Versandkosten und Mautgebühr: Weniger Kosten durch Auftragsbündelung

16. Juni 2005, 0:00 Uhr |

Versandkosten und Mautgebühr: Weniger Kosten durch Auftragsbündelung. Mautgebühr, Verpackungskosten, Frachtversicherung ? pro Bestellung fallen mittlerweile bei vielen Anbietern satte Versandkostengebühren an. Und nicht immer ist für den Händler ersichtlich, wofür er im Detail bezahlen muss. Deshalb geben Reseller immer häufiger Sammelbestellungen auf, um hohe Kosten zu vermeiden.

Versandkosten und Mautgebühr: Weniger Kosten durch Auftragsbündelung

Die Mautgebühr gilt seit Jahresbeginn und beträgt pro LKW und Kilometer je nach Anzahl der Achsen und Schadstoffklasse zwischen neun und 14 Cent. Bis Ende März hat Betreiber Toll Collect nach eigenen Angaben 635.600 Fahrzeuge registriert. Rund ein Drittel davon aus dem Ausland. Der Handel befürchtete schon vor Einführung der Gebühr Preissteigerungen, sowohl beim eigenen Einkauf wie auch bei der Errechnung der Endkundenpreise. Die Crux: Bei der derzeitigen harten Wettbewerbssituation mit Sinkflugpreisen der Retail- und Online-Vermarkter-Konkurrenz kann sich kaum ein Händler steigende Preise, verursacht durch erhöhte Lieferkosten ? ob nun im Einkauf oder im Vertrieb ? leisten. »Die aufgeschlagenen Frachtkosten sind ohnehin kaum zu durchschauen, warum muss nun außerdem noch eine Mautgebühr aufgeschlagen werden?«, fragt sich Torsten Stephan von der Compusoft GmbH aus Friedrichshafen.

Lieferkosten nach »Art des Hauses«

Für viele Distributoren sind die Frachtkosten ohnehin »ein rotes Tuch«, weiß Hans-Joachim False, Einkaufsleiter der Händlerkooperation Akcent Computerpartner, die Händlerkritik an undurchsichtigen Lieferkosten sei nämlich groß. Das liegt vor allem daran, dass die Lieferanten diese Kosten ganz unterschiedlich handhaben: Ob als Pauschale berechnet oder in Staffelpreisen, ob speziell angeführt oder in den HEK verrechnet ? die meisten Distributoren verfahren hier nach »Art des Hauses«. Unterschiedlich auch, welche Kosten die Distributoren erheben: Die Lieferkosten beinhalten je nach Anbieter so verschiedene Posten wie Verpackungsgebühren, diverse Versicherungen oder Umweltpauschalen. Und seit 1. Januar auch immer häufiger Mautgebühren, schließlich bekommen auch die Grossisten von ihren Herstellern diese Gebühren häufig in Rechnung gestellt. Bisher geht die Distribution noch vorsichtig mit den neuen Kosten um: »Manche Distributoren verzichten auf eine zusätzliche Erhebung der Mautgebühr in den Lieferkosten, andere berechnen sie zwar, aber bieten als Kompensation andere Vorteile«, präzisiert False. Die Wortmann AG beispielsweise verzichtet aus »Fairness-Gründen« auf die zusätzliche Straßengebühr: »Wir sind entschieden dagegen, diese neue Belastung an die Kunden weiterzugeben«, heißt es in einer Firmenstellungnahme zu diesem Thema. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wolle das Unternehmen seine Partner durch pauschale Aufschläge nicht finanziell belasten. Auch Jürgen Münstermann, Vertriebsleiter von TK-Distributor ENO Telecom, hält nichts von den zusätzlichen Lieferkosten: »Wir tragen die Mehrkosten für unsere Kunden«.

Broadliner Ingram Micro betont hingegen, dass man schließlich selbst durch die Einführung der Mautgebühr erhöhte Kosten habe: »Wir erheben pro Auftrag eine Pauschale von 50 Cent, das entspricht den Gebühren, die uns die Speditionen in Rechnung stellen«, erklärt Gerhard Schulz, Sprecher der Ingram-Micro-Geschäftsführung. Gernot Sonnek, Geschäftsführungsmitglied und Verkaufschef von Devil Computer, meint dazu: »Nein, wir erheben keine Mautgebühren, obwohl einige unserer Lieferanten uns die Lkw-Maut weiterberechnen.«

Bestellverhalten ändert sich

Da durch zusätzliche Versandkosten viele Händler inzwischen mit gestiegenen Gebühren rechnen müssen, hat sich auch das Bestell-Verhalten der Reseller mittlerweile verändert: »Ich bestelle möglichst hohe Volumen, damit die Frachtkosten entfallen«, meint beispielsweise Torsten Oestmann von der Hamburger Oestmann GmbH. Die meisten Distributoren erheben Pauschalen von sechs bis acht Euro, wobei die jeweilige Gebühr nach Volumen und Gewicht gestaffelt ist. Damit »belohnen« sie gebündelte Bestellvorgänge. »Kunden terminieren ihre Aufträge und sammeln bis dahin die Tagesbestellungen«, erklärt Münstermann. Auch Sonnek registriert eine »leichte Zunahme von Fachhändlern, die zumindest gut nachgefragte Topseller gebündelt bestellen«. Lorenzo Petagine, Vertriebsleiter des TK-Distributors Degen, hat beobachtet: »Händler halten immer weniger auf Lager. Viele bestellen deshalb mehrfach pro Tag und verlassen sich darauf, dass wir die Bestellungen bündeln.« Thomas Veith, Geschäftsführer des Zubehör-Spezialisten Soft Carrier, geht außerdem davon aus, dass Reseller künftig auch »verstärkt Dropshipment-Services nutzen werden«. Außerdem registrieren die Grossisten vermehrt, »dass Fachhändler zur Senkung von Kosten und Verwaltungsaufwand verstärkt über einen statt mehrere Distributoren ordern, wenn sie dort alles aus einer Hand bekommen«, fügt Sonnek hinzu.

Durch gebündelte Bestellungen minimieren Händler die Versandkosten, indem sie möglicherweise anfallende Mindermengenzuschläge umgehen und erreichen bei vielen Distributoren Frachtkostenfreiheit ab einem bestimmten Bestellwert. So liefert Distributor Degen ab einem Bestellwert von 600 Euro lieferkostenfrei.

Vergünstigungen bei Online-Bestellungen

Bei Soft Carrier entfallen die Frachtkosten bereits ab einem Bestellwert von 250 Euro, allerdings nur, wenn die Bestellung über den Web-Shop des Distributors aufgegeben wurde. Viele Distributoren bieten bei den Versandkosten solche zusätzlichen Vergünstigungen für online aufgegebene Bestellungen, schließlich bedeuten über das Web abgewickelte Standardbestellungen auch für die Distributionsunternehmen weniger Aufwand und Kosten. Während Ingram Micro bei Online-Bestellungen nur eine Pauschale von acht Euro erhebt, sind die Versandkosten für Bestellungen, welche nicht übers Web aufgegeben werden, nach Gewicht gestaffelt: von 14,50 Euro für Warenbestellungen unter 100 Kilogramm bis 100 Euro für Warenbestellungen über 750 Kilogramm. Über das Online-Portal bestellen Fachhändler also mitunter deutlich günstiger. Mit ein Grund, warum der Anteil der Bestellungen über das Internet oder gekoppelte Warenwirtschaftssysteme stetig steigt: »Bei Ingram Micro gehen mittlerweile mehr als 65 Prozent aller Bestellungen elektronisch ein«, versichert Schulz.


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