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Web 2.0: Kollaps der Netze?

Web 2.0: Kollaps der Netze? Die Web 2.0-Technologien und -Plattformen haben ­eine Vielzahl interessanter und lukrativer Geschäftsmodelle hervorgebracht und sind aus dem täglichen Leben der Endanwender und Unternehmen nicht mehr wegzudenken.

Autor: Redaktion connect-professional • 25.9.2008 • ca. 2:15 Min

Applikationen wie YouTube, MySpace oder Flickr sorgen dafür, dass die Zahl der User und das damit verbundene Datenaufkommen in einem enormen Tempo zulegen. Hochperformante, funktionstüchtige Datennetze sind dabei für die Anwender eine Selbstverständlichkeit – lange Ladezeiten, Kapazitätsengpässe oder gar Seitenausfälle kann sich an dieser Stelle keine Plattform in einer Zeit beliebiger Austauschbarkeit mehr leisten.

Begrenzte Kontrolle In diesem Zusammenhang stellt sich für Service Provider, Carrier und Analysten verstärkt die Frage, inwieweit die hierfür benötigte Infrastruktur mit dieser rasanten Entwicklung Schritt halten kann. Und, wie steht es in diesem Kontext um den Ausbau der er­forderlichen Netzkapazitäten? Glaubt man den Prophezeiungen einer aktuellen amerikanischen Studie, wird es nicht nur zu Engpässen im Netz, sondern bis 2010 zu einem regelrechten Kollaps kommen, der die Übertragungsgeschwindigkeiten im Internet wieder auf Modemqualität reduzieren könnte. Es scheint, als fordere Web 2.0 in absehbarer Zeit seinen Tribut und damit einhergehend eine Verknappung der Netz­kapazitäten. Fakt ist, dass sich das Datenvolumen im Web 2.0 jährlich mindestens verdoppelt bis verdrei­facht. Die von Nutzern generierten ­Inhalte, wie ­ Vi­deos in HD-Auflösung und Audio­dateien in CD-Qualität treiben den Bandbreitenbedarf in die Höhe. Unternehmen, die ihren Endusern die entsprechenden Dienstleistungen anbieten wollen, benötigen hierfür immer höhere Server- und Leitungskapazi­täten. Fakt ist somit auch, dass Web 2.0 ein klarer Treiber für die Infrastruktur ist, mit der die Unternehmen Schritt halten müssen. An dieser Stelle sind Netzwerkbe­treiber und Hosting Provider gefragt, welche die benötigten Bandbreiten und performanten Netzinfrastrukturen für die Bereitstellung der Web 2.0-Angebote gewährleisten können. An dieser Front hat sich aber bereits einiges getan, denn Service Provider haben die Entwicklung bereits in ihre Wachstumsstrategie einbezogen und massiv in den internationalen Ausbau ihrer Backbone-Kapazitäten investiert – teilweise wurden diese mittlerweile verzehnfacht. Die kontinuierliche Erweiterung von Rechenzentrumsflächen stellt darüber hinaus den benötigten Speicherplatz und die Serverleistungen zur Verfügung, die für die anspruchsvollen und dynamisch wachsenden Plattformen der Geschäftskunden benötigt werden. Flexibilität und Kundenorientierung stehen hier an erster Stelle. So ist zum Beispiel das Datenaufkommen für Web 2.0-Portale wesentlich schwerer abzuschätzen, denn der Anbieter kann nur begrenzt kontrollieren, wie viele Inhalte die Nutzer auf seiner Plattform ablegen und zu welchem genauen Zeitpunkt diese hoch­geladen oder abgefragt werden. Darüber hinaus schwanken je nach Popularität eines Portals die gleichzeitig zu transferierenden Datenvolumina. Für diese Fälle Überkapazitäten bereitzustellen, wäre keine optimale Lösung, weil insbesondere Web-2.0-Startups mit geringem Startkapital beginnen. An dieser Stelle kommen migrationsfähige und hoch skalierbare Lösungen zum Einsatz, mit denen sich die Leistungsfähigkeit der Portale steigern lässt, ohne dass es mit einem überproportionalen Anstieg von Hardware-Ressourcen einhergeht. Aber auch durch optimierte Loadbalancing-Verfahren, die speziell auf die Bedürfnisse der jewei­ligen Plattformen abgestimmt sind, werden Peak-Situationen abgefedert, ohne dass es zu Performanceeinbußen kommt. Der Web 2.0-Boom wird auch weiterhin anhalten und eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Web 2.0-Technologien nach sich ziehen. Solange Netzwerkbetreiber und Service Provider auch zukünftig bereit sind, in den Ausbau ihrer Kapazitäten zu investieren und intelligente Lösungen anbieten, die auf das Userverhalten abgestimmt sind, wird eine Verknappung von Netzkapazitäten kein Thema sein.

Diethelm Siebuhr ist Geschäftsführer Easynet Deutschland/Schweiz.