Test: Voice-over-IP-Anlage von Avaya

VoIP für Dummies

9. Oktober 2007, 0:01 Uhr | Andreas Stolzenberger

Avaya one-X Quick Edition – Eine SIP-Telefonanlage zu konfigurieren benötigt Zeit und Know-how. Eine sich selbst konfigurierende PBX will kleinen Unternehmen diesen Aufwand ersparen.

Wer eine SIP-Telefonanlage nutzen möchte, muss in der Regel zunächst einen PBX-Rechner aufsetzen und konfigurieren. Ist diese Arbeit erledigt, kann der Verwalter nach und nach die Telefone einrichten und in Gang bringen.

Avayas One-X Quick-Edition funktioniert ohne zentrale PBX und zielt auf Unternehmen mit bis zu 20 Nebenstellen ab. Das erste aktive Telefon in einem Netzwerk übernimmt die Master-Rolle. Weitere Apparate finden den Master per Multicast im LAN und gleichen die Konfigurationsdaten untereinander ab. Alle Nebenstellen bleiben dabei in Kontakt miteinander. Fällt der Master oder irgendein anderes Telefon aus, bleibt die Anlage dennoch funktionstüchtig, da jedes Telefon die komplette Konfiguration des SIP-Verbands kennt.

Die Peer-to-Peer-Telefonanlage Onex-X Quick-Edition hat sich Network Computing im Labor Poing angesehen. Zum Test erschienen drei Telefone, ein ISDN-Gateway und ein Hub für analoge Telefone. Bei den Telefonen handelt es sich um Avaya-IP-Geräte der Serie 4600, welche mit der speziellen Quick-Edition-Firmware arbeiten. Das G20-Gateway bindet zwei S0-Anschlüsse an das LAN, und der Analog-Hub A10 ATA steuert vier Analog-Apparate als SIP-Nebenstellen. Laut Hersteller arbeiten an diesem Hub sowohl Faxgeräte als auch analoge Telefone.

Einmal an dem PoE-Ethernet-Switch HP Procurve 5406 angeschlossen, starten die Telefone und holen sich IP-Adressen vom DHCP-Server des Labors. Danach suchen die Geräte ihresgleichen im Labor-Netzwerk und vereinbaren die Nebenstellennummern. Diese zunächst automatische Vergabe kann der Verwalter später ändern. Jeder Apparat stellt einen eigenen Web-Server im LAN bereit. Darüber können Anwender die Konfiguration ihres Telefons und der Administrator die Einstellung der kompletten Anlage einrichten. Das Web-Interface der aktuellen Firmware-Version 7.2.1938 ist leider recht mäßig. Viele Konfigurations-Optionen fehlen, obwohl die Funktionen am Telefon selbst zur Verfügung stehen.

Dazu zählen die Konfiguration von Datum und Uhrzeit ebenso wie die Verwaltung eines persönlichen Telefonverzeichnisses. Das ärgert den Anwender, denn so muss er Namen und Nummern umständlich über die Telefon-10er-Tastatur im SMS-Stil eintippen. Die Web-Dialoge zur Systemkonfiguration der Anlage lassen zu wünschen übrig.

Um MSNs auf das ISDN-Gateway zu konfigurieren, muss der Administrator zuerst in das Menü »SIP-Proxy« und dann zu »Kennungen«. Nur wenn hier die Nummern im Verzeichnis stehen, kann sie der Verwalter später in der Gerätekonfiguration dem ISDN-Gateway zuweisen – keine sehr logische Vorgehensweise.

Auch die Lokalisierung erfüllt nicht die Erwartungen: Die Telefone zeigen Datum und Uhrzeit nur im amerikanischen Stil mit dem Monat vor dem Tag und der Zeit im 12-Stunden-System. Anstatt »Rufnummer« trägt der Dialog zum Eintragen externer Kurzwahlen im Web-Interface die Bezeichnung »Anzahl«.

Das Menü Dienstanbieter erlaubt, die Anlage via Internet an einen SIP-Provider anzubinden. Laut Hersteller funktioniert das aktuell aber nur mit wenigen ausgewählten Anbietern wie QSC, nicht aber mit Sipgate. Auch lässt sich die Anlage weder mit SIP-Telefonen noch -PBX-Lösungen anderer Hersteller betreiben.

Die Telefone an sich sind gut verarbeitet, leicht zu bedienen und offerieren eine sehr gute Sprachqualität. Jedes Telefon hat einen LAN-Ein- und Ausgang, so dass ein LAN-Anschluss für Telefon und Arbeitsplatz genügt. Die Teleworker-Funktion erlaubt, dass der Apparat aus einem anderen Netzwerk über einen Router den Pfad zu seinen Kollegen findet. So lassen sich Home-Office-Arbeiter problemlos via VPN anbinden.

Negativ ist hingegen der Preis: Mit 320 oder 460 Euro fallen die Avaya-Geräte drei bis vier Mal so teuer wie reguläre SIP-Telefone aus.

Fazit: Die Idee mit dem sich selbst konfigurierenden SIP-Netzwerk für kleine Unternehmen ist gut. Das initiale Setup ohne Benutzer-Interaktion zeigt, dass das Konzept aufgeht. Auch funktionieren die Telefone im Test ohne Schwierigkeiten. Die Web-Dialoge zur Konfiguration der System- und Telefoneinstellungen lassen aber noch jede Menge Wünsche offen. Hier muss Avaya dringend nachbessern. Die Komponenten fallen nicht gerade günstig aus.


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