christoph Wirtz für die Firma aus Bergisch-Gladbach einen Insolvenzantrag stellen, vor kurzem wurde das Verfahren eröffnet. Glaubt man ehemaligen Mitarbeitern, dann soll Wirtz am Tag nach der Insolvenzanmeldung schon bei einem neuen Arbeitgeber angeheuert haben. Er wird wohl Monate im Voraus schon geahnt haben, dass Cadtronic nicht mehr zu retten ist.

Und spätestens als die Muttergesellschaft von Cadtronic, das Systemhaus Hemminger (SHH) in Esslingen am Neckar, im Juli dieses Jahres Insolvenz anmeldete, mussten auch die Herstellerpartner von Cadtronic wie HP, FSC und Autodesk sowie Distributor Actebis gewarnt sein. Insolvenzverwalter Klaus W. Gerling aus Köln hat die Gläubiger von Cadtronic nun aufgerufen, bis zum 16. Januar 2006 alle Forderungen anzumelden, einen Monat später wird die Gläubigerversammlung wohl das endgültige Aus beschließen.

Ein solches Schicksal hätte auch die SHH treffen können, wäre da nicht ein generöser Kunde eingesprungen, nämlich die Stadtwerke Leipzig (SWL). Als SHH am 20. Juli 2005 Insolvenz anmeldete, half SWL mit Bürgschaften aus. Angeblich soll das Systemhaus aus Esslingen bei der Abwicklung eines Auftrags in Millionenhöhe für den Energieversorger BEWAG in eine prekäre Liquiditätssituation gekommen sein. Um die Investitionen in die SHH und die Bürgschaften zu retten, entschloss sich SWL »kurzfristig« einzuspringen. Für einen symbolischen Betrag gingen so 51 Prozent der SHH-Anteile an die Leipziger Stadtwerke. Der Aufsichtsrat stimmte zu ? nachträglich. Nun besitzen die Leipziger ein Systemhaus im Schwäbischen und indirekt auch eine Softwaretochter in polnischen Worclaw, die zu SHH gehört. Dafür musste das Management von SWL heftige Kritik einstecken. Die örtliche Presse fragte nach dem Sinn des millionenschweren Engagements außerhalb der eigentlichen Aufgaben des Versorgers. Das Management weist Vorwürfe in diese Richtung zurück: Man erhoffe sich bei erfolgreicher Umsetzung des Sanierungskonzepts einen Gewinn durch die Beteiligung an SHH ? langfristig.

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INFO

Cadtronic
Rechtsanwalt Klaus W. Gerling
Im Mediapark 6 B, D-50670 Köln
Tel. 0221 5743-7140, Fax 0221 5743-7149


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