»Uns geht es nicht ums Geld, sondern um die Zufriedenheit der User«
Nur selten stoßen Open Source-Produkte außerhalb der Community auf breite Resonanz. Der Mozilla Foundation ist es jedoch gelungen, mit ihremWeb-Browser Firefox zum gefürchteten Konkurrenten für Microsoft zu werden. Über die Gründe des Erfolgs, die Perspektiven freier Software und zukünftige Projekte gibt Tristan Nitot, Europa-Chef von Mozilla, im <i>CRN</i>-Gespräch Auskunft.
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CRN: Nach dem Ende der Weiterentwicklung von Netscape Ende der 90er Jahre kam es zu einer starken Dominanz von Microsoft auf dem Markt für Web-Browser und E-Mail- Clients. Dennoch gelang es Mozilla schneller als erwartet, beträchtliche Marktanteile zu erobern. Was sind die wesentlichen Gründe für diesen Erfolg?
Nitot: Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen gab es ein starkes Bedürfnis nach einem sicheren, einfach zu bedienenden und mit den wichtigsten Web- Standards kompatiblen Browser. Für alle Anwender, die über Jahre darauf warteten, dass Microsofts Internet Explorer diesen Anforderungen gerecht würde, bot Firefox genau das. Zum anderen war es aber auch die Community der Web-Entwickler und Internet- Trendsetter, der sehr daran gelegen war, auf dem Browser- Markt eine Wettbewerbssituation aufrecht zu erhalten. Viele von ihnen zählten nicht nur zu den ersten Anwendern von Firefox, sondern trugen auch selbst zur Entwicklung des Projekts bei. Vor allem die Benutzerfreundlichkeit unseres Web-Browsers überzeugte diese Anwender, das Programm weiterzuempfehlen und so den Grundstein für den Erfolg von Firefox zu legen.
CRN: Wenn man den weltweiten Marktanteil von Firefox betrachtet, gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen. So benutzen bereits 38 Prozent der deutschen Internetsurfer den Mozilla- Browser, in den USA tun dies dagegen nur 16 Prozent. Wie kommt es zu diesem Unterschied?
Nitot: Entscheidend sind hier vor allem die verschiedenen Mentalitäten: In Ländern, wo die Open Source-Idee auf eine breite Resonanz stößt, sind auch die Reaktionen auf Firefox besonders positiv. Umso mehr, wenn sich dort auch noch kluge und engagierte Helfer für unser Projekt einsetzen. Glücklicherweise trifft all dies in Deutschland für uns zu. Zudem besteht in der deutschen Öffentlichkeit auch ein besonderes Interesse an Aspekten wie Datenschutz und Security.
CRN: Der Erscheinungstermin von Firefox 3.0 ist für Anfang 2008 angesetzt. Können Sie uns bereits jetzt sagen, mit welchen Veränderungen und Innovationen die Neuversion aufwarten wird?
Nitot: Auf jeden Fall werden wir die Stärken von Firefox weiter ausbauen: Sicherheit, die leichte Anpassbarkeit des Programms und das Open Source-Prinzip. Daneben zählen zu unseren Schwerpunkten auch Performance- Aspekte sowie die Unterstützung von weiteren Web-Standards. Desweiteren überlegen wir noch, welche neuen Features wir in Firefox 3.0 aufnehmen. Einen ersten Ausblick auf Firefox 3.0 wird dann die Beta 1-Version geben, die zum Jahresende veröffentlicht werden soll.
CRN: Tatsächlich sind viele Anwender vor allem an einem schnellen und schlanken Browser interessiert. Gleichzeitig werden aber auch immer mehr Features erwartet. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Aspekte in Einklang bringen?
Nitot: Um dieses Spannungsverhältnis zu lösen, haben wir unser Add-On-System geschaffen. Power-User können sich mit einer Vielzahl an möglichen Plug-Ins ihren persönlichen Wunsch- Browser zurechtfertigen, während für gewöhnliche Anwender der standardmäßige Funktionsumfang von Firefox meist ausreichend ist. Das Add-On-System ist auch im Hinblick auf unsere Innovationsfähigkeit sehr wichtig: Wir geben Entwicklern damit die Möglichkeit, neue Features zu entwickeln, ohne dass diese gleich Standard-Bestandteile von Firefox werden. In der Folge werden diese Features von unseren Mitgliedern und Benutzern getestet und wenn sich dabei herausstellt, dass einige Funktionen auf besonders positive Resonanz stoßen, überlegen wir, wie sich diese in Firefox einbinden lassen.
CRN: Eines der Ziele von Mozilla ist es, das Ideal eines offenen Webs voranzutreiben. Der Erfolg von Mozilla Firefox, aber auch von Bit Torrent-Clients oder IRC-Netzwerken, zeigt, dass es bei den Anwendern ein starkes Interesse an freien Web-Applikationen gibt. Doch auf der anderen Seite halten Software- Unternehmen und Medienkonzerne verstärkt an dem bisherigen Urheberrechts- Modell fest.
Nitot: Die Interessen internationaler Konzerne sind im Internet ein wichtiger Einflussfaktor und werden das auch bleiben. Unserer Meinung nach ist es aber wichtig, eine Balance zwischen diesen Konzerninteressen und den Bedürfnissen der Öffentlichkeit zu finden. Und hier sehen wir die Bedeutung von Mozilla: Da wir nicht profitorientiert agieren, stehen die Interessen unserer User an erster Stelle. Natürlich brauchen wir Einnahmen, um im Wettbewerb bestehen zu können, finanzielle Interessen sind aber nicht unsere Hauptmotivation – uns geht es um die Zufriedenheit der User.