Mobiltelefone: iPhone-Psychologie

Warum iPhone-User verkappte Fanatiker sind

18. Dezember 2009, 15:32 Uhr | Bernd Reder
Aber einen tollen Kompasshat das iPhone!

So gut wie alle Besitzer eines iPhone verteidigen ihr Smartphone mit Zähnen und Klauen, wenn jemand es wagt, kritische Bemerkungen über ihr Kleinod zu machen. Die Beratungsgesellschaft Strand Consult vermutet deshalb, die Mehrzahl der »iPhonista« leide unter dem Stockholm-Syndrom.

Für den echten iPhone-Fan: Dieses Edel-Exemplar "Supreme" kostet 3 Millionen Dollar.
Für den echten iPhone-Fan: Dieses Edel-Exemplar "Supreme" kostet 3 Millionen Dollar.

Zugegeben, das iPhone sieht schick aus, es lässt sich leicht bedienen und es stehen in Apples App-Store mittlerweile mehr als 100.000 Anwendungen für das Smartphone zur Verfügung. Doch das Mobiltelefon hat auch Schattenseiten, etwa den geradezu absurd hohen Preis, die fehlende Multitasking-Fähigkeit und die Beschränkung auf den eingebauten Speicher. Denn einen Slot für eine SD- oder microSD-Karte hat das iPhone nicht.

Doch wehe, ein iPhone-Agnostiker konfrontiert einen Apple-Jünger mit solchen Argumenten. Dann, so die dänische Telekommunikations-Beratungsgesellschaft Strand Consult, wird der Betreffende mit Gegenargumenten geradezu überschüttet.

Dies ähnle dem Verhalten, das im Sommer 1973 die Geiseln von Bankräubern in Stockholm zeigten, als sie nach fünf Tagen in der Hand der Geiselnehmer auf die Polizei »prallten«: Die Ex-Geiseln nahmen ihre Peiniger in Schutz und zeigten gegenüber den Behördenvertretern ein abweisendes Verhalten.

Dieses Phänomen der Solidarisierung zwischen Tätern und Opfern wird seitdem von Psychologen Stockholm-Syndrom genannt.

Strand hat typische Antworten von iPhone-Usern zusammengetragen, die sich mit bösen, bösen Zweiflern konfrontiert sahen. Hier die zehn interessantesten Argumente:

1. Warum unterstützte das erste iPhone keine 3G-/UMTS-Netze?

Antwort: Wozu brauchen Nutzer denn UMTS? Sie können das iPhone doch auch ohne UMTS verwenden.

Kommentar: Nun, dabei vergessen die iPhone-Fans, dass Apple das Telefon speziell für den Internet-Zugang ausgelegt hat. Und der funktioniert nun einmal komfortabler mit einer schnellen Verbindung.

2. Die Digicam des iPhone hat im Vergleich zu Kameras anderer Handyhersteller eine dürftige Qualität.

Antwort: Stimmt nicht, die Kamera ist genau auf die Anforderungen der Nutzer zugeschnitten und macht fantastische Bilder.

Kommentar: Unscharfe Fotos unterstreichen vermutlich die künstlerischen Ambitionen des iPhone-Nutzers. Scharfe Fotos kann im Zeitalter von Autofokus ja jeder machen.

3. Man kann den Akku des iPhone nicht wechseln.

Antwort: So gut wie kein Nutzer eines Mobiltelefons läuft mit einem Ersatz-Akku in der Tasche herum. Also warum sollte das Ding auswechselbar sein?

Kommentar: Vermutlich sind iPhone-Nutzer besonders kommunikative Menschen. Wenn der Akku defekt ist, tragen sie ihren Liebling lieber zum Händler und halten mit demselben ein Schwätzchen, während der an dem Gerät herumschraubt.

4. Das iPhone ist »Low-Tech« in einer schicken Verpackung.

Antwort: Apple hat die Kombination aus Design Benutzerschnittstelle auf ein bislang unerreichtes Niveau gehoben. Daher spielen technologische Details keine Rolle.

Kommentar: Schade, dass der Großteil der anderen Handyhersteller nach dem Grundsatz verfährt, »Form follows Function«, also zuerst die Funktion, dann das Design.

5. Nur Apple entscheidet, welche Anwendungen für das iPhone freigegeben werden.

Antwort: Das ist gut so, denn Apple verhindert dadurch, dass fehlerhafte Software auf das iPhone gelangt.

Kommentar: Apple verhindert dadurch aber auch, dass der Nutzer selbst entscheiden kann, welche Software er installieren möchte und welche nicht. Sind somit iPhone-User unselbständiger als Besitzer von Windows-Mobile-, Android- oder Symbian-Geräten?


  1. Warum iPhone-User verkappte Fanatiker sind
  2. 6. Man kann das iPhone nur bei ausgewählten Mobilfunk-Carriern kaufen.

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