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Verzogen

Verzogen. »Die Telekom ist 10 geworden, die Feier ist bald aus. Noch schnell den zehnten Rauschkauf kaufen und dann geht?s ab nach Haus«, so tönte es vergangene Woche mit lustiger Musik untermalt aus dem Radio. Der Konzern hatte diese Werbeform jedoch nicht gewählt, um 32.000 Mitarbeitern die wenig frohe Botschaft von ihrer Entlassung auf amüsante Art und Weise näher zu bringen.

Autor:Redaktion connect-professional • 9.11.2005 • ca. 1:45 Min

Verzogen

Auch wurde nicht für Telekom-Aktien geworben, die angesichts eines Nettogewinns von 4,6 Milliarden Euro durchaus an Attraktivität gewonnen haben. Nein, schlicht und einfach sollte darauf hingewiesen werden, dass es in den T-Punkten günstige Kommunikationsprodukte zu erwerben gab.

Ob beim Konsument, der nun neben Öko-Steuer, Solidaritätszuschlag, Pflegeversicherung und privater Altersvorsorge auch noch die Frühpension des ehemaligen Telekom-Verwaltungsapparates bezahlen muss, dafür noch ein paar Groschen übrig sind, ist fraglich. Schließlich steht die FIFA-Fußball-WM 2006 vor der Türe, und landauf, landab quengeln die Heranwachsenden schon, weil sie die dazu passende Fan-Ausrüstung benötigen. Unbedingt!

Auch hier ? wie durch ein Wunder ? profitiert die Telekom, ist sie doch seit 21. Juni dieses Jahres »Premium-Partner« des DFB. Dieser 21. Juni wird allerdings noch mal als schwarzer Tag des deutschen Fußballs in die Geschichte eingehen. Wie CRN erfuhr, planen die in Würde ergreisten Direktoren der Welt- und Europafußballverbände nämlich eine tief greifende Reform der Wettbewerbsmodi: Erstklassig bleibt auf internationaler Ebene nur, wer auch einen erstklassigen Sponsor im Rücken bzw. auf der Brust hat. Denn schließlich müssen auch FIFA und UEFA ihr karges Überleben sicherstellen. Die deutsche Nationalelf scheidet damit automatisch aus, ist doch die Telekom nach dem Telefonica-O2-Deal nur noch Nummer zwei in Europa. Zu wenig, wie die FIFA-Offiziellen bemängeln. Glück für Klinsi: Bis der DFB einen neuen Sponsor gefunden hat, darf er mit seinem Nachwuchskader gegen Fidschi und Costa Rica antreten. Pech dagegen für Uli: Da der FC Bayern ja auch eng mit der T-Com verbandelt ist, darf er auch nicht mehr in der höchsten europäischen Spielklasse mitmischen. Sportlich hätte er es eigentlich verdient.

Natürlich hat Hertha BSC Berlin mit dem Sponsor Arcor ebenso wie der VfB Stuttgart mit Debitel auf internationalem Parkett weder sportlich noch wirtschaftlich mehr eine Chance: Für beide reicht es leider wegen des Sponsors mit lediglich lokaler Bedeutung nicht mal mehr in den auch als »Champions League des Warschauer Paktes« bezeichneten UEFA-Pokal. »Sports follows Economics«, so der Wahlspruch: Folgerichtig hat der aufstrebende ukrainische Klub Shaktar Donezk, der vom dynamischen ukrainischen Mobilfunkanbieter Life gesponsert wird, den guten alten VfB (mit Debitel) in Stuttgart 2:0 abserviert.

Arsenal (O2) darf dagegen in der Champions League bleiben, bei Manchester United (Vodafone) beraten sich die Experten noch. Ganz traurig sieht es für Real Madrid aus: Nach der Übernahme der Siemens-Handysparte durch Benq müssen die Königlichen in der kommenden Saison in lila Trikots auflaufen.