Preisverfall belastet Markt für Used-IT
Der Markt für gebrauchte Hardware ist schwieriger geworden: Der Preisverfall für IT-Produkte, ein zögerlicher Roll-Out von Microsoft Vista und die schlechte Wirtschaftslage sorgen für schleppende Geschäfte. Für den IT-Handel ist Used-IT aber nach wie vor eine lohnende Alternative.
In großen Containern liegen alte LCDMonitore, fünf Jahre alte Desktops, einige Server sowie zahllose Mäuse und Tastaturen. Wenig später verschickt Lucas Schmitzer, IT-Leiter eines mittelständischen Unternehmens im Osten von München, eine E-Mail, dass sich die Mitarbeiter von den IT-Resten bedienen können. »Das ist leider typisch. Unternehmen verkaufen oder verschenken die ausrangierte Hardware lieber, anstatt sie dem Gebrauchtmarkt zuzuführen«, betont Jens Deimel, Prokurist der Dataserv GmbH aus Herten. So haben Used-IT-Spezialisten wie die international operierende Dataserv Probleme, überhaupt an Ware heranzukommen. »Viele Kunden wissen nicht einmal, dass auch fünf Jahre alte Systeme noch einen Wert haben«, führt Deimel aus. Darüber hinaus verschärft der schleppende Roll-Out von Microsoft Vista das Problem der schlechten Verfüg- barkeit: »Nur wenige Unternehmen stellen von XP auf Vista um. Deswegen kommt zu wenig Ware in den Markt«, so Dataserv-Manager Deimel. Dazu käme die schlechte Wirtschaftslage. Ein Großteil der Firmen schiebe deswegen IT-Investitionen auf.
Margen sind hoch
Doch nicht nur die fehlende Ware bereitet den Firmen, die sich auf Used-IT spezialisiert haben, Kopfzerbrechen: Der rasante Preisverfall für Neuware lässt nicht nur die Preise für gebrauchte Geräte purzeln. Er wirft darüber hinaus die Frage auf, warum Firmen oder Privatkunden überhaupt ein gebrauchtes Produkt kaufen sollen, wenn die Originalware bereits billig zu haben ist. »Der Markt ist schwieriger geworden«, fasst Experte Deimel die Situation zusammen. Zur Dataserve-Gruppe gehört auch der Remarketer Omnico, der bis zum Jahresanfang noch unter eigenem Namen auftrat. Schätzungen zufolge schlägt Omnico, beziehungsweise Dataserve, 110.000 Systeme im Jahr um. Damit gehört die Firma, die wie alle Remarketer auch an den Handel verkauft, zu den größten Used-IT-Spezialisten hier zu Lande.
Die schwierigen Marktverhältnisse bekam auch die GS Datentechnik zu spüren. Im August vergangenen Jahres musste das Remarketing-Unternehmen, das zu seinen besten Zeiten etwa 90 Mitarbeiter beschäftigte und mehr als eine halbe Million Systeme auslieferte, einen Insolvenzantrag stellen.
Mittlerweile ist das Unternehmen aus Garching wieder aktiv – mit weniger Mitarbeitern und einem neuen Konzept: Keine Abhängigkeit mehr von einem großen Lieferanten, die die Firma damals in Zahlungsschwierigkeiten brachte. Die wiederaufbereiteten Produkte werden sowohl über den Fachhandel verkauft, als auch über den Export. »Leider sind noch längst nicht alle Fachhändler daran interessiert, alte Produkte ihrer Kunden an ein Remarketing- Unternehmen zu geben«, bedauert Geschäftsführer Ralf Schweizer. Er habe versucht, die Distribution für das Thema zu gewinnen, »aber für die ist das kein Thema innerhalb der Wertschöpfungskette«.
Doch trotz der schwierigeren Bedingungen kann es für den IT-Handel durchaus attraktiv sein, gebrauchte Hardware ins Portfolio aufzunehmen. »Die Margen sind nach wie vor hoch und wesentlich besser als bei Neuware«, bestätigt Matthias Krönke von der BFL Leasing. Bis zu 20 Prozent sind beispielsweise für Desktops oder Notebooks möglich. Die BFL fasst die Entwicklung von Used-IT in einem Index zusammen und beobachtet den Markt für Used-IT genau. »Ergo Trade und Dataserve dürften derzeit die beiden wichtigsten Anbieter von gebrauchter Hardware sein«, betont BFL-Manager Krönke (die führenden Firmen haben wir für Sie in einer Tabelle zusammengefasst, siehe Printausgabe). Das Geschäftsmodell der IT-Remarketer hat sich dabei im Lauf der Zeit verändert: Statt dem An- und Verkauf gebrauchter Systeme stehen heute Dienstleistungen wie beispielsweise Logistik, Datensicherheit und Aufbereitung im Vordergrund.