Unterhaltend
Die Deutsche Bahn gibt einem viele Rätsel auf: Warum wird im Bordrestaurant nur zu der »Rinderroulade Hausfrauen Art mit Salzkartoffeln und einem kleinen Salatteller« eine »kleine Aufmerksamkeit aus der Küche« gereicht?
Warum nicht zum »Deftigen Brotzeitteller« oder dem »rustikalen Linseneintopf mit Mettwurstscheiben«? Ganz zu schweigen von dem »Rinderfilet 180 Gramm in Pfifferlingrahmsauce mit Bohnenbündchen und Gratinkartoffeln« von der Sonderkarte September. Hierzu wäre ein Amuse bouche ja geradezu perfekt!
Das größte Geheimnis ist allerdings der mobile Brezelverkäufer, der in rätselhaften Abständen vom mobilen Eisverkäufer abgelöst wird. Warum steigen die beiden immer nur am ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe zu? Wenn es einen Kundenbedarf nach frischen Brezeln oder kühlem Mövenpick-Eis gibt, warum wird dieser dann nicht in Augsburg, Fulda oder München- Pasing befriedigt?
Und warum in aller Welt gibt es im Unterhaltungsprogramm des Bordfernsehens in den Wagen der ersten Klasse nur noch Filme, die höchstens für hartgesottene Masochisten empfehlenswert sind? So darf sich der Fahrgast im September auf »Julia Bierwirth – Logistik ist Frauensache« und »Mit dem Wolliner an die polnische Ostseeküste« freuen.
Des Rätsels Lösung ist einfach, wie Geheimdokumente von Bahnchef Mehdorn belegen, die uns zugespielt wurden: »Der Kunde muss klein gehalten werden. Reicht man ihm nur den kleinen Finger, will er gleich die ganze Hand. Ein Fahrgast, der dagegen überhaupt nichts mehr erwartet, ist auch für Almosen dankbar«, schreibt der oberste Eisenbahner an seine Belegschaft.
Der Erfolg der Deutschen Bahn AG, die jetzt sogar den Börsengang wagt, weckt neuerdings auch bei der IT-Industrie Begehrlichkeiten. Hier war es bislang üblich, dem Kunden den Hintern hinterherzutragen: Nach Kundenwunsch konfigurierte PCs, Betriebssysteme gar kostenlos dazu und vor allem die überholte Vorstellung, dem Käufer den ganzen Krempel bei Bedarf noch zusammenzubasteln. Jetzt fordern mehrere Branchenverbände ein schnelles Umdenken: Build-to-Order solle abgeschafft werden, der Kunde habe ja bei den Modellen, die zufällig herumstehen, genug Auswahl. Dienstleistungen nur noch gegen horrenden Aufpreis. Statt Beratungsgesprächen solle man lieber auf die Homepage des Herstellers verweisen.
Einen neuen Großkunden hat die IT-Industrie jetzt schon gewonnen: Eisenbahner Mehdorn will seine ICE-Flotte mit einem Internet-Zugang ausrüsten. Allerdings darf der Fahrgast dann nur auf der Startseite www.bahn.de surfen…