Über Äpfel, Birnen und Blödheit
Kürzlich besuchte ich den IT-Händler Seemüller in der Münchener Schillerstraße. Ich benötigte eine externe Festplatte, um endlich Ordnung in das Datenchaos aus Bildern, Musik und Filmen zu bringen. Als ich das Angebot im Laden musterte, ertappte ich mich bei der Frage, ob die WD-Platte nicht online 20 Euro billiger wäre.
Ja, die Zeit des spontanen, unverkrampften Einkaufens ist vorbei. Der moderne Verbraucher bereitet sich über die gängigen Preisvergleichs- Seiten akribisch auf seine Shopping-Tour vor. Jetzt hat der Schweizer Anbieter Comparis mit dem »mobile Pricefinder« eine Lösung entwickelt, die jeden Verkäufer in den Wahnsinn treiben dürfte: Via WAP-Handy können die Preise des Händlers mit denen der günstigsten Online-Anbieter verglichen werden – direkt im Ladengeschäft. Nervtötende Diskussionen und Feilschereien sind also programmiert.
Comparis hat die Durchschlagskraft seiner Killer-Applikation mit einer umfangreichen Marktstudie untermauert: Demnach sind die Schweizer Retailer bis zu 60 Prozent teurer als die Online-Shops. »Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen sich nicht mehr für blöd verkaufen lassen, sondern können sich auf einfache Art schlau machen«, ist Comparis-Geschäftsführer Richard Eisle überzeugt.
Als wir über die Comparis-Studie online unter www.www.connect-channel.de berichtet hatten, erhielt ich zwei Tage später Post vom Media Markt-Firmensprecher Bernhard Taubenberger. Im Päckchen lagen ein Marzipan-Apfel und eine -Birne, dazu ein Flyer mit dem Text: »Blöd, wer Äpfel mit Birnen vergleicht! «. Media Markt vergleiche Äpfel mit Äpfeln und nicht mit Birnen. Online-Shops seien daher von der Tiefpreisgarantie selbstverständlich ausgeschlossen, weil sie weder Fachberatung noch After-Sales-Service anbieten würden. Okay, Herr Taubenberger, Sie haben Recht! Es ist wirklich nicht korrekt, ein Ladengeschäft mit einem Online- Shop zu vergleichen. (Ich werde Apfel und Birne aufessen und den Flyer an Comparis-Chef Eisle weiterschicken.) Und den mobilen Preisvergleich werde ich auch nicht einsetzen. Vielleicht zahlt man ein paar Euros drauf, ruiniert sich dafür aber nicht endgültig das Einkaufserlebnis. Mit den besten Grüßen,
Markus Reuter,
Chefredakteur