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Softline-Chef Christoph Michel im Gespräch mit CRN

Was Softline-Chef Michel plant

Mehr Baustellen als geahnt musste Softline-Chef Christoph Michel abarbeiten. Knapp ein Jahr nach seinem Amtsantritt sieht er die Softline AG und ihre Tochterfirmen Trademail und Prometheus trotz der Krise auf einem guten Weg. CRN sprach mit Michel über Altlasten, die Zukunft der Softwaredistribution und den schweren Weg der Softline AG, die kein Distributor mehr sein will.

Autor:Martin Fryba • 27.5.2009 • ca. 1:45 Min

Softline-Chef Michel: Hätte früher durchgegriffen, wenn er schon beim Kauf des Distributors Maily an der Spitze von Softline gestanden wäre.
Inhalt
  1. Was Softline-Chef Michel plant
  2. Systemhausverbund soll entstehen

CRN: Die Wirtschaftskrise spürt auch die Softline AG, dabei stehen die Sommermonate ja noch aus. Befürchten Sie einen weiteren Einbruch bei den Umsätzen?

Michel: Wir spüren ganz klar eine Zurückhaltung bei Großkunden, die ihre Projekte verschieben. Ganz generell sehe ich für viele Unternehmen eine Durststrecke im Sommer kommen. Wir haben uns aber darauf eingestellt und ich glaube, dass im vierten Quartal die Investitionsbereitschaft wieder stärker ausgeprägt sein wird als das gegenwärtig zu beobachten ist.

Insbesondere in der Softwaredistribution, also der Softline-Tochtergesellschaft Trademail, sieht es ja nicht rosig aus.

Die Trademail ist heute auf jeden Fall wesentlich besser aufgestellt als noch vor einem Jahr. Es wäre dramatisch gewesen, hätten wir den Kostenblock hier nicht deutlich gesenkt. Das haben wir bei der Trademail bereits getan. Wir haben jetzt klare Strukturen geschaffen, sowohl intern als auch im Vertrieb. Außerdem zahlen sich nun die Synergien nach dem Kauf der Maily von Cancom aus: Ein Standort in Offenburg, gemeinsame Logistik, gemeinsamer Einkauf, klare Kundensegmentierung, ein schlagkräftiger Vertrieb, Umstellung des Provisionsmodells auf Team-Kommission und das unter der Verantwortung eines und nicht dreier Geschäftsführer.

Apropos drei Geschäftsführer bei der Trademail. Waren die internen Querelen in der Führungsspitze der Grund, warum das Zusammenlegen zweier Softwaredistributionsfirmen innerhalb der Softline AG fast zwei Jahre gedauert hat? Ist da nicht viel kostbare Zeit verloren gegangen?

Man hätte sich in der Tat früher über Maßnahmen unterhalten sollen, wie Synergien erreicht werden können. Ich blicke aber nicht zurück, sondern nach vorne. Im Übrigen war der Kauf der Maily ein richtiger Schritt, der nun wesentlich dazu beiträgt, dass die Trademail die Wirtschaftskrise gut überstehen kann.

Hat denn die mittelständische Softwaredistribution überhaupt eine Zukunft? Software haben auch alle Broadliner im Portfolio.

Die Trademail ist mit ihren drei Säulen Großkunden wie führende Systemhäuser, dem Fachhandelsvertrieb sowie der Sparte Retail gut aufgestellt. Gerade unsere Kunden aus dem Fachhandel stützen derzeit das Geschäft, weil sie die professionelle Produktberatung unserer Vertriebsspezialisten schätzen. Die Trademail hat über 11.000 Fachhändler, davon bestellen rund 7.000 regelmäßig. Das sind Reseller, die sich nicht in den Kundendateien großer Softwarehersteller befinden. Mit Hilfe unseres Vertriebs und Marketings öffnen wir solchen Herstellen auch diesen Absatzkanal. Im Retail sind wir sehr gut aufgestellt. Einer unserer Kunden hat mit der Trademail als Fulfillment-Partner einen unbefristeten Vertrag geschlossen. Außerdem zeigt uns auch eine aktuelle Kundenumfrage der GfK, dass wir mit der Trademail auf dem richtigen Weg sind. Klare Antwort: Die Softwaredistribution, so wie Trademail sie betreibt, hat eine Zukunft.