Used-IT: Preisverfall belastet Gebrauchtmarkt
Used-IT: Preisverfall belastet Gebrauchtmarkt. Die Preise für Used-IT fallen drastisch, das Geschäft mit Standard-PCs ist nicht mehr lukrativ. Allerdings gibt es derzeit keine Probleme auf Beschaffungsseite. Lohnend ist der Einstieg in Produktnischen oder das Geschäft mit Dienstleistungen.
Used-IT: Preisverfall belastet Gebrauchtmarkt
Der IT-Handel hat sein Portfolio um Used-IT erweitert: Fast jeder Dritte (31,8 %) verkauft zumindest gelegentlich gebrauchte IT-Produkte ? so das Ergebnis der CRN Channeltracks. Vermarktet werden primär PCs (79,6 %) und PC-Peripherie (53,7 %). Aber auch höherwertiges Equipment wie beispielsweise Server (24,1 %), Netzwerk-Produkte (20,4 %) und Storage (16,7 %) läuft über diesen Channel.
Doch derzeit sorgen sinkende Preise für schleppende Geschäfte mit gebrauchter IT: »Die Margen sind zwar gleich hoch geblieben, die Preise sinken aber immer weiter. Dadurch bleibt letztendlich weniger hängen«, bestätigt Ralf Schweitzer, Geschäftsführer vom Used-IT-Spezialisten GS Datentechnik. So ist es nur ein schwacher Trost, dass die Gewinnspannen für gebrauchtes IT-Equipment mit 15 bis 20 Prozent immer noch wesentlich höher als bei Neuware sind.
PCs sind nicht lukrativ
Geschäftsführer Schweitzer empfiehlt Händlern, sich auf Segmente wie Kopiersysteme oder Netzwerk-Produkte zu konzentrieren, da PCs nicht mehr lukrativ seien. Eine Alternative zu Standard-Rechnern seien beispielsweise Kopiersysteme. Die Firma konnte ihren Absatz in diesem Bereich im vergangenen Jahr wesentlich steigern. »Die Nachfrage nach gebrauchten Kopierern hat bei uns um 470 Prozent zugenommen«, freut sich Schweitzer. Für das laufende Jahr rechnet der IT-Remarketer mit einer weiteren Steigerung um 300 Prozent. Um der wachsenden Nachfrage Rechnung zu tragen, wurde das Angebot deutlich erweitert. Derzeit sind rund 600 Kopiersysteme von Herstellern wie Canon, Konica, Kyocera, Minolta, Panasonic, Ricoh und Xerox zu einem »sehr attraktiven Preis-Leistungsverhältnis« mit den unterschiedlichsten Ausstattungsmerkmalen regelmäßig ab Lager verfügbar. Das Unternehmen gibt auf die Produkte eine Gewährleistung von bis zu einem Jahr. »Heutzutage ist es für viele Unternehmen nicht unbedingt erforderlich, den Arbeitsplatz mit dem neuesten High-End-Gerät auszustatten«, meint der Geschäftsführer, »vielmehr ist es von Bedeutung, dass die Hardware ideal auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten ist und zu günstigen Anschaffungskosten erhältlich ist. So reichen vielfach auch ein wenig ältere Modelle aus.«
Die GS Datentechnik GmbH mit Sitz in Unterschleißheim bei München wurde 1992 gegründet und gehört heute mit 500.000 ausgelieferten Systemen im Jahr zu den europaweit führenden Unternehmen, die sich auf die Wiedervermarktung von IT-Equipment spezialisiert haben. GSD bezieht seine Ware von Unternehmen und Leasinggesellschaften. Das Produktportfolio umfasst PCs, Monitore, Drucker, Server und Netzwerk-Komponenten von HP, FSC, IBM, Toshiba, Dell, NEC, Eizo, Sun oder Cisco. Mittlerweile bestellen bereits 6.000 Fachhändler bei GS Datentechnik, »doch wir suchen noch weitere Reseller«, bekräftigt Schweitzer.
Ein guter Beschaffungsmarkt
Etwas entspannt hat sich die Lage auf dem Beschaffungsmarkt, dem Hauptproblem beim Handel mit gebrauchtem Equipment. In wirtschaftlichen Krisenzeiten vermeiden Unternehmen aus Kostengründen Investitionen in Hard- und Software. Das hat fatale Folgen für den Gebrauchtmarkt, der die steigende Nachfrage nicht befriedigen kann. »Wir merken derzeit, dass die Firmen ihre Systeme wieder häufiger austauschen. Es wird mehr investiert, die Rücklaufquoten werden höher«, betont Schweitzer. Die Studie »IT Budget 2005« der CRN-Schwesterzeitschrift Information Week bestätigt diesen Trend: Der Anteil der Unternehmen, die mehr in IT investieren wollen als zuvor, steigt weiterhin an. Fast jedes dritte Unternehmen plant in diesem Jahr höhere Ausgaben für ITK. Die im vergangenen Jahr erreichte Trendwende hält demnach an: Bereits in 2004 haben mehr Firmen in IT investiert, als in den zwei Jahren zuvor. Darüber hinaus gewinnt Leasing im IT-Bereich zunehmend an Bedeutung. Laut einer aktuellen Studie von Siemens Financial Services finanzieren 50 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland ihr IT-Equipment über entsprechende Leasing-Verträge. Zum Vergleich: Mietkauf (9%) und Bankkredite (13%) spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Leasing-Rückläufer finden nach einer entsprechenden Aufbereitung wieder ihren Weg in den Gebrauchtmarkt. »Wir haben unsere Remarketing-Abteilung ausgebaut«, konstatiert Horst Dernai, Marketing-Leiter von Siemens Financial Services. Die Finanz-Experten von Siemens arbeiten in puncto IT-Remarketing verstärkt mit externen Partnern zusammen, welche die Geräte reinigen und die Datensätze löschen.
Keine Marktkonsolidierung
Auch für Peter Bundgard, Vorstand Ergo Trade AG, gibt es derzeit keine Probleme auf Beschaffungsseite: »Seit April kommt sehr viel zurück. Viele Großfirmen tauschen derzeit ihre Systeme aus«, so Bundgard. Doch wie seine Mitbewerber beklagt auch der Chef von Ergo Trade den rapiden Preisverfall. »Es herrscht im Markt derzeit eine große Unsicherheit, wie sich die Preise entwickeln werden. Besonders das PC-Geschäft ist schwierig, die Preise werden stark nach unten gedrückt.« So liegt der HEK für einen Pentium III-Rechner mit 550 MHz derzeit nur bei rund 40 Euro. Die Firma kompensiert das schleppende Geschäft mit Standard-Produkten mit Dienstleistungen und neuen Konzepten wie beispielsweise Kurzzeit-Leasing oder Vermietung von Used-IT. »Möglicherweise werden wir auch Filialen in Osteuropa eröffnen«, erläutert Bundgard seine weiteren Pläne. Die Ergo Trade AG entstand aus dem Zusammenschluss der Ergo Trade Solutions mit der Compubizz AG. Beide Unternehmen, in Hallbergmoos bei München angesiedelt, hatten bereits in der Vergangenheit eng zusammen gearbeitet. Zu den Schwerpunkten der neuen Gesellschaft wird nach wie vor IT-Remarketing und das IT-Restpostengeschäft gehören. Zu den weiteren Stärken der AG gehören der Rollout und die Logistik für neue IT- und Peripherie-Geräte beim Kunden.
Trotz der momentanen Schwierigkeiten beim Handel mit gebrauchter IT kommt es nicht zu einer Marktkonsolidierung. Alle großen Used-Spezialisten, beispielsweise GS Datentechnik, Omnico oder Ergo Trade, sind nach wie vor aktiv. Nur Distributor COS verabschiedete sich im Februar 2004 vom Remarketing. Der einst hochgelobte Geschäftsbereich mit Gesellschaften in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz wurde eingestellt.
Händlern, die künftig auch gebrauchtes Equipment verkaufen wollen, empfiehlt der Profi Schweitzer von GS Datentechnik, gerade bei Used-IT auf Qualität zu setzen: »Dem Kunden sollte eine vernünftige Qualität geliefert werden. Wenn man nur das schnelle Geld verdienen will, ist der Kunde verbrannt.«
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INFO
Ergo Trade AG
CLC Lilienthalstraße
Lilienthalstraße 8/A, D-85399 Hallbergmoos
Tel. 0811 55536-30
www.ergotrade.de
GS Datentechnik GmbH
Siemensstraße 16, D-85716 Unterschleißheim
Tel. 089 800695-0, Fax 089 800695-295
www.gsd-gmbh.de