Umweltsiegel für Drucker: Engel, Stern oder Blume?. Recyclebar, strahlungsarm und leise sollen Druckausgabegeräte heutzutage sein. Deswegen werden in Ausschreibungen vermehrt Umweltsiegel nachgefragt. Für den deutschen Druckermarkt hat sich der Blaue Engel als wichtigstes Siegel etabliert.
Autorin: Henriette Struss
Haben wollen sie alle. Kosten sollen die Umweltlabels am besten nichts. Was wirklich hinter ihnen steckt, ist allerdings vielen Anwendern unklar. Im Druckerbereich ist der Blaue Engel allgegenwärtig. Erst vergangenes Jahr hat das Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung eine neue Richtlinie für den Blauen Engel eingeführt und alle Verträge mit den Druckerherstellern gekündigt. Damit geht der Umweltengel auf den Trend zu Multifunktionsgeräten und die damit verbundenen neuen Messanforderungen ein. Die Hersteller dürfen deswegen nur noch für ihren Geräterestbestand mit dem früheren Blauen Engel werben. Wessen Hardware weiter das Umweltsiegel schmücken soll, muss sich neu für den Blauen Engel bewerben. Das heißt Schlange stehen. Volker Stenzel, Verkaufsleiter für Mitteldeutschland bei Brother, erläutert: »Es gibt derzeit nur zwei Labore, denen die Prüfung nach den neuen Richtlinien des Blauen Engels erlaubt ist. Das führt zu einigen Terminschwierigkeiten und Verzögerungen.« Druckerhersteller Lexmark hat es als Erster geschafft, für den Schwarzweiß-Laserdrucker »E232« den neuen Blauen Engel zu erhalten. Lexmark wird aber bestehende Drucker, die den alten Blauen Engel tragen, nicht neu prüfen lassen. »Die Zertifizierungsdauer ist mit bis zu einem halben Jahr für die bestehende Hardware zu lange«, urteilt Lexmark-Manager Neumann.
Den Blauen Engel gibt es nicht umsonst. Die Prüfung kostet abhängig vom Modell und Abverkauf rund 5.000 Euro. Dazu kommt eine jährliche Nutzungsgebühr. Der Betrag richtet sich nach dem jährlichen Gesamtumsatz aller mit dem Blauen Engel ausgezeichneten Geräte eines Unternehmens. Das Spektrum reicht von der Beitragsklasse eins mit 178,95 Euro bis zur Beitragsklasse fünf mit 2.034,94 Euro. »Zusätzlich sind je nach Jahresumsatz etwa 36 bis 407 Euro an den Werbefond des Blauen Engels zu entrichten. Damit wird die Öffentlichkeitsarbeit des Umweltzeichens finanziert«, erläutert Peter Pichier, Leiter Office Marketing bei Xerox
Trotz der Kosten scheuen die meisten Hersteller aber nicht die Zertifizierung nach dem Blauen Engel. Detlef Herb, Umweltreferent von Kyocera Mita Deutschland, erläutert: »Der Blaue Engel ist ein Kaufkriterium. Es gibt Kunden die Sicherheit, dass ein Gerät den gängigen Umweltrichtlinien entspricht.« Thomas Aoki von Epson fügt an: »Wir haben das Prüfsiegel gewählt, weil der Blaue Engel seit mehr als 25 Jahren für umweltfreundliche Produkte steht und europaweit die größte Akzeptanz findet.« In der Tat gibt es das Zeichen bereits ein Viertel Jahrhundert, und etwa 3.700 Produkte und Dienstleistungen dürfen derzeit den Blauen Engel tragen. Auch Oki hält eine Prüfung nach den Richtlinien des Umweltengels für notwendig, denn die breite Masse der Anwender und auch der Fachhandel akzeptieren ihn und oft wird er bei Ausschreibungen und Projekten gefordert. Kerstin Thies, Gruppenleiterin Qualität und Umwelt bei Ricoh Deutschland, schätzt: »Der Anwender braucht sich dank Blauem Engel nicht an einzelnen Umweltlabeln zu orientieren.« Die Umweltbeauftragte sieht für Kopierer kein alternatives Prüfsiegel in Deutschland. Oki-Manager Thomas Wolf gibt zu bedenken, »einige Produkte müssten bei Ausschreibungen noch strengeren Kriterien wie TÜV Eco 2004 genügen, in dessen Prüfumfang der Blaue Engel enthalten ist«. Wolf hält ein einheitliches Umweltzeichen für wünschenswert, um Doppelprüfungen zu vermeiden.
Auch Ricoh-Umweltbeauftragte Thies sieht Verbesserungsmöglichkeiten durch den inhaltlichen Abgleich und eine einheitliche Messung zum Beispiel für Energy Star und Blauer Engel. Die Spezialistin schätzt, »die Prüfungen wären so weniger kostspielig und der Kunde würde gleichzeitig an Transparenz gewinnen«. Lexmark-Manager Neumann meint: »Lang-fristig macht der Aufbau eines europäischen Prüfzeichens Sinn.« Weitere Prüfzeichen hingegen haben keinen Mehrwert für den Anwender. Sie verwirren genauso wie immer neue Diskussionen über Messverfahren und Grenzwerte verunsichern.