Tarantella will mit Canaveral an die Microsoft-Kunden. Tarantella wird im Moment von Citrix als Wettbewerber im Markt für Server-based Computing (SBC) noch nicht recht ernst genommen. Mit dem zugekauften Canaveral-Produkt könnte das Unternehmen aber für Fachhändler, die sich auf kleinere Kunden mit reiner Microsoft-Infrastruktur fokussieren, eine interessante Alternative werden.
Tarantella hat im Jahr 2003 schwierige Zeiten durchmachen müssen, jetzt will der neue CEO Frank Wilde das Unternehmen mit frischem Kapital und einem starken Fachhandelsfokus wieder voranbringen. Es hat im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2003 (1. April bis 30. Juli 2003) einen Umsatz von 3,7 Millionen Dollar erzielt, wie Citrix ungefähr ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Im Oktober hat sich Tarantella allerdings nach fehlerhaften Quartalsmeldungen unfreiwillig von der Nasdaq verabschiedet, neuere Quartalszahlen liegen nicht vor. Um so wichtiger ist es nun, dass Frank Wilde 2,75 Millionen Dollar ins Unternehmen mitgebracht hat, das dazu dienen soll, eine Channel-Offensive zu starten. Zudem hat der SBC-Spezialist weitere 16,35 Millionen Dollar Venture Capital in einer Finanzierungsrunde zusammengebracht und vier Management-Positionen umbesetzt. Für das aktuelle Geschäft kann Rainer Giesselmann, Leiter Geschäftsbereich Zentraleuropa bei Tarantella, Erfreuliches vermelden: »Kunden, die lange überlegt haben, kaufen jetzt.«
Das betrifft allerdings vor allem das traditionelle Tarantella- Produkt »Enterprise«. Mit Canaveral IQ von New Moon, das für den Fachhandel besonders interessant ist, hat das Unternehmen hierzulande noch kein Bein auf den Boden gebracht.
Die aktuelle Version von Tarantella »Enterprise 3« bietet verbesserte Linux-Funktionalität. Werner Dobbeck, Geschäftsführer der LXPN Distributions GmbH, berichtet: »Derzeit gibt es zwar noch keine starke Nachfrage nach Thin Clients im Linux-Umfeld, mit der besseren Linux-Unterstützung von Tarantella Enterprise könnte sich dies aber ändern.« Zusätzlich zum neuen Plattform-Support bietet die Version 3.4 universelles PDF-Drucken, eine noch höhere Sicherheit, erweiterte Netzwerkkompatibilität und True-Color-Support für 24-Bit Windows-Farb-Applikationen.
Tarantellas Channel ist naturgemäß sehr viel kleiner als der von Citrix: Das Unternehmen arbeitet mit den Distributoren Esesix und Centia zusammen und ist traditionell auf Unix fixiert: »Insgesamt kaufen etwa 20 Händler regelmäßig unsere Produkte«, schätzt Giesselmann. Der neue CEO Frank Wilde will nun die Channel- und Marketingaktivitäten entscheidend ausbauen. Für Andreas Jung, Acting Manager beim Distributor Esesix, ist das auch dringend nötig: »Tarantella hat erheblichen Nachholbedarf beim Marketing.« Dass es noch keine deutsche Website gibt, ist eine Schwachstelle, die dringend behoben werden müsse.
Dennoch sieht Jung für das Produkt Canaveral IQ v2, das Tarantella im vergangenen Jahr zusammen mit dem Hersteller New Moon übernommen hat, sehr gute Marktchancen: »Es gibt einen klaren Bedarf für eine preisgünstige Software unterhalb der Königsklasse.« New Moon Canaveral iQ v2 integriert und ergänzt die im Windows Server integrierten Terminal Services auf Basis des Microsoft-eigenen RDP-Protokolls 5.2 um zahlreiche Utilities und Dienste. Dazu gehören beispielsweise ein intelligentes Lastverteilungssystem, die nahtlose Integration von Remote-Anwendungen in die lokale Umgebung sowie der Portalzugriff auf Applikationen über gesicherte Leitungen. Von Seiten des Herstellers soll es verschiedene Aktionen geben, um Reseller, die sich im unteren Preissegment bewegen, für Canaveral zu begeistern, verspricht Giesselmann: »Erfolgreiche Partner werden einen Bonus erhalten.«
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»Die Kunden wollen preisgünstige Lösungen«, urteilt Andreas Jung, Acting Manager beim Distributor Esesix. Er will mit Canaveral IQ v2, das derzeit von etwa 20 Händlern verkauft wird, bis zum Jahresende etwa 80 zusätzliche Reseller hinzugewinnen.
Esesix unterstützt den Verkauf von Canaveral mit einer Fachhandelsaktion: Der verantwortliche Vertriebsmitarbeiter des Resellers erhält für 30 Named User- oder 20 Concurrent User-Lizenzen von Canaveral IQ einen FSC Pocket LOOX 610 im Wert von rund 500 Euro geschenkt. Außerdem profitieren auch die Endkunden: Beim Kauf von 30 Named User- oder 20 Concurrent User-Lizenzen von Canaveral iQ erhalten diese einmalig fünf Lizenzen in gleicher Konfiguration kostenlos.
Jung sieht gute Marktchancen: »Die Canaveral-Software kann die Funktionslücken, die im Microsoft Terminal Server immer noch bestehen, gut ausfüllen.« Allerdings sei das Microsoft-Produkt nun ausgereift genug, dass die Kunden immer weniger bereit seien, teures Geld in aufwändige Projekte mit Enterprise-Software zu investieren, zumal der Terminal Server beim Windows Server 2003 ohnehin im Preis enthalten ist. Chancen für preisgünstige Ergänzungen wie Canaveral, das auf dem Terminal Server aufsetzt und weniger als 100 Euro pro Lizenz kostet, gebe es aber noch immer. Jung erwartet eine sehr deutliche Umsatzsteigerung mit Canaveral-Produkten in diesem Jahr.
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Tarantella
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Esesix Computer GmbH
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Centia MS AG
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