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Wahrheiten

Dem Netzwerk stehen große Veränderungen bevor; Konvergenz wird zur Norm. Das lassen uns die Hersteller zu jeder passenden Gelegenheit wissen.

Autor:Redaktion connect-professional • 26.9.2007 • ca. 2:20 Min

Stefanie Karl-Mutzbauer,

Redakteurin

Dem Netzwerk stehen große Veränderungen bevor; Konvergenz wird zur Norm. Das lassen uns die Hersteller zu jeder passenden Gelegenheit wissen. Die mageren Zeiten seien vorbei, die Wirtschaft befinde sich vor dem Aufschwung, und damit seien auch wieder Budgets für das Netzwerk frei. »In den nächsten vier Jahren ist VoIP eine der Prioritäten für die Unternehmensnetzwerke«, war von Nick Lippis, CEO des Unternehmensberaters Lippis Enterprises, zu erfahren. »Die Möglichkeit, die Telefonie in das Datennetz zu integrieren, ist darüber hinaus eine der wenigen verbleibenden Möglichkeiten, Kosten zu senken.« Zudem verändere sich die Arbeitswelt. Einzelne Arbeitsgruppen sitzen nicht mehr eng beisammen, sondern sind vielmehr geografisch verteilt. Damit ist auch eine einfache »konvergente« Kommunikation nötig, mit der sich die einzelnen Mitarbeiter jederzeit und mit unterschiedlichen Technologien möglichst kostengünstig verständigen können. Und so wird VoIP nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig.

Auch die Marktforscher zeigen sich in Sachen Konvergenz sehr optimistisch. IDC erwartet allein für dieses Jahr ein Wachstum von vier Prozent; Synergy Research geht sogar davon aus, dass die Anzahl der verkauften IP-Telefonleitungen in diesem Jahr auf das Doppelte von 2003 steigen wird.

All diese Aussagen wecken die Erinnerung an Dr. Faust: »Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.« Wenn das die »Wahrheiten« über VoIP sind, warum hat sich der Boom nicht viel früher gezeigt? War es bisher nicht notwendig, nach einer effizienteren Unternehmenskommunikation zu suchen?

Eine »Wahrheit« ist aber auch, dass der Umstieg auf eine konvergente Umgebung ein bitteres Geheimnis in sich birgt, das die meisten Hersteller gerne ignorieren. Viele Unternehmen sind gar nicht bereit, ein solches Projekt anzugehen. Genau dies hat jetzt allerdings Avayas CEO Don Peterson zugegeben: »VoIP benötigt in den meisten Fällen ein Upgrade des Netzes«, so seine »Wahrheit«. Das ist eine schwerwiegende Aussage, kommt sie doch von einem der größten Verfechter der konvergenten Technologie. Peterson ist zwar von den Vorteilen von VoIP überzeugt, fragt sich aber, ob sie letztendlich für die Unternehmen bedeutender sind als die notwendigen Desktop-Upgrades oder die kompliziertere Systemverwaltung. Die Frage stellt sich auch Management-Spezialist Packeteer. »Wer telefoniert, erwartet ohne Wenn und Aber, dass die Sprachübertragung funktioniert«, so Roger Hockaday von Packeteer, »aber die Sprache muss in konvergenten Umgebungen genauso um die Bandbreite kämpfen wie jede andere Anwendung.« Zu lösen sei das Problem nur durch ein entsprechendes Management, das den IT-Verantwortlichen wiederum neue Herausforderungen und mehr Arbeit ins Haus bringt.

Laut Angaben des Sicherheitszertifizierers Security for Business haben die mittelständischen Firmenchefs keine Zeit, sich mit der Sicherheit im eigenen Unternehmen zu beschäftigen, und reagieren lediglich auf Probleme. Wenn das die Wahrheit ist, haben sie wohl noch weniger Zeit, sich mit dem Einsatz von neuen IT-Technologien zu befassen.

Letztlich gibt es viele »Wahrheiten«, wenn es zu VoIP kommt. Für die einen ist es eine Technologie, die heute Realität werden muss, und für die anderen immer noch ein Spielzeug für Technik-Freaks. Richtig ist sicherlich, dass die Vorteile der Konvergenz nicht bei irgendwelchen Kostenvorteilen liegen, sondern vielmehr bei den Anwendungen, die ohne eine integrierte Sprach-Datenumgebung gar nicht möglich wären.

Für Avayas Peterson ist es eine Wahrheit, dass IP-Telefonie im Unternehmen in jedem Fall kommt, es aber bestimmt noch 20 Jahre dauern wird, bis die traditionellen Telefoniesysteme verschwinden.